„Dieses ständige Lügen zielt nicht darauf ab, das Volk eine Lüge glauben zu machen, sondern darauf, dass niemand mehr irgendetwas glaubt. Ein Volk, das nicht mehr zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden kann, kann auch nicht zwischen richtig und falsch unterscheiden. Und ein solches Volk, das sich seiner Macht, zu denken und zu urteilen, beraubt sieht, ist auch, ohne zu wissen und zu wollen, dem Gesetz der Lüge vollständig unterworfen. Mit einem solchen Volk kann man dann machen, was man will.“ (Hannah Arendt)
Das kurze Frühjahr der Normalität
(Hans Magnus Enzensberger möge mir diese Anleihe verzeihen) endete jäh am 5. Juli mit einem „Crash“. Wie schon beim Cortison im letzten Jahr lies sich der Effekt der Symptomlinderung auch mit den Nikotinpflastern nicht wiederholen. Dies läßt Zweifel an der Theorie zum Wirkmechanismus – siehe Beitrag vom 30. Mai – aufkommen. An den massiven Nebenwirkungen war aber immerhin zu spüren, dass das Nikotin eine Wirkung zeigte.
So schlecht wie im letzten Monat ging es mir mit dem Long-Covid bislang aber noch nie. Bettlägerig für 22+ Stunden am Tag ist die morgendliche Hygiene auf vier Projekte (Toilette, Zähneputzen, Rasieren und Duschen) mit Ruhephasen dazwischen aufgeteilt, wobei die letzten beiden Projekte an zwei von drei Tagen eher ausfallen.
Ein neues Experiment mit niedrig dosiertem Naltrexon (Low Dose Naltrexon, LDN) hat begonnen. Allerdings wird die Phase der Aufdosierung bis auf 4mg/Tag ca. 3-4 Wochen dauern.
Stay tuned.
Jakarta – dem Untergang geweiht
die Stadt versinkt langsam im Meer. Nach neueren Berechnungen wird bereit 2050 der gesamte Stadtbereich unterhalb des Meeresspiegels liegen. Deshalb entsteht bereits auf Borneo mit Nusantara die neue Hauptstadt. Im alten Hafen von Batavia kann man diesen Untergang unmittelbar miterleben. Die alten Kaianlagen liegen schon einen Meter unter dem Meeresspiegel und wurden schon vor Jahren mit einer zusätzlichen Mauer versehen. Diese reichte auch nicht mehr aus und wurde deshalb provisorisch mit Sandsäcken und Erdwällen erhöht. Auch dieses Provisorium ist inzwischen wirkungslos, also wird die nächste höhere Mauer um die Kais gezogen während das Wasser bereits auf den Straßen steht.

Links die mit Sandsäcken und Erdwall verstärkte Mauer, das Wasser steht trotzdem im Hafen.

Die alte Mauer wird wieder freigelegt und durch eine neue und höhere ergänzt.
Insgesamt wirkte Jakarta auf uns nicht nur laut und chaotisch sondern auch irgendwie kaputt und bereits aufgegeben. So ist auch das Tor zur alten Chinatown ungewohnt farblos.

Diese alte Uhr steht auf dem Bahnhof. Es ist nett dem Pendel und dem Uhrwerk bei der Zeitmessung zusehen zu können. Aber so wie hier das „neue“ Gehäuse überhaupt nicht zur Uhr passt erscheint uns die Uhr als passendes Sinnbild für diese Stadt.

Wir werden heute Abend von hier zurückfliegen und damit dieses Kapitel beschließen.

Tuktuk ade
Nach einer Woche verlassen wir Tuktuk und machen uns auf den Heimweg über Medan und Jakarta. Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt und wären noch gerne länger geblieben. So bleibt heute der Wunsch, dass es nicht unser letzter Aufenthalt hier gewesen ist.

Ein letzter Blick zurück, wir haben hier die Ruhe und freundliche Atmosphäre genießen können.
On the road again
waren wir nur für einen Tag auf zwei Rädern. Dabei sind wir 132 km mit einem kleinen Honda Roller einmal um die Insel Samosir gefahren. Hier ein paar Eindrücke von der Runde im Uhrzeigersinn:

Sonnenaufgang über dem Lake Toba von unserer Terrasse aus gesehen (wir hatten unseren Aufenthalt verlängert und mussten deshalb innerhalb des Guesthouses umziehen)

Erst ging es durch die Berge, mit immer tollen Ausblicken auf den Kraterrand gegenüber.

Brandrodung am Kraterrand bei Banjarsiantar auf dem „Festland“ gegenüber. Wir sind ja auf einer Insel auf einer Insel unterwegs.

In Pangururan gibt es eine schöne Uferpromenade,

dort stehen auch einige Totempfähle von verschiedenen Inseln Indonesiens.

Geheiratet wird überall auf der Welt

und die Menschen machen sich schön für die Feier.

Blick zurück in Richtung Ambarita, nördlich von Tuktuk.
Von Königen und ihren Magiern
Es gibt nicht sehr viele Überbleibsel der alten Batakkultur und diese werden auch nicht unbedingt gut umsorgt. So muss man schon suchen und auch mal hinter Ecken schauen um diese zu finden.

Beate mit einem Tunggal Panaluan, einem Zeremonialstab eines Datu mit magischen Kräften. Ein Datu ist ein Magier der Batak.

In Parulubalangan gibt es einen alten Ritualplatz mit Steintisch an dem auch Recht gesprochen wurde.

Auch in Saillagan war der Platz für das Palaver mit Steinmöbeln ausgestattet.

In Tomok gibt es ein etwas unscheinbares Königsgrab.

Für diese Gruppe Steinfiguren daneben konnten wir keine Erklärung finden.
Die traditionellen Häuser der Batak
auf Sumatra haben eine gewisse Ähnlichkeit mit denen der Toraja auf Sulawesi. Gemein ist ihnen, dass die Giebel sehr oft wunderschön verziert sind. Auf unsere Spaziergängen und unserer Umrundung der Insel Samosir mit einem Roller konnten wir eine ganze Reihe von ihnen fotografieren. Insbesondere auf der Westseite der Insel, die flach ausläuft und deshalb intensiv landwirtschaftlich genutzt wird, gibt es noch ganze Dörfer mit diesen Häusern.
Hier ein paar Beispiele:

In diesem Haus ist ein kleines Museum untergebracht.

Detail des reich verzierten Giebels.

Es ist Erntezeit, hier wird Reis vor dem Haus gedroschen.

Wie bei den Toraja stehen die Häuser oft nah beieinander.



Straße statt Urwald
Warum sollen wir an einem Ort bleiben an dem wir uns nicht wirklich wohlfühlen. Die Strecke zum Lake Toba wollten wir, obgleich in 8-9 Stunden mit einem Taxi oder Shared Car möglich, nicht in einem Rutsch fahren. So haben wir einen Zwischenstopp in Berastagi eingelegt. Der Ort liegt im Hochland von Sumatra und ist von vielen Obst- und Gemüsefeldern umgeben. Bekannt ist die Gegend auch für die vielen Erdbeerfelder. So ist es auch nicht verwunderlich, dass es dort einen sehr großen Markt gibt. Allerdings haben wir auf der Fahrt kaum ein Feld gesehen, auf dem nicht gerade jemand mit einer Giftspritze unterwegs war. Dies hat unseren Appetit dann doch gezügelt. Eine Besonderheit wollten wir uns in Berastagi unbedingt ansehen, es gibt eine kleine Kopie der Schwedagon-Pagode in Yangon.

In den Bergen fuhr dieser Schulbus eine Weile vor uns her bevor wir ihn überholen konnten. Kein weiterer Kommentar.


Kurz vor Berastagi kamen wir am Vulkan Sinabung vorbei. Nach 400 Jahren Ruhe ist er seit 2010 wieder aktiv und mehrmals ohne große Vorwarnung sehr explosiv ausgebrochen. Mit dem Merapi gehört er zurzeit zu den gefährlichsten Vulkanen in Indonesien.


Nicht alle Busse sind hier so runtergerockt wie der Schulbus. Ganz wichtig sind die großen Kompressorhörner auf dem Dach, je mehr Lärm man macht umso größer ist die Chance auf Vorfahrt. Wohl auch deshalb gibt es unter jungen Männern eine Aversion gegen Schalldämpfer an den Mopeds. Es scheint sogar ein Statussymbol zu sein mit besonders lauten Auspuffanlagen unterwegs zu sein, für die sie offensichtlich, wie auch einige Zeitgenossen bei uns, richtig viel Geld investieren. Die Auspuffanlagen der Firma Akrapovič sind nunmal kein Schnäppchen. Akrapovič bringt den Klang der Abgasanlage auf eine neue Stufe. (Zitat der Firmenwebseite)

Die „kleine Schwedagon“ in Berastagi. Im Inneren extrem schlicht und dabei eher kitschig. Bilder des Originals in Myanmar sind im Beitrag vom 3. Dezember 2014.

Zwei Übernachtungen in Berastagi haben gereicht um die zweite Etappe zum Lake Toba anzugehen. Mit kurzem Stopp am Sipisopiso Wasserfall, der mit 120m Fallhöhe in einer Schlucht zum Toba See schon ganz nett anzusehen ist, ging es zum Hafen von Parapat. Mit der Fähre haben wir nach Tuktuk auf der Insel Samosir übergesetzt und wollen dort unsere „Ruhetage“ nachholen.

Der Sipisopiso Wasserfall.

Von dort gibt es auch einen ersten Blick auf den Toba See.

Unsere Unterkunft für die nächsten Tage auf der Insel Samosir in Tuktuk.

Der Blick von unserem Balkon auf den See gen Osten.
Auf Sumatra
Mit nur zweistündiger Verspätung trafen wir in Medan ein. Hier versuchte ein Beamter der Imigrasi uns mit Nachdruck daran zu hindern die vollautomatische Passkontrolle für Menschen mit elektronischer Voranmeldung des Visums on Arrival zu benutzen. Wir sollten unbedingt mit ihm ins Büro für die Visa on Arrival gehen. Zum Glück kannten wir das Verfahren bereits aus Jakarta und ließen uns nicht verunsichern. Mit aggressiver Vehemenz bahnten wir uns unseren Weg und verschwanden durch die automatischen Einreisesperren. Es kommen wohl nicht alle Grenzbeamten mit dem Machtverlust und den reduzierten Möglichkeiten mit erfundenen zusätzlichen Gebühren das Gehalt aufzubessern klar. Volkmar fühlte sich sehr an eine Begebenheit von vor über 30 Jahren erinnert. Er hatte in Indonesien im Auftrag der Europäischen Weltraumagentur unterrichtet als er eines Tages zu einem „Sicherheitsoffizier“ zitiert wurde. Dieser verlangte ganz unverhohlen Geld dafür damit der Unterricht fortgesetzt werden konnte. Volkmar ist damals noch am gleichen Abend im Zorn zurück nach Hause geflogen. In den Tagen davor hatten er den Studenten vermittelt wie einfach die Überwachung von (illegaler) Waldrodung mit den Bildern des damals neuen europäischen Radarsatelliten ERS-1 ist. Dies hatte wohl nicht allen gepasst.
Nach einer Übernachtung in Medan sind wir gleich weiter nach Bukit Lawang gefahren, dem Tor zum Gunung Leuser Nationalpark. Hier haben wir für eine Woche ein Zimmer reserviert um ein wenig auszuspannen.

Der Blick von unserem Balkon über den Fluss Bohorok auf den Nationalpark.
Obwohl der Ort recht schön liegt haben wir uns vom ersten Moment an unwohl gefühlt. Es liegt nicht an den Menschen, die aller sehr freundlich sind, es ist eine merkwürdige Atmosphäre, die uns sehr an Vang Vieng in Laos erinnert. Es gibt viel zu viele Bars und Restaurants für die wenigen Touristen hier. Das Touristoffice ist eher ein Lost Place und ebenso gibt es nur ein Schild, das darauf hinweist, das hier mal ein Büro für den Nationalpark existierte. Es gibt nur einen schmalen Fußweg parallel zum Fluß auf dem man ständig den Motorrollern ausweichen muss. Am Wochenende sollen immer viele Menschen aus Medan kommen, wir werden wohl vorher abreisen.
Hier noch ein paar Bilder von unserer Wanderung entlang des Flusses Bohorok. Wir haben Warane, Eidechsen, eine Schlange und viele Schmetterlinge gesehen. Vögel hingegen sind absolute Mangelware während die Makaken auch durch den Ort ziehen.







Neue Visa, neues Glück
Bis jetzt ist unser Plan B aufgegangen. Der digitale Kampf mit der Plattform für elektronische Visa on Arrival für Indonesien ist gewonnen und der Flug nach Medan für morgen gebucht. So bleibt noch etwas Zeit für die Stadt.

Die Petronas Türme sind immer einen Besuch wert. Heute am Sonntag waren die Plätze am Selfie-Spot allerdings hart umkämpft.

Schilder sprechen uns immer an, geben sie doch auch einen Einblick in die Kultur eines Landes. Allerdings finden wir Regel 13 in diesem Park unter dem Kulturaspekt eher irritierend.

Völlig überraschend für uns tauchte plötzlich dieser über 2m lange Waran im Fluss vor der Masjid Jamek auf.
Weitere Fotos aus Kuala Lumpur, auch von der Masjid Jamek, sind in unserem Beitrag vom 26. Januar 2025.
Welcome back
ist etwas, was man gerne hört. So wurden wir nicht nur im Guesthouse in Kuala Lumpur begrüßt sondern am Abend auch in dem kleinen Restaurant gegenüber.
Die Immigration hatte es nicht geschafft sich mit unserem Verlängerungsantrag für unsere Visa zu beschäftigen. Vier freundliche und hilfsbereite Beamte auf dem Flughafen von Yogyakarta haben sich den Vorgang in ihrem „System“ angesehen, konnten aber auch nicht helfend eingreifen. Unser Antrag war seit Montagmorgen nicht angefasst worden, wir hatten nur eine automatische Danksagung für die Entrichtung der Gebühren per Kreditkarte erhalten.
Wie zum Hohn strahlte der Himmel an diesem Morgen zum erstenmal seit unserer Einreise fast wolkenlos in einem kräftigen Blau und sogar der Merapi war aus dem Zug zum Flughafen zu sehen. Aber wir konnten nicht bleiben. Von Kuala Lumpur aus werden wir neue Visa beantragen um dann in den Norden von Sumatra zu reisen. Wir müssen ja auf jeden Fall wieder zurück nach Indonesien. Unser Rückflug ist ab Jakarta gebucht und ein Transit geht nicht weil wir unser Gepäck nicht auf den Interconti-Flug werden durchchecken können.

Der Merapi ist einer der gefährlichsten Vulkane der Welt, der immer wieder explosionsartig ausbricht und dabei pyroklastische Ströme die Hänge hinunter stürzen. Zum Abschied winkte er uns mit einer Rauch-/Dampffahne nach.

Von diesen Wesen wurden wir auf dem Flughafen von Yogyakarta verabschiedet.