Aquakultur

Kompong Chhnang liegt an der RN5 von Battambang nach Phom Penh, was es sehr leicht macht den Ort per Bus zu erreichen. Für uns interressanter ist aber, dass er am Tonle Sap liegt. Hier möchten wir gerne die schwimmenden Dörfer besuchen, die vorwiegend von Vietnamesen bewohnt werden. Zuvor geht es aber über 200 km durch eine Landschaft, die mit saftig grünen Reisfeldern und immer wieder dazwischen grasenden Wasserbüffeln einen sehr friedlichen Eindruck macht. Auf halber Strecke begleiten uns im Süden im Dunst des Horizontes die Ausläufer der Kardamomberge, allein des Names wegen verspüren wir den Wunsch dorthin abzubiegen, steigen dann aber doch nicht in Pursat aus dem Bus. Kompong Chhnang gefällt uns auf Anhieb, Sokha’s Guesthouse finden wir erstmal nicht weil es jetzt Chanthea Borint Hotel heißt, aber immer noch ein sehr lauschiges Plätzchen ist. Zum erstenmal kamen nachts die einzigen Geräusche von Grillen und Geckos und um die Idylle für uns perfekt zu machen gibt es keine Strassenbeleuchtung, nirgendwo Schilder die mit der Botschaft “Free WiFi” Touristen anlocken wollen und keine Karte im Restaurant nebenan, stattdessen wird man in die Küche gebeten um dort seine Wahl zu treffen. Heute haben wir uns durch ein schwimmendes Dorf rudern lassen und sind einfach nur fasziniert von dieser Welt. Bei allen Erschwernissen, die diese Lebensweise mit sich bringt, sind so viele der Hausboote äußerst liebevoll ausgestattet. Wir werden noch einen weiteren Tag bleiben um uns genauer umzusehen.

Hier ein paar Eindrücke:

Keine Norry für uns

Mit einem sehr komfortablen Bus eines koreanischen Herstellers haben wir die Nordwestspitze des Tonle Sap umrundet um nach Battambang zu gelangen. Korea ist hier ähnlich präsent wie China nur weniger wohlgelitten bei den Kambodschanern, wie uns Wah erzählt hatte. Wah hatte uns in den letzten Tagen nicht nur mit seinem Tuk-Tuk überall hingefahren sondern auch viel über seinen Alltag und den der Kambodschaner hier erzählt. Bereits auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt waren uns die vielen koreanischen Restaurants aufgefallen, aber die Koreaner haben in Seam Reap vielmehr die komplette Infrastruktur für ihre Touristen aufgebaut, inklusive Hotels, Restaurants, Geschäfte und lokalem Transport. Während für die Kambodschaner allenfalls mies bezahlte Aushilfsjobs bleiben findet die Wertschöpfung dank der Globalisierung in Korea statt.

Waren wir für unser Gefühl schon manchmal mit dem Tuk-Tuk viel zu schnell unterwegs gewesen, so rasten wir mit dem Bus förmlich durch die Szenerie. Wie gerne wäre ich jetzt mit dem Fahrrad unterwegs … zumindest bis zum nächsten Überholmanöver unseres Busses, dem dabei eine Handbreit Abstand zu den Mopeds völlig ausreicht. Entlang der RN6 und der RN5 reiht sich Ortschaft an Ortschaft, aber dennoch kann der Blick zwischendurch über scheinbar endlose saftig-grüne Reisfelder sowie Wasserflächen schweifen und sich immer wieder im Dunst des Horizontes verlieren. Battambang ist ein unaufgeregter Ort, in den sich nicht sehr viele Touristen verirren. Einst lag er an der Bahnstrecke von Phom Penh nach Bangkok, jetzt ist der Bahnhof verwaist und Züge fahren hier schon lange nicht mehr. Etwas weiter südlich wurden die alten Gleise von der Bambusbahn (Norry) genutzt, mit der wir sehr gerne weiter in Richtung Pursat gefahren wären. Heute wird diese Bahn aber nur noch als Touristenattraktion auf ein paar Kilometern betrieben und so verzichten wir darauf.

Der verwaiste Bahnhof von Battambang mit einem einzigen Waggon, bzw. dem was vom ihm nach 83 Jahren noch übrig ist. Er war 1930 in Köln gebaut worden.

Überall in der Innenstadt finden sich noch schöne Fassaden aus der Kolonialzeit,

während die Neubauten, ähnlich wie bei uns, in Beton hochgezogen werden.

Es gibt nichts was sich nicht mit Hilfe von Mopeds transportieren lässt.

Auf 80 km rund um Angkor

Heute haben wir unseren persönlichen Tuk-Tuk-km/pro Tag Rekord aufgestellt, was hauptsächlich daran lag, dass der Tempel Banteay Srei gut 30 km nordöstlich von Seam Reap liegt. Es ist eine kleine sehr schön gelegene Anlage, deren Steinmetzarbeiten uns einfach nur sprachlos staunen ließen. Unfaßbar wie jemand derart filigrane Figuren aus dem Stein herausarbeiten konnte und dann sind alle Gebäude davon überzogen, dies ist einfach nur phantastisch. Den Schlußakkord setzte für uns heute das Labyrinth des Preah Khan, eine riesige, verwunschene und offensichtlich wenig besuchte Anlage, die viel Raum zu träumen ließ.

Von den Eindrücken, die 3 Tage Angkor hinterlassen haben, völlig erschlagen werden wir uns morgen zu einer entspannten Landpartie durch die frisch-grünen Reisfelder nach Battambang aufmachen. Natürlich werden wir mit diesem kurzen Stop-over Angkor nicht gerecht, aber egal wie lange wir auch blieben es wäre nie lange genug um Angkor wirklich zu erfassen.

Mönche am Pre Rum

auf dem Weg zum Neak Pean

Kulturrevolution 2.0

Die Faszination, die von der Anlage in Angkor ausgeht, wurde schon von vielen sprachgewandteren Autoren beschrieben, deshalb versuche ich es gar nicht erst. Ich habe versucht die Stimmung in Fotos festzuhalten, was gar nicht so einfach war, da die chinesische Touristeninfantrie diesen Teil des Landes besetzt hat. Für uns war dies der pure Kulturschock wie eine gleichbekappte Horde mit einem Feldwebel mit Megaphon vorneweg sich über alle, auf großen Tafeln auch mit Piktogrammen für die Analphabeten, geäußerten Respektwünsche hinwegsetzt, ebenso alle Absperrungen ignoriert und mit lautem Geschrei die Tempel als Bühne zur Selbstinszenierung vergewaltigt. Ich bin in all den vielen Jahren des Reisens noch nie derart respektlosen Menschen begegnet.

Sonnenaufgang über dem berühmtesten Tempel

so ganz einsam ist es dort am Morgen nicht

Dennoch gibt es noch Plätze ohne Chinesen an denen man Atmosphäre Angkors spüren kann. Ta Nei ist solches ein Kleinod, das wir heute ganz für uns allein hatten. Vollständig im Wald gelegten, kaum restauriert, die Trümmer mit Moos überzogen und nur Vögel und Zikaden sorgen für die Geräuschkulisse. So ähnlich muss es hier noch vor gar nicht so langer Zeit überall ausgesehen haben – wer zu spät kommt, den bestraft das Leben muss ich denken und sauge die Atmosphäre von Ta Nei auf als sei sie der Rest vom Paradies bevor wir uns den Heimweg durch die chinesischen Invasionstruppen bahnen.

no tuk-tuk today

mit diesem Aufdruck gibt es T-Shirts auf dem Markt im Old French Quarter. Ob diese ultimative Aussage die vielen freundlichen Tuk-Tuk Fahrer tatsächlich davon abhält an jeder Straßenecke ihre Dienste anzubieten mag ich zu bezweifeln. Heute verzichteten wir auf die vielen Angebote und erkundeten den Ort zu Fuß nach bewährter Manier. Vor Unzeiten hatte ich in Venedig mal einen älteren Einwohner gefragt was ich mir unbedingt in seiner Stadt ansehen sollte, seine Antwort überraschte mich nicht nur sondern sollte zu einer Philosophie auf Reisen werden: “get lost”. Trotz der Geschäftigkeit wirkt der Ort ausgesprochen entspannt und ruhig auf uns und wir haben den ganzen Tag über nur freundliche und interessierte Menschen getroffen. Es war der perfekte Einstieg. Morgen früh holt uns Wah mit seinem Tuk-Tuk schon um 5 Uhr ab um uns zum Sonnenaufgang zum Angkor Wat zu bringen.

Shadow of Angkor

Die höchst effiziente Transportmaschinerie hat uns in weniger als 24 Stunden vom Frühstückstisch in Freiburg ins Cafe nach Siem Reap geschafft. Ein Reisegefühl stellt sich dabei nicht ein, verbringt man doch die meiste Zeit hermetisch von der Welt abgeschirmt in plastikverkleideten Röhren mit so technischen Namen wie ICE200 oder A380. Ich musste unterwegs an meinen Großvater denken, der vor hundert Jahren als Reptilienfänger für eine große Zoohandlung in der Welt unterwegs war. Wie lange hat er wohl bis hierher gebraucht und was hat er dabei alles erlebt? Wie gerne würde ich seinen Erzählungen lauschen. Leider starb er bereits als ich erst 4 Jahre alt war, ich konnte ihn also nicht mehr löchern. Trotzdem habe ich wohl viel von ihm, auch das Fernweh, das eine Erbkrankheit sein muss. Dieses scheint nicht nur unheilbar zu sein, nein die Symptone verstärken sich auch noch mit zunehmendem Alter. Eigentlich Linderung suchend fühle ich mich im Moment einfach nur hergebeamt und muss jetzt noch darauf warten, dass meine Seele nachgereist kommt. Könnte es dafür einen passenderen Ort geben als das Guesthouse „Shadow of Angkor“ ?

Volkmar

wir gehen wieder um zu schauen

Die Rucksäcke sind wieder gepackt und am kommenden Dienstag wollen wir gen Angkor Wat, als Startpunkt für unsere Reise durch Kambodscha, aufbrechen. Wie es dann weitergeht wissen wir noch nicht, wohl aber dass die schönsten Erlebnisse nicht planbar sind und wir deshalb mal schauen werden was sich ergibt. Naja, so ganz stimmt es nicht, denn gestern tauchte der Gedanke auf zum Wasserfestival Bon Om Tuk in Phnom Penh zu sein.

Unsere Reiseausstattung wird immer elektrischer. Am Anfang war es nur eine Taschenlampe, dann brauchte auch der – nun digitale – Fotoapparat Strom. Für die Wüste Rub al Khali im Oman kam ein kleiner GPS-Empfänger hinzu und vor einem Jahr leistete uns ein Smartphone in Myanmar sehr gute Dienste als wir krankheitsbedingt die Rückreise organisieren mußten. Diesmal werden wir sogar einen kleinen Tablet Computer dabei haben. Dadurch wurde die Idee geboren Freunde, Verwandte, Bekannte und Interessierte über einen Blog an unserer Reise teilhaben zu lassen.

Dies soll er nun werden, unser Reise-Blog, dabei wissen wir noch gar nicht ob wir unterwegs Zeit und Lust haben werden daran zu schreiben. Es ist ein Experiment und wir werden sehen was daraus wird und Ihr vielleicht auch – wenn Ihr mal wieder vorbeischaut.

Beate & Volkmar