In Thailand

Nach ca. 25 km Fahrt, für die wir drei verschiedene Transportmittel benötigt haben, stehen wir auf der anderen Seite des Mekongs unserem Abfahrtspunkt direkt gegenüber. Zuerst ging es mit einem Songtheo zur laotischen Grenzabfertigung am Ostufer des Mekong. Dann mußte ein Shuttlebus benutzt werden um über die Friendship Bridge zur thailändischen Abfertigung am Westufer zu gelangen. Für das letzte Stück von der Grenzstation nach Chiang Khong nahmen wir ein Tuk Tuk. Es war sehr wenig Betrieb an der Grenze und wir schienen die einzigen Touristen zu sein, die so früh am Morgen hier die Seite wechseln wollten. Schnell war ein nettes Gästehaus direkt am Mekong gefunden, hier haben wir eine eigene große Terasse mit Panoramablick auf Fluss und Laos direkt vor unserem Zimmerfenster – mehr Luxus geht nicht.

Der größte Unterschied zur anderen Flussseite, der uns sehr überrascht hat: hier gibt es jede Menge Vögel. Überall in den Gärten hört man Vogelgezwitscher und auf den Stromleitungen der Hauptstrasse sitzen große Schwärme von Schwalben. Ein weiterer Unterschied betrifft die Speisekarte, spicy (scharf) in der thailändischen Wahrnehmung bedeutet für uns, obgleich inzwischen an den Genuß von Chilli gewöhnt, ein Höllenfeuer.

Vor 2 Jahren ging es noch hier mit diesen Booten über den Mekong nach Laos, heute war für den Grenzübertritt ein 25 km langer Umweg mit zweimaligem Umsteigen nötig.

Fitnessgeräte auf der Uferpromenade in Chiang Khong.

Auch hier gibt es wunderschöne Tempel.

Buddhismus ganz pragmatisch – man stelle sich bei uns einmal eine Satellitenschüssel auf einem Kirchturm vor. Hier an dem Trommelturm eines Vats ist dies offensichtlich kein Problem.

Nur noch eine Woche bis zum nächsten Vollmond, dann wollen wir bereits zum Ballonfest in Myanmar sein.

Unsere Sehnsuchtsroute gen Norden, vielleicht finden wir noch eine Möglichkeit die nächste Etappe von hier per Boot zurückzulegen.

Auf Wiedersehen Laos

Gestern haben wir uns vom Zuela Guesthouse in Luang Namtha verabschiedet und uns auf den Weg nach Houay Xai am Mekong gemacht. Auch in Luang Namtha haben wir wieder interessante Menschen getroffen, wie z.B. Laura und Chris, die vor zwei Jahren mit ihren Motorrädern in München aufgebrochen sind um nach Australien zu fahren. Dort wollen sie in zwei Jahren ankommen. Chris ist seit 18 Jahren unterwegs, über seine 8 Jahre dauernde Weltreisemit einem alten Landrover hat er Buch geschrieben (Christofer Many, Hinter dem Horizont links). Sie waren gerade aus China angekommen für das sie „nur“ ein 60 Tage Visum für die Durchreise bekommen hatten. Hier in Luang Namtha nahmen sie sich nun die Zeit und Ruhe, Chris um an seinem neuen Buch und Laura um an ihrem Reiseblog zu arbeiten. Ich glaube, die beiden hatten mindenstens einen „normalen“ 8-Stunden Arbeitstag. Wir hatten es da etwas entspannter und haben uns zum erstenmal Gedanken über unsere Weitereise durch Myanmar gemacht … da wir gut im Ändern von Plänen sind wäre es etwas voreilig darüber bereits jetzt zu berichten. Sicher ist nur, dass wir zum Inle-See und zum Ballonfestival nach Taungyi fahren möchten.

Die Busfahrt über ca. 190 km nach Houay Xai sollte auf dem chinesischen Expressway Nr 3 von Kunming in China nach Chaing Mai in Thailand keine große Herausforderung sein. Für diese Strecke hatten die Chinesen die besgehende Urwaldpiste unter Misachtung sämtlicher, ohnehin sehr laxen, Umweltschutzbestimmungen für ihre LKW-Transporte ausgebaut. Die Strecke war dann doch zuviel für die Bremsen des Busses. Getreu der buddhistischen Grundidee, dass alles einer ständigen Veränderung auf der Basis eines Ursache-Wirkung-Prinzips unterliegt, wandelten sich auf einer Passabfahrt die Bremsbeläge hinten rechts in Rauch um. So kamen wir während des gut einstündigen technischen Stopps irgendwo im Wald auch noch dazu die Landschaft intensiver zu genießen. Ich habe dabei gelernt, dass es besser ist sich nicht in die technischen Belange einer Reparatur einzumischen. Als ein laotischer Mitfahrer beim Entlüften der Bremsanlage immer voller Inbrunst auf’s Kupplungspedal statt auf’s Bremspedal trat hatte ich versucht ihn ganz vorsichtig auf seinen Irrtum hinzuweisen, was ihn richtig ärgerlich machte und ihn noch kräftiger auf die Kupplung treten ließ. Irgendwann muss der Fahrer, der zu diesem Zeitpunkt unter dem Wagen lag um die Ventile an den Bremszylindern zu öffnen, ihm erklärt haben welches Pedal zu treten ist. Sehr vorsichtig und unter vermehrtem Gebrauch der Motorbremse konnten wir unsere Fahrt fortsetzen, dann waren wir wieder einmal am Mekong.

Der erste Rundgang durch Houay Xai war etwas frustrierend, das Restaurant, mit der schönen Terasse am Mekong auf der wir vor 2 Jahren so herrlich gespeist haben, machte einen völlig heruntergekommenen Eindruck, diverse Geschäfte und Gästehäuser sind geschlossen, die Grenzstation im Ort ist geschlossen und der Bootsverkehr von hier über den Mekong nach Thailand ist eingestellt. Gerade deshalb sind wir doch noch einmal wieder hierher gekommen – um mit einem kleinen Boot über den Mekong nach Chiang Khong in Thailand einzureisen. So werden wir jetzt wohl oder übel einen Umweg von gut 15 km über die neue Brücke machen müssen. Schade, denn aus dem Fenster unseres Guesthouses blicken wir direkt über den Mekong auf die alte Grenzstation in Thailand. Für viele Reisende war dieser Übergang das Tor zu Laos gewesen und damit auch ein lokaler Wirtschaftsfaktor. Der größte Teil des Touristenstromes geht jetzt an Houay Xai vorbeit. Die Busse von Luang Namtha fahren gleich über die Brücke nach Chiang Rai oder Chaing Mai, bzw. von dort gleich nach Luang Namtha. Was bleibt sind die Touristen, die von hier mit den Slow Boats den Mekong hinab nach Luang Prabang fahren möchten. Von deren Anlager nördlich des Ortes fahren auch noch die kleinen Personenboote nach Thailand, aber nur für Laoten und Thailänder da es keine Grenzstation mehr gibt.

Morgen werden wir über die „Friendship Bridge No. 4“ nach Chiang Khong in Thailand weiterreisen. Entlang des Mekongs geht es dann über Chiang Saen und durch’s „Goldene Dreieck“ nach Mae Sai und von dort über die Grenze nach Tachilek in Myanmar. Wir fahren mit dem Gefühl weiter, dass es in Laos noch viel zu entdecken gibt und wir wohl bald wiederkommen werden.

Das Zuela Guesthouse ist ein wirklich schöner Ort zum Verweilen.

Die beiden Motorräder mit Starnberger Kennzeichen von Laura und Chris waren uns sofort bei unserer Ankunft aufgefallen.

Technischer Halt in den Bergen in der Provinz Bokeo, gar nicht so weit von hier waren wir vor 2 Jahren in den Baumhäuser der Gibbon Experience.

Verwaist, die ehemalige Grenzstation.

Blick durch’s Fenster in den Tempel von Vat Chom Khao Manirath.

Immer noch schön, das Vat Chom Khao Manirath über dem Ort und der Blick von dort über den Mekong nach Thailand.

Durch die Reisschüssel

Am Sonntag bei schönem Wetter nehmen Freiburger für gewöhnlich ihr Mountainbike um eine Radtour zu machen. Diesen Brauch kann man auch hier in Laos pflegen. Luang Namtha liegt in einem Tal, desen Form an eine Schüssel erinnert. So sind Reisfelder hier rundherum von Bergen eingeschlossen. Der Reifegrad des Reises variierte von Feld zu Feld und so durchfuhren wir die gesamte Farbpalette von Grüntönen. Hier ein paar Eindrücke:

Wie jeden Tag musste die Morgensonne erst den Hochnebel auflösen.

Der reife Reis wird von Hand geschnitten.

Wenige Maschine aber viele Menschen kommen bei der Feldarbeit zum Einsatz.

Auch in den Reisfeldern wird gejagt, dieser Laote ist mit seiner Armbrust auf der Pirsch.

Hier fehlte uns der Mut und die Übung über diese Brücke aus Bambusstämmen zu fahren, wir haben unsere Räder lieber geschoben.

Als ich mir gerade nichts mehr als ein bißchen Schatten wünschte kam uns dieses

beschirmte Gefährt entgegen.

Auch wie zu Hause, blauer Himmel über der Ebene und Wolken über den Bergen

rundherum.

Viel Grün mit einem kleinen Farbtupfer.

Es geht bergab

Wenigstens hat es aufgehört zu regnen als wir uns auf den Weg zur Busstation machten, Phongsaly war aber in dichten Nebel gehüllt. Bis zum Schluss hatten wir Zweifel ob wir tatsächlich aufbrechen sollten, schließlich hatte sich dieser Ort in den letzten Jahren als “Traum”ziel in unseren Gedanken festgesetzt. Nun konnten wir Traum, Wunsch und Wirklichkeit gegeneinander abgleichen. Etwas wehmütig bestiegen wir den Bus, der uns in 9 Stunden nach Oudomxai bringen soll (Fahrstrecke 232 km). Vor der Abfahrt wurden Blumen und etwas Sticky Rice als Opfer an die Geister (gute und böse Nats) auf der vorderen Stoßstange plaziert … hoffentlich hilft’s. Der Busfahrer schien auf alle Fälle den Streckenrekord auf dieser Strecke brechen zu wollen. Beate fühlte sich jedenfalls wie auf der Rallye Dakar. Laotische Mitpassagiere hatten versucht durch spezielle Pflaster im Gesicht die Geister ebenfalls gnädig zu stimmen, diese schienen aber trotzdem auf weitere Opfergaben – z.B. in Form des letzten Frühstücks zu bestehen. Als wir unter die Wolkenuntergrenze kamen konnten wir immerhin noch für viele Stunden die Landschaft genießen. Als einzige Ausländer an Bord wurden wir auch von irgendwelchen Tributforderungen an uns unbekannte Geister verschont.

Bei unserem Übernachtungsstop in Oudomxai kreuzten wir mal wieder Beates Reiseroute vom letzten Jahr und so wunderte ich mich auch schon nicht mehr über ihren herzlichen Empfang in dem kleinen schönen Restaurant in dem sie im letzten Jahr schon mal auf besseres Wetter gewartet hatte.

Am nächsten Morgen bestiegen einen weiteren Bus um die 114 km in 4 Stunden nach Luang Namtha zu fahren wo wir uns in Ruhe auf die “Durchquerung” des Goldenen Dreiecks und die Einreise nach Myanmar vorbereiten wollen. Der Fahrer hatte erfreulicherweise keinerlei Rallyeambitionen und so wurde es eine entspannte Fahrt. Beate kann den Fahrer inzwischen auch perfekt auf Laotisch um eine Pinkelpause bitten. Ein gewisser Druck scheint beim Lernen durchaus förderlich zu sein. Luang Namtha ist eigentlich kein besonderer Ort aber trotzdem irgendwie Drehscheibe für Reisende. So haben wir hier Corinne wiedergetroffen, die von einer weiteren Trekkingtour zurück kam und weiter nach Chiang Rai in Thailand unterwegs war.

Unser “Fluchtfahrzeug” , jedenfalls konnte die Fahrweise des Fahrers auch so interpretiert werden.

Opfergaben sollen die Wahrscheinlichkeit einer heilen Ankunft erhöhen.

Reiseproviant gibt es unterwegs auf Marktständen an der Strasse.

Keine Suppe sondern lebende Schlangen in Tüten, wie gut, dass man sich hier ganz prima vegetarisch ernähren kann.

Mit diesem etwas sportlicherem Bus ging es von Oudomxai weiter nach Luang Namtha. DerFahrer hatte es diesmal überhaupt nicht eilig, so wurde es eine recht entspannte Fahrt.

Drum Session im Vat

Hier ein weiterer Versuch einen Videoclip einzustellen. Das Filmen klappt mit Fotoapparat ganz gut nur ist die Qualität der Tonaufnahme, auf die es hier eigentlich ankommt, ist unterirdisch. Es bräuchte dafür ein vernünftiges externes Mikrofon – wobei mir eigentlich meine Kamera schon viel zu groß, schwer und unhandlich ist und ich immer wieder neidisch auf Beates kleine Sony schiele. Egal, wir haben eh schon zuviel Technikgedöns dabei. Wir waren weit und breit die einzigen Touristen und unser Interesse an dem Vat schien die Mönche sehr zu motivieren, was Ihr hier sehen könnt war wohl eine Art Zugabe:

Nicht mehr Laos und noch nicht China

Phongsaly ist ganz anders als die Orte, die wir bislang in Laos kennengelernt haben. Auf dem Weg hinauf hatten wir schon ein riesiges Baumaschinen- und LKW-Depot der Chinesen gesehen, die in der Nähe von Hatsa offensichtlich einen weiteren Staudamm bauen. Auch traditionell gibt es enge Verbindung zu China, in der Altstadt finden sich noch viele Häuser im Stil der Häuser in der Provinz Yunnan. Ob es die Nähe zu China oder die Abgelegenheit ist wissen wir nicht, die Stadt strahlt den Charme der sozialistischen Revolution aus wie der Ostblock in den 70er Jahren. Viele Uniformierte laufen herum, auf riesigen Plakaten werden 65 Jahre laotisch-sowjetische Freundschaft gefeiert, überall sind Lautsprecher installiert aus denen ab 5 Uhr und ab 17 Uhr für jeweils 2 Stunden das Volk über Ereignisse politisch korrekt unterichtet wird. Um 5 Uhr ist man eh wach, dafür sorgen die viele Hähne in der Stadt (die es in allen Orten des Landes gibt, auch mitten in Luang Prabang), die hier aber zu einer besonders nachtaktiven Spezies zu gehören scheinen. Chinesen prägen nicht nur das Straßenbild mit Ihren z.T. sehr großen Autos sondern auch die Gastronomie. Es ist richtig schwer laotische Küche zu finden. Phongsaly ist die Stadt über oder auch in den Wolken. Der Ausblick aus unserem Zimmer am ersten Morgen war toll. Die Sonne schien auf den Nebel in den Tälern unter uns. Später stieg dieser Nebel auf und verschluckte dabei immer wieder Teile der Stadt. Am zweiten Tag wurde es die Stadt in den Wolken und es begann zu regnen. Die Wettervorhersage für die kommenden Tage ließ noch schlechteres Wetter erwarten und so strichen wir unser komplettes Ausflugsprogramm bis auf den TOP Rucksackpacken. Dies war schade, denn gerne hätten wir u.a. noch einmal ein Boot gechartert um den Nam Ou noch ein Stückchen weiter hoch zu fahren.

Morgenstimmung in Phonsaly, diesen Blick konnten wir aus unserem Fenster genießen.

Später stieg der Nebel aus den Tälern unter uns auf und in Schwaden durch den Ort.

In der Altstadt gibt es, ungewöhnlich für Laos, gepflasterte Strassen.

Hier gibt es gegenüber dem Vat auch einen chinesischen Tempel.

Straßenszene in Phongsaly.

Auf dem Markt in Phongsaly, diese Gemüsehändlerin surft derweil auf ihrem Smartphone.

Auf riesigen Plakatwänden wird nicht nur die laotisch-sowjetische Freundschaft gefeiert

Sondern auch das chinesische Staudammprojekt – hier oben bei Hatsa entsteht Damm Nr.6

Solche Lautsprecher sind in der ganzen Stadt verteilt. Wie sehr haben wir den ersten Stromausfall kurz nach 5 Uhr genossen.

Stromausfall gibt es sehr häufig, Beate beim Laotischlernen im Restaurant. Dreimal wurde während des Abendessens von elektrischer auf Kerzenbeleuchtung gewechselt.

Blick vom 225 m höheren Phou Fa auf Phongsaly und die Umgebung. Bei schönem Wetter blickt man bis Horizont nur über bewaldete Berge … wenig später hat es nur noch geregnet.

Nam Ou Teil 4

Wir hatten einen tollen Plan. Wenn man beide Etappen, die unterhalb und die oberhalb des Staudamms an einem Tag bewältigen möchte kommt man zwangsĺäufig in die Dunkelheit und sieht nichts mehr von der Landschaft vor dem Ziel in Hatsa. Wir sind ja schlau und nehmen uns 2 Tage Zeit und können somit auch den Teil nördlich von Samphanh früh am Tag befahren. Wir brauchen nur jemanden, der uns um die Baustelle des Damms fährt. Da war es wieder – unser Kommunikationsproblem. Als wir endlich eine Transportmöglichkeit hatten gab es das nächste Mißverständnis, wir wollten gleich los, unser Fahrer hatte aber vorher noch jede Menge anderer Dinge zu erledigen. Kostbare Tageslichtzeit verann … Wir ahnten zu dieser Zeit noch nicht, dass es keinen Grund zu Eile gab, da auf der anderen Seite der Baustelle sowieso kein Boot für die Weiterfahrt gewesen wäre. Als ein anderes Songtheo neben uns hielt und der Fahrer seinen Dienst anbot schien dies ein Geschenk des Himmels. Was folgte war der ärgste Höllenritt, den ich je in einem solchen Fahrzeug erlebt habe. Die winzigen 12 Zoll Hinterräder fanden jedes noch so kleine Schlagloch auf der wirklich üblen Baustellenstraße zum Staudamm. Die Baustelle selbst läßt bereits erahnen wie groß der Stausee werden wird. Den größten Teil der Fahrt heute werden wir auf dem Boden des zukünftigen Stausees zurücklegen. Wir fühlen uns ein wenig wie auf einer Beerdigung. Nur das Boot für diese Abschiedstour ist noch nicht da. Sollte unser Plan doch nicht so genial gewesen sein? Nach einer weiteren Stunde des Wartens endlich Motorenlärm, das Boot aus Hatsa legt an einer Sandbank an. Endlich geht es los, freudig kaufen wir unsere Tickets, verstauen wir unser Gepäck und setzen uns erwartungsfroh ins Boot. Tja, der Bootsführer wartet noch die Ankunft weiterer Passagiere vom Boot aus Muang Khoua ab. Nach weiteren zweieinhalb Stunden geht es endlich los und passend zu meiner Stimmung hat sich Himmel zugezogen und es regnet – Beerdigungsstimmung.

Zum Glück reißt der Himmel weiter nördlich wieder auf und mit der Sonne kommt auch die gute Laune wieder zurück. Das Flusstal wird immer enger und einige der Stromschnellen erfordern einiges an Mut und Können um dieses lange Boot dort so sauber durchzumanövrieren. Unser Bootsführer macht über die gesammte Strecke einen sehr konzentrierten Eindruck, ich bin von seinem Können sehr beeindruckt. Immer wieder fahren wir an Dörfern vorbei, die im Stausee untergehen werden. Die Ursprünglichkeit dieses Flusses, zu der auch die vielen Stromschnellen gehören, wird für immer verloren sein, denn dieser Damm ist nur einer von sieben auf den 450 km Länge des Flusses. Am Ende bleibt nur noch eine Art Treppensee, der das ganze Leben hier verändert wird. Nur werden die Laoten nur sehr geringen Profit aus dem produziertem Strom haben, denn die Chinesen werden ihnen diese Staudammkaskade nicht schenken. Wir schätzen uns sehr glücklich, dass wir diesen Fluss noch einmal befahren konnten bevor er endgültig Geschichte ist. Bevor wir Hatsa erreichen wir es nicht nur dunkel – was sehr schade ist und was wir ja durch eine frühe Abfahrt hatten vermeiden wollen – sondern es zog noch ein Gewitter auf. Dennoch hatten wir großes Glück und erreichten den Bus nach Phongsaly gerade noch rechtzeitig bevor es aus allen Kübeln zu schütten begann. Die nun folgende Geschichte wird im Fundus der Reiseanekdoten landen: Der Bus hatte gerade den Ort verlassen als er stoppte und der Beifahrer uns eröffnete, dass dies nicht der offizielle Bus nach Phongsaly sei, dieser sei bereits vor einiger Zeit gefahren. Er hätte diesen Bus für 350.000 Kip gechartert und möchte diese Summe nun von den acht Passagieren erstattet bekommen, was er uns als Alternative – mit Blick auf den Regen draußen – empfehlen kann wisse er nicht. Was war dies jetzt, Kidnapping, Epressung oder ein chinesisches Geschäftsmodel? Beruhigend war, dass es sowohl Laoten als auch Touristen betraf. Nach Verhandlungen konnten wir uns auf 30.000 Kip pro Person einigen … immer noch gut das Doppelte des üblichen Preises aber mit umgerechnet 3 € für uns durchaus erschwinglich. Während es draußen heftig weiter regnete schraubte sich der Bus die gut 800 Höhenmeter auf übler Piste hinauf nach Phongsaly. Ziemlich müde und voller Eindrücke vom Nam Ou haben wir es im dritten Anlauf endlich geschafft die höchste Stadt von Laos (auf 1400 Metern) in den Bergen nahe der chinesischen Grenze zu erreichen.

Die Baustelle eines der Nam Ou Staudämme.

Nam Ou Teil 3

Häufig kommen Dinge anders als geplant. Wir wollten erst am nächsten Tag mit dem Boot weiter in Richtung Norden. In Muang Khoua trafen wir auf den Bootsmann, der uns von Muang Ngoi hierher gefahren hatte und eigentlich schon gestern weiter gen Norden wollte. Offensichtlich hatte er nicht genug Passagiere zusammenbekommen und sprach uns deshalb an ob wir nicht heute mitfahren möchten. Es war bereits Mittagszeit und damit war klar, dass wir das Anschlussboot hinter der Staudammbaustelle auf halben Weg nach Hatsa nicht mehr erreichen würden, aber es sollte wohl möglich sein in Samphanh, kurz vor der Baustelle, eine Unterkunft zu finden. So machten wir uns bei schönstem Wetter auf zu nächsten Etappe auf dem Nam Ou, diesmal als einzige Touristen auf dem Boot. Das Tal des Nam Ou wird langsam enger und die Stromschnellen schon etwas heftiger als auf den ersten beiden Etappen. Wir haben diese weiteren 40 Stromkilometer sehr genossen. Rechtzeitig vor Sonnenuntergang kamen wir in Samphanh an um noch einen ausgiebigen Spaziergang durch den Ort bei schönem Licht machen zu können. Die Suche nach einer Unterkunft gestaltete sich noch etwas schwieriger als in Muang Mai und zu einem Abendessen kamen wir, wohl auch durch ein blödes Mißverständnis, nicht mehr. Wir müssen noch ganz ordentlich an unseren Sprachkenntnissen arbeiten um mehr zu erreichen als nur freundlich angelacht zu werden.

Muang Mai

„An Markttagen kommen weitere Gruppen dazu und sorgen für ein buntes Völkergemisch. Touristisch ist Muang Mai noch weitgehend unerschlossen“. Viel mehr gibt der Loose Reiseführer nicht her und genau deshalb wollen wir uns dort näher umsehen. Die Busse nach Vietnam halten z.T. auch in Muang Khoua und Muang Mai, einen solchen erwischen wir nach fast 2 Stunden Wartezeit an der vermeintlichen Haltestelle. Die Wartezeit wird uns ein wenig von hilfsbereiten Laoten verkürzt, die uns Tipps für die Preisverhandlung mit dem Busfahrer geben. Dann geht es Kurve an Kurve ca. 800 Höhenmeter hinauf durch die Berge und ungefähr genauso viele Meter wieder hinunter bevor wir an der Busstation von Muang Mai ankommen. Diese liegt, typisch für Laos, fast 2 km vor dem Ort und bietet somit für gewöhnlich dem örtlichen Tuk-Tuk-Gewerbe eine Einnahmequelle. Hier gibt es aber keine Tuk-Tuks, also marschieren wir den Rest des Weges zu Fuß. So kommen wir auch in den Genuß von fröhlichem Vogelgezwitscher aus dem Wald, für uns eine Seltenheit hier, denn die Wälder scheinen restlos leergejagt zu sein. Auch gestern auf dem Nam Ou war uns mal wieder aufgefallen, dass es so gut wie keine Vögel am Fluss gibt. Auf dem Markt in Muang Ngoi war uns eine Frau entgegen gekommen, die eine große Eule (fast so groß wie ein Uhu) offensichtlich nach Hause trug. Die Laoten essen so ziemlich alles aus der Tierwelt … Eule habe ich in Europa noch nirgends auf einer Speisekarte gesehen.

Das der Ort touristisch nicht erschlossen ist stimmt, so war es nicht ganz einfach eine Unterkunft zu finden, ein Restaurant gibt es auch nicht, die Menschen erlebten wir als sehr reserviert und Englisch schien niemand zu sprechen. Somit war der Ort für uns das perfekte Übungsfeld für die kommenden Tage im Norden. Am nächsten Morgen ging es nach einem Marktbesuch wieder per Bus zurück über die Berge nach Muang Khoua. Ebensolche Berge von Gepäck mussten zuvor verstaut werden und die folgenden Kurven waren für so manchen Magen eine zu große Herausforderung. Die entsprechenden Sammeltüten für das retournierte Frühstück wurden immer wieder von dem fürsorglichen Busbegleiter verteilt. Als weitere Herausforderung zu den ständig wechselnden Querbeschleunigungen des Busses gesellte sich nun noch ein sehr spezielles Aroma hinzu, so kennen wir Busfahren in Laos.

Einkaufen auf dem Markt in Muang Mai.

Frühstück in einer Suppenküche am Strassenrand.

Nam Ou Teil 2

Gut 70 Flusskilometer liegen heute vor uns, die gegen die Strömung bewältigt werden wollen. Kurz oberhalb von Muang Ngoi hat sich der Nam Ou recht spektakulär seinen Weg durch einen Riegel von Karstbergen gebahnt. Vor zwei Jahren haben wir diese Durchfahrt schon einmal von Norden kommend bei strahlend blauem Himmel erlebt. Jetzt in der Gegenrichtung mit noch vielen Nebelschleiern zwischen Bergen wirkt die Szenerie nicht weniger einnehmend. Danach wird das Tal etwas weiter und die Fahrt geht stundenlang hauptsächlich durch Urwald. Hin und wieder sind die gerodeten Berghänge mit den Anbauflächen für Bergreis zu sehen. Ab und zu gibt es ein Dorf, dies ist häufig nur durch Fischerboote an einer Sandbank, badende Kinder oder Wasserbüffel im oder am Wasser zu erkennen. Diese Etappe endet in Muang Khoua, wo wir wieder in dem netten Gästehaus jenseits der Hängebrücke über den Nam Phak unterkommen. Hier verabschieden wir uns von Corinne, die zum Trekking aufbrechen möchte während wir einen Abstecher nach Osten in Richtung vietnamesische Grenze machen werden. Mal sehen, vielleicht treffen wir uns in Myanmar wieder.

Recht spektakulär windet sich der Nam Ou durch die Karstberge.

Über diese Brücke geht’s zum Gästehaus.