Wir kamen uns ein wenig wie Weicheier vor als wir uns für Plätzen in der Upper Class entschieden, denn hier gibt es im Gegensatz zu den Holzbänken in der Ordinary Class etwas weichere PKW Sitze, die uns für den „very bumpy ride“ geeigneter schienen. Um es vorwegzunehmen, wir haben diese Entscheidung nicht bereut, denn die Formulierung „very bumpy ride“ ist wohlwollend diplomatisch gewählt. So manches Mal habe ich mich gefragt wieviel mehr an Querbeschleunigung noch gebraucht wird damit ein Waggon aus den Gleisen hüpft. (Anmerkung vom 9.1.15 – in Myeik haben wir einen Reisenden getroffen der dies erlebt hat, seine Fahrzeit hatte sich dadurch auf 22 Stunden erhöht. Ihm hat man erzählt, dass so etwas ca. einmal die Woche passiert.) Diese ca. 170 km lange Strecke von Ye nach Dawei wurde erst Mitte der 1990er Jahre gebaut, wohl um Baumaterial für die Gaspipeline vom Golf von Mottama nach Thailand sowie Soldaten in das Gebiet zu bringen. Es gab internationale Proteste nachdem bekannt wurde, dass die Arbeiter aus der Bevölkerung zwangrekrutiert wurden und in Arbeitslagern leben mußten. Die Zustände waren wohl denen beim Bau der Death Railway durch die Japaner (s.a. Die Brücke am Kwai) nicht unähnlich. Nun sind wir auf dieser Strecke unterwegs, einerseits neugierig aber andererseits auch in dem Bewußtsein was hier für eine Schinderei stattgefunden hat. Wie schwierig es gewesen sein muss diese Strecke zu bauen wird ständig deutlich, denn wir fahren die meiste Zeit durch eine Art grünen Tunnel. Wobei der Begriff Tunnel nicht wirklich stimmt, denn die Büsche und Äste schrammen ständig an der Zugwand und auf dem Dach entlang. Oft scheint sich der Zug seinen Weg durch ein Unterholz bahnen zu müssen. Ein Fensterplatz ist nicht ganz unproblematisch denn immer wieder schlagen Zweige durch die Fenster hinein, die praktischweise keine Scheiben haben. Dies ist nicht wirklich gefährlich, eher nur unangehnem, da der Zug selten schneller als 30 km/h fährt. Ein Reisebericht warnt davor, sich mit dem Fotoapparat aus dem Fenster zu lehnen, denn der nächste Bambusbusch wird ihn einem mit Sicherheit aus der Hand schlagen. Auch den militärischen Aspekt bekommen wir zu sehen, denn die Gegend südlich von Ye gilt als unsicher weil es immer wieder zu Überfällen durch irgendwelche Räuberbanden kommt. So steigen ca. 30 km südlich von Ye jede Menge Soldaten zu, die mit Sturmgewehren bewaffnet Position in den Türöffnungen der Waggons beziehen. Mit dieser „Sicherung“ geht es die nächsten 50 km durch die Berge, die wir glücklicherweise ohne Zwischenfall passieren können um dann den Rest der Strecke ohne diesen Begleitschutz zurückzulegen. Die letzen beiden Stunden geht es durch die Dunkelheit, die spärliche Innebeleuchtung wirft nur ein schwaches Licht auf die Büsche und hohen Gräser, die unmittelbar an den Fensteröffnungen vorbeiziehen, was dem Ganzen eine sehr ungwohnte, ja geradezu surrealistische Atmosphäre gibt. Nach fast 9 Stunden Fahrt erreichen wir gegen 20 Uhr den Bahnhof von Dawei.
Station Manager, Beate und Deputy Station Manager (v.l.n.r.) im Bahnhof von Ye
Unser Zug
Ein junger Pasagier
Die meiste Zeit geht es durch dichtes Grün.
Auf einem Teil der Strecke wurde der Zug von Soldaten begleitet.
Dieser kümmerte sich aber mehr und ganz liebevoll um sein Huhn …
Varietereif – unfaßbar wie diese Frau ein Tablett mit Speisen auf dem Kopf durch den vollbesetzten, rockenden Zug balanciert.
Ye war der ideale Ort um die Weihnachtstage ohne ein einziges Anzeichen für Weihnachten zu verbringen. Es gibt keinen Feiertag, keine Christen und keine Touristen denen man trotz alledem ihr Fest irgendwie gestalten möchte. Es war ganz normaler Alltag. Ich habe die Zeit u.a. genutzt um ein einige Beiträge über die letzte Zeit für unseren Blog zu schreiben, was für mich als Grobmotoriker mit dicken Wurstfingern auf einem Tablet eine echte Herausforderung ist. Die „Katastrophe“ richtete dann gestern Abend mein E-Mail Programm an, in dem es diese Beiträge aus mir unverständlichen Gründen ins digitale Nirvana beförderte. Da ich ja schon die ganze Zeit mit den Unzulänglichkeiten des Tablets und den Android-Spielzeug-Apps hardere weiß ich noch nicht ob ich mich in buddhistischer Gelassenheit zu einer Reinkarnation dieser Beiträge aufraffen kann oder ob ich einfach, ebenfalls ganz buddhistisch, ihre Vergänglichkeit akzeptiere. Dabei hatte hier alles so schön angefangen. Als wir uns von der Busstation auf den Weg ins Gästehaus machten wähnten wir uns schon in einem deutschen Kurpark. Schön angelegt um einen kleinen Stausee mitten im Ort und, für Myanmar sehr ungewöhnlich, ohne Müll glaubten wir zuerst gar nicht mehr in Myanmar zu sein. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis dieser schöne kleine Ort in den gängigen Reiseführern auftaucht. Auf dem See wurden gerade die Bojen zur Markierung der Regattastrecke ausgebracht und die Mannschaften junger Männer trainierten von morgens vor Sonnenaufgang bis abends nach Sonnenuntergang für die Rennen am kommenden Nationalfeiertag am 4. Januar. Wir waren uns sicher, dass bis dahin alle so fertig sind, dass da nicht mehr viel geht.
Nicht nur der Ort ist sehr nett sondern auch die Umgebung, die wir mit einem Leihmoped erkundeten. Besonders hat uns das Kloster am Banana Mountain begeistert. Inzwischen haben wir ja schon viele Klöster, Tempel und Pagoden gesehen, aber der 8-stöckige Turm mit den großen Buddhastatuen, die jeweils in die 4 Himmelsrichtungen blicken, war etwas ganz besonderes. Mit jedem Stockwerk ging man von Tempel zu Tempel bis man ganz oben vom Dach einen tollen Ausblick auf die Landschaft hat. Die Atmophäre in diesem Turm ist unbeschreiblich schön.
Morgen werden wir unsere Reise gen Süden mit einer ca. 10 stündigen Bahnfahrt nach Dawei fortsetzen. Auf dieser Teilstrecke des burmesischen Eisenbahnnetzes soll die mit Abstand geringsten Durchschnittsgeschwindigkeit gefahren werden, wir freuen uns auf dieses Erlebnis.
So sieht der Blick von unserem Frühstücksbalkon in Ye
Morgens im Park
gehen die einen auf Almosengang
während andere für die Bootsrennen am 4. Januar trainieren.
Auf unserer Mopedtour werden wir immer wieder zum Fotomotiv.
Ein Kloster in den Wäldern in der Nähe von Ye.
Mit einem imposanten Turm vor dem Eingang.
Das Gerüst der Buddha-Baustelle wäre schlicht “die” Installation auf der Documenta in Kassel.
Im Inneren der Buddhas herrscht eine traumhafte Atmosphäre.
Weihnachten steht vor der Tür und wir haben ein (hoffentlich) ruhiges Plätzchen gefunden. Morgen früh verlassen wir Mawlamyine und fahren weiter südlich nach Ye, das auf halber Strecke nach Dawei liegt. Dawei wollen wir zu Sylvester erreichen. Dann geht es ev. auch mit dem Blog weiter, der leider in der letzten Zeit etwas vernachlässig wurde. Aber das reale Leben ist gerade viel interessanter als diese virtuelle Welt.
Blick von unserem Balkon in die Abendstimmung über dem Than Lwin Fluß.
Wir wünschen Allen eine schöne und stressfreie Weihnachtszeit!
Vielleicht muss man (etwas) verrückt sein um ein paar Tage nachdem man herauskomplimentiert wurde mit neuem Visum wieder an der Immigration auf dem Flughafen in Yangon zu stehen. Die Einreiseformalitäten waren ruckzuck erledigt und schon wenig später ließen wir uns im Taxi zum nördlichen Busbahnhof von Yangon bringen. Weder hatten wir Bustickets für den Nachtbus nach Mawlamyine noch hatten wir dort eine Unterkunft reservieren können. Dieser Busbahnhof ist nicht nur riesig sondern auch sehr unübersichtlich. Da diverse Unternehmen von hier fahren und diese zum Teil die gleichen Strecken bedienen ist es eine Kunst sich hier zurechtzufinden. Unser Taxifahrer klapperte mit uns mehrere Unternehmen ab bis wir die gewünschten Fahrkarten erstehen konnten. So wie wir es bisher immer wieder und überall erlebt haben sind die Menschen in Myanmar extrem hilfsbereit und freundlich. Wir kennen nur ein Gegenbeispiel in Form eines preußischen Bürokraten in Bogalay, der aber fällt in unserer Statistik überhaupt nicht ins Gewicht.
Die anschließende Busfahrt war in keiner Weise besonders, nur war sie zu kurz, denn um 3 Uhr morgens fanden wir uns auf dem Busbahnhof von Mawlamyine wieder. Wie gerne hätten wir noch 2-3 Stunden im Bus geschlafen oder gedöst. Trotzdem fanden wir zu dieser Unzeit noch eine Herberge, und wie wir es bereits von anderen Reisenden gehört hatten wurde uns diese erste Teilnacht nicht berechnet.
Die Gipfel von Hügeln und Bergen scheinen in Myanmar nur eine einzige Funktion zu haben, sie sind Standort für eine Pagode oder wenigstens für einen Stupa. So wundert es auch nicht, dass die Hügelreihe, die mitten durch den Ort läuft von einer Reihe von Pagoden gekrönt wird. Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick über den Ort, den Fluß Than Lwin und die Insel Bilu Kyun im Westen. Natürlich sind gerade zu Sonnenuntergang viele Menschen hier oben.
An zwei Tagen haben wir uns ein kleines Motorrad gemietet um uns etwas in der näheren Umgebung umzusehen. Nördlich von Mawlamyine liegt die Drei-Felsen-Pagode (Nwa La Bo Paya), bei der die drei Felsen wohl auf natürliche Weise übereinander gestapelt wurden. Von der Statik soll dieses Türmchen viel spektakulärer als der „Golden Rock“ sein, der wohl von einem Pilgerort zu einem riesigen Rummelplatz gewandelt wurde. Wir waren nicht dort und wollen auch nicht hin weil jeder Touristenbus dort vorbei kommt. Bei der Drei-Felsen-Pagode handelt es sich (noch) um einen lokalen Pilgerort, dessen Zufahrt nur auf der Ladefläche eines größeren LKW möglich ist. Der Laster fährt erst los wenn ausreichend Passagiere an Bord sind. Wir waren wieder einmal die einzigen Langnasen und damit für so manchen Pilger die größere Attraktion als die Pagode. Auf jeden Fall hatten die Burmesen einen riesen Spaß als der Laster schaukelnd die zum Teil recht heftigen Steigungen hinauf kroch. Diese Pilgertour wirkte nicht wie eine ernste Angelegenheit. Was den Buddhisten ganz offensichtlich fehlt ist dieses verkrampfte, zwanghafte gottgefällige Getue der monotheistischen Religionen. Eigenverantwortlichkeit scheint den Menschen besser zu bekommen als der verzweifelte Versuch es immer einem Erlöser/Gott recht machen zu müssen.
Ein kleiner Fauxpas passierte uns auf dem weiteren Weg durchs Land, bei dem Versuch ein Kasernengelände zu umfahren erwischten wir offensichtlich eine ungesicherte Hintertür und fanden uns mitten auf eben diesem Gelände wieder. Dies war für die Soldaten wohl noch unangenehmer als für uns, jedenfalls entwickelten sie einigen Aktionismus und einer redete wie ein Wasserfall auf uns ein, obwohl er merken mußte, dass wir kein Wort verstanden. Nach einigem Hinundher konnten wir und darauf verständigen, dass wir uns auf dem uns bekannten Weg wieder verdrücken und keiner etwas gesehen hat.
Einen emotionalen Höhepunkt dieser Reise erlebten wir am späteren Nachmittag als wir uns steil aus der Ebene aufragende Kalkfelsen an der Strecke nach Hpa-an ansahen. Der Feldweg, den wir zu den Felsen gefahren waren, schien auf einem naheliegenden Reisfeld zu enden. Als wir umdrehen wollten zeigte ein zufällig vorbeikommender Bauer immer wieder den Weg weiter um den Felsen herum. Ging es dort doch weiter? Der Weg war bald nicht mehr als solcher zu erkennen aber ein Trampelpfad ging über Steine um den Felsen herum und in eine Art Talschluss hinein. Hier grasten ein paar Ziegen, dann sahen wir Kinder und als wir näher kamen auch jede Menge Affen. Erst als wir am Talschluss ankamen erkannten wir oben im Felsen auf halber Höhe ein kleines Haus und daneben eine Buddhastatue. Hier standen zwei Mönche und deuteten uns zu kommen, was wir anfangs nicht richtig verstanden sondern gegenteilig interpretierten. Was wir dann atmosphärisch erlebten läßt sich nicht beschreiben. Die beiden Mönche gaben uns zu trinken breiteten einen leeren Reissack zu Füßen des Buddhas vor dem Stuhl eines Mönches auf damit wir uns dort hinsetzen konnten. Dann wurden die Affen gefüttert. Von überall aus den Felsen kamen sie auf den kleinen Platz vor dem Buddha und ließen sich nicht durch unsere Anwesendheit stören. In der Zwischenzeit hatten sich alle Kinder zu Füßen des Mönches hingesetzt und bestaunten uns. Leider kam kein Gespräch zu stande weil unsere 3 Worte Burmesisch und die 2 Worte Englisch auf Seiten der Mönche keine ausreichende Basis bildeten. Dazu stelle man sich jetzt noch das schöne warme Sonnenlicht des Spätnachmittages und eine spektakuläre Felskulisse der Karstberge vor. Auf ein kaum wahrnehmbares Zeichen verschwanden alle Kinder in dem kleinen Gebäude begannen mit einem Sprechgesang, wie wir ihn von den buddhistischen Mönchen schon so oft gehört haben. Dann machten sie sich offensichtlich fertig um nach Hause zu gehen, dies empfanden wir auch als Signal uns zu verabschieden.
Buddhastatuen gibt es in Myanmar wie Sand am Meer, große und kleine, aufwendige und schlichte, sowie gigantische. Ein paar Kilometer südlich von Mawlamyine findet man den größten liegenden Buddha der Welt (Zinathukha Yan Chanda), der von Kopf bis Fuß 180 m mißt und in seinem Inneren 182 Räume auf 8 Stockwerken beherbergt. Wir fanden, daß wir schon viel schönere Buddhas gesehen haben und daß Größe allein auch nichts hermacht. Direkt gegenüber wurde bereits das nächste Monumentalwerk in Angriff genommen. Dabei ist der erste Buddha nach über 20 Jahren Bauzeit immer noch nicht fertig.
Nonnen auf dem Almosengang
Auf der Hügelkette in Mawlamyine stehen eine Reihe von Pagode.
die auch als Spielplatz taugen
und gerne zum Sonnenuntergang aufgesucht werden.
Handwerklich eine Spitzenleistung, dieser ca. 4 m hohe Buddha in Mawlamyine ist komplett aus Bambus geflochten.
Die Drei-Felsen-Pagode steht nördlich von Mawlamyine
in den Bergen
und kann nur per LKW erreicht werden (mein erstes und bisher einziges Selfie)
Dieses kleine Kloster fanden wir in den Berge östlich von Mawlamyine
Neben den beiden Mönchen lebt hier eine große Herde Affen.
Die spirituelle Atmosphäre hat uns völlig in ihre Bann gezogen.
Zeit um Abschied zu nehmen.
Der größte liegende Buddha der Welt ist 180 m lang.
Den Weg dorthin weisen 500 überlebensgroße Mönchsstatuen.
Mit viel Glück sind wir in „the biggest room in town“ , so unser Vermieter nicht ohne Stolz, gelandet. An der Uferpromenade von Mawlawmyine mit Blick auf den Thanlwin Fluss haben wir einen 70 qm Saal mit einer Deckenhöhe von über 5 Metern in einer alten Villa aus der Kolonialzeit bezogen. Hier werden wir in den nächsten Tagen relativ wenig unternehmen – im Vergleich zu den letzten Wochen – um dann gemütlich weiter gen Süden über Ye und Dawei zu reisen. Diese Gegend war bis vor einiger Zeit noch fürAusländer gesperrt und so gibt es in unseren aktuellen Reiseführern z.T. gar keine Informationen und im Internet recht widersprüchliche Angaben darüber mit welchen Verkehrsmitteln welche Strecken befahren werden dürfen. Dies soll aber erst in ein paar Tagen zu unserem „Problem“ werden.
Das Breeze GH in Mawlawmyine, über der Einfahrt liegt unser Saal.
Bangkok stand nicht sehr weit oben auf unserer Wunschliste und wurde zum Notausgang als wir Myanmar verlassen mussten. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass wir uns bereits heute wieder aufmachen diese Stadt zu verlassen. Wir haben uns gefragt, wie viel Asien es hier wohl noch gibt, denn es kam uns sehr sehr westlich vor. Natürlich gibt es noch die „versteckten“ Ecken und wenn man durch die kleinen Gassen z.B. in Chinatown streift, dann findet man noch ein bißchen von dem alten Bangkok. Die Atmosphäre bei den klassischen Sehenswürdigkeiten ist jedenfalls völlig hinüber, oder aber wir hatten überall nur das Pech in lautstarke respektlose chinesische Reisegruppen geraten zu sein. Immerhin hatten wir Bangkok am ersten Tag – von Yangon kommend – als ruhige entspannte Stadt wahrgenommen obwohl wir fast 3 Stunden für die Strecke vom Fluhafen zum Gästehaus in der Innenstadt gebraucht haben.
Unser Hauptanliegen waren neue Visa für Myanmar gewesen, die wir innerhalb eines Tages bekommen haben. Dabei ist die Zeitangabe „ein Tag“ durchaus wörtlich zu verstehen, denn ab 8 Uhr morgens kann man sich in die lange Schlange der Antragsteller auf dem Bürgersteig vor der Botschaft einreihen und gelangt dann innerhalb der nächsten 3 Stunden an die jeweilgen Schalter zur Abgabe des Antrages. Am Nachmittag wiederholt sich ab halb 3 Uhr die gleiche Prozedur zur Abholung des Passes.
Die wenigen Tage hier waren prallvoll und somit gab es wieder keine Muße um diesen Blog auf Stand zu bringen. Jetzt suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen im Süden von Myanmar, das in den Reiseführern noch sehr lückenhaft abgehandelt wird, um dem Feiertagstrubel zu entgehen. Ausgangspunkt für diese Suche und unser nächstes Ziel ist die Stadt Mawlamyine, die wir morgen früh erreichen möchten.
Hinweis im Wat Pho – werden wir auch nicht, sondern heute verlassen wir Bangkok wieder in Richtung Myanmar.
Eine Stunde vor Öffnung der Visumausgabe vor der Botschaft von Myanmar.
Aus meiner Skulpturensammlung:
Vielerorts unterscheidet sich Bangkok nicht mehr von anderen großen Städten dieser Welt, Dank der „Globalisierung“ braucht man bald nicht mehr zu reisen.
Gerne wären wir länger im Irrawaddy Delta geblieben und danach noch weiter durch Myanmar gereist, doch der Chef der Immigration in Bogalay hat ganz schön am Rad 119 von 216 gedreht, als er mitbekommen hat, dass unsere Visa bereits abgelaufen sind. Wir sollten seine Stadt sofort verlassen und uns bei der Immigration in Yangon melden. Einzig die Tatsache, dass es an dem Tag keine Reisemöglichkeit mehr gab ließ ihn uns gnädig noch eine Übernachtung gewähren. Mit dem Boot um 6 Uhr verließen wir ziemlich traurig Bogalay, wo wir gerne noch ein paar Tage geblieben wären. Am Nachmittag klärte sich dann unser Missverständnis mit der 90-Tage Overstay-Regelung. Die gibt es wirklich, nur entgegen unseer Information aus Mandalay darf man damit nur in einem Ort bei Freunden bleiben. Eine Reise durch das Land ist nicht möglich weil uns kein Gästehaus oder Hotel mit abgelaufenem Visum beherbergen darf. Dass wir dennoch in Yangon ein Dach über dem Kopf haben liegt daran, dass wir bereits letze Woche hier im Okinawa Gästehaus gewohnt haben und sich deshalb niemand aktuell für unsere Pässe interessiert hat. Somit standen wir vor der Wahl noch weitere Tage hier in Yangon zu bleiben oder auszureisen – morgen früh haben wir einen Flug nach Bangkok, denn der Landweg ist uns jetzt versperrt. Dort werden wir in aller Ruhe die weitere Route planen.
So schnell wollten wir Yangon eigentlich nicht wiedersehen.
Die Sonne geht über dem Bogalay River auf als wir den ersten Becher Kaffee auf der Veranda des Thaung Chaung Camps des Naturschutzgebietes Meinmahla Kyun in völliger Ruhe genießen. Fernab jeglicher Zivilisation in diesen Mangrovensümpfen scheint uns das lärmende Yangon Lichtjahre entfernt. Dabei sind wir dort erst vorgestern Morgen in aller Frühe mit dem Expressboot nach Bogalay aufgebrochen, das uns 6 Stunden lang eine wunderschöne Sightseeingtour durch das Irrawaddydelta bot, die zuerst durch den Twante-Kanal und danach durch verschiedene Mündungsarme des Irrawaddy ging. Beate hatte sich einen schönen Platz auf dem Vorschiff gesucht, wo es nach Sonnenaufgang auch schnell angenehm warm wurde. Ungemütlich wurde es dort nur einmal als das Boot wegen eines Maschinenproblems ungebremst in die Mangroven am Flussufer trieb und sie sich in einem Mangrovenbusch wiederfand. Das Motorenproblem schien aber bekannt zu sein, denn nach einer knappen halben Stunde lief der Diesel wieder und die Fahrt konnte fortgesetzt werden.
Das Irrawaddydelta ist erst seit kurzem für Touristen zugänglich und so ist es in Bogalay nicht so einfach sich zurechtzufinden wenn man kein Burmesisch spricht um sich durchfragen zu können. Nach einigen Irrwegen fanden wir dann aber doch eine Herberge und zur Naturschutzbehörde ließen wir uns mit einer Trishaw chauffieren, deren Fahrer von unserem Wirt instruiert worden war. Diese Behörde hätten wir sonst bestimmt nicht gefunden. Zum Glück sprach deren Chef recht gut Englisch und so konnten wir uns zügig darauf verständigen, dass wir am nächsten Morgen ins Camp auf Meinmahla Kyun aufbrechen und dort eine Nachtexkursion in die Mangrovensümpfe unternehmen wollen. Die notwendigen Formalitäten könnten noch schnell vor der Abfahrt am Morgen erledigt werden, denn unsere dafür notwendigen Pässe lagen noch im Gästehaus für die Anmeldung bei den lokalen Behörden.
Ganz so schnell und einfach ging es dann doch nicht weil diverse Formulare mit 4 Durchschlägen auf einer alten Schreibmaschine ausgefüllt sein wollten. Dazu kamen eine Reihe von Pass- und Visumkopien für die ein Angestellter augenscheinlich mit einem Moped zu einem Copyshop geschickt wurde. Was folgte war eine recht komplizierte Berechnung des „Reisepreises“ der sich aus einer Reihe von Komponenten zusammensetzte. Da war zuerst der Charterpreis für das Boot zur Insel, den für die Fahrt benötigten Diesel mussten wir extra kaufen. Hinzu kamen das Honorar für den Führer, die Gebühr für zusätzliche nächtliche Tour in die Mangroven und der Preis für die Übernachtung im Camp. Ferner wurde jedes Essen einzeln berechnet. Weil diese ganze Berechnung so aufwendig war gab es dafür eine extra Bearbeitungsgebühr. Obendrauf kam dann noch weitere Gebühren für die benötigten Fotokopien und für die Erstellung unseres Antrages auf Genehmigung die Insel besuchen zu dürfen. Dies klingt kompliziert, dafür war es aber äußerst transparent. Als Pauschaltouristen fühlten wir uns hier wahrlich nicht.
Mit einem kleinen Longtail-Boot ging es dann für weitere 3 Stunden den Bogalay-River hinunter zum Camp auf der Ostseite der Meinmahla Kyun. Matrazen, Moskitonetze, Verpflegung, alles hatten wir an Bord, das Camp wird offensichtlich nicht so häufig besucht. Nach unser Ankunft bekamen wir erst einmal ein Mittagessen serviert, dabei durften wir gleich die strikte Trennung zwischen Gästen und „Personal“ erfahren. Dies gefiel uns überhaupt nicht, wir fühlten uns wie in George Orwells „Tage in Burma“ , konnten aber nicht erreichen, dass wir alle gemeinsam essen. Am Nachmittag unternahmen wir einen kleinen Spaziergang über die Insel und besuchten ein Kloster mit zwei Mönchen. Egal wie abgelegen man in Myanmar unterwegs ist irgendwann trifft man unweigerlich auf ein Kloster oder eine Pagode und so war es selbstverständlich auch hier. So ganz sicher fühlten wir uns dennoch nicht, das Foto von dem 6 Meter langen Krokodil, das hier vor einiger Zeit erlegt wurde, nachdem es einen Mönch verfrühstückt hatte, spukte in unseren Köpfen umher. Erst gestern hatte man es uns ganz stolz im Büro der Naturschutzbehörde gezeigt. Zum Sonnenuntergang ging es dann aber wirklich auf Krokodilsuche. Mit dem Boot fuhren wir auf immer kleiner werdenden Flußarmen immer tiefer in den Mangrovenschungel. Die Randbedingungen waren heute optimal, kurz nach Sonnenuntergang war Niedrigwasser, so dass die Schlickbänke auf denen sich ev. Krokodile zeigen sollten völlig frei lagen und der Vollmond sollte für die notwendige Beleuchtung sorgen. Die Stimmung, die diese Landschaft im letzten Sonnenlicht verbreitete, war wunderschön. Wir hätten stundenlang so durch diesen Dschungel gleiten können, doch dann sahen wir ein recht großes Krokodil auf einer Schlickbank liegen. Der Bootsführer wendete sofort um uns näher heranzubringen, aber die Fluchtdistanz dieser Tiere scheint aber recht groß zu sein und so rutschte das Tier mit atemberaubender Geschwindigkeit bäuchlings auf dem Schlick ins Wasser. Jetzt waren wieder die Krokodile unser Thema. Angestrahlt von den starken Taschenlampen die unser Führer und der Bootsführer dabei hatten reflektieren die Augen der Reptilien wie Katzenaugen das Licht und verrieten somit ihre Position. Aber wir konnten nicht noch einmal so dicht an ein großes Tier herankommen. Plötzlich griff Win, unser Führer, beherzt ins Wasser und holte ein kleines „Babykrokodil“ an Bord damit wir es uns genauer ansehen konnten. Junge Tiere wirken irgendwie immer süss und dieses hatte nun überhaupt nichts mit dem Reptil gemein, das wir gestern auf dem Foto bestaunt haben – in ein paar Jahren sieht die Sache dann schon wieder ganz anders aus.
Zurück im Camp genießen wir die himmlische Ruhe hier draußen und ärgern uns ein wenig darüber, dass wir nicht gleich ein paar mehrTage gebucht haben. Aber wir wollen ja nocn weiter südlich ins Delta und vielleicht auch noch zur Turtle-Island draußen vor der Küste. Wie gut, dass wir noch keine Ahnung hatten was uns bei der Rückkehr in Bogalay erwarten sollte.
Ein schöner Platz auf der Fähre nach Bogalay,
bis das Schiff in den Mangroven landet.
Andere halten da besser Kurs, wie dieses schöne Frachtboot
Auch dieses Boot ist gut beladen unterwegs.
Oft ist im Delta aber noch Muskelkraft gefragt.
Mit diesem Longtail ging’s weiter bis in die Mangroven zu den Krokodilen,
zuerst immer dem Sonnenuntergang entgegen,
und dann hatten wir mal wieder großes Glück, wie schon so oft auf dieser Reise.
Yangun ist anstrengend – deshalb ging es mit dem Blog auch nicht weiter – und nun wollen wieder raus aus Lärm und Verkehr. Zu Nikolaus läßt die deutsche Botschaft hier die Toten Hosen auftreten, aber wir machen uns vorher aus dem Staub. Morgen früh um 5 Uhr werden wir mit einem Boot in Richtung Bogalay im Irrawaddy Delta ablegen. Von dort soll es dann mit dem nächsten Boot weiter in das Naturschutzgebiet Meinmahla Kyun gehen, das im Mündungsgebiet liegt. In den dortigen Mangrovenwäldern leben noch Krokodile, die man vom Kanu aus beobachten kann. Ev. schaffen wir es auch noch weiter südlich zur Turtle Island wo zurzeit die jungen Schildkröten schlüpfen, die Zeit um Vollmond soll besonders gut für Beobachtungen sein. Somit werden wir jetzt einige Zeit ohne Zugang zu irgendwelchen Kommunikationsmitteln sein.
Ist gerade überall in Yangon plakatiert – die deutsche Botschaft präsentiert die Toten Hosen.
Vor zwei Jahren waren wir bereits schon einmal hier, so springt ein Unterschied sofort ins Auge. Hatten wir damals den Verkehr als recht aggressiv erlebt scheint er ruhiger geworden zu sein, sicherlich auch auch weil er sehr viel dichter geworden ist und die Autos viel Zeit in Staus zubringen. So benötigten wir dann noch einmal 1,5 Stunden mit dem Taxi vom Busbahnhof in die Innenstadt zu unserem Gästehaus. Der zweite auffällige Unterschied ist, dass sich der Fuhrpark extrem verjüngt hat. Hier ist die Öffnung des Landes ganz deutlich spürbar. Motorisierte Zweiräder sind in Yangon (immer noch) nicht erlaubt, die in anderen Städten des Landes den Großteil des Individualverkehrs übernehmen und viel platzsparender sind als die Autos. Gebaut wird überall und um die alte Innenstadt herum sieht Yangon mittlerweile wie jede andere „moderne“ Großstadt aus. Nur in der Altstadt hat sich wenig verändert, die vielen Jugendstilfassaden werden immer noch nicht restauriert – vielleicht auch weil die Bausubstanz dahinter so marode ist, dass sich die Renovierung nur für Liebhaber lohnt und die Stadt dringlichere Probleme zu lösen hat. Für die Stadt wäre es sicherlich ein großer Gewinn diesen Stadtteil zu erhalten, fraglich ist nur ob es sich die Menschen, die hier leben, es sich dann noch leisten könnten. Damit wären dann auch die vielen kleinen Betriebe und Geschäfte fort, die den Reiz und das Flair ausmachen.
Renoviert wird gerade die Schwedagon Pagode, die zur Erneuerung der Goldverkleidung komplett eingerüstet ist. Auch wenn sich das Gerüst harmonisch anschmiegt so nimmt es dorch eine Menge von der Schönheit der Pagode. Was ein Glück, das wir sie vor 2 Jahren in vollem Glanz sehen konnten. Der Stimmung in der Pagode tat es keinen Abbruch. Schon vor Sonnenaufgang hatten wir uns auf den Weg gemacht um die Morgenstimmung dort zu erleben und blieben, von einer Mittagspause in einem nahen Park abgesehen, bis weit nach Sonnenuntergang, denn der Abend ist dort besonders stimmungsvoll.
Das kleine Okinawa Guest House, in dem wir logierten, neben dem Neubau einer Bank im Zentrum nahe der Sule Pagode.
Schöne alte Häuser in der Altstadt, die dieser sehr viel Atmosphäre geben.
„Briefkästen“ in der Altstadt, eine Klammer oder Tüte hängt vom Balkon an einem Seil bis zum Bürgersteig herab. Oben ist eine Klingel angebracht und „wenn der Postmann zweimal klingelt“ zieht man seine Post herauf.
Die Schwedagon sah merkwürdig aus als wir uns ihr vor Sonnenaufgang näherten,
der Grund war das Gerüst, das sie komplett umgab.
Der morgendliche Kehraus ist eine sehr ehrenvolle Aufgabe.
Erinnerungsfotos sind auch bei Mönchen beliebt.
Spirituelle Abendstimmung auf der Schwedagon.
Straßenszene in Yangon, die Green City Freiburg könnte sich hier mal Anregungen zum innerstädtischen Lastenverkehr holen.
Ein Teil des Nahverkehrs über den Yangon River wird mit diesen hübschen kleinen Booten abgewickelt.