Long-Covid und Nikotin

Es gibt noch keine Therapie, aber viele Versuche das Leiden zu lindern. Im letzten Sommer hat mir Kortison eine längere Pause von den ärgsten Symptomen verschafft. Leider war das nicht nachhaltig. Jetzt habe ich Nikotinpflaster, die man eigentlich zur Unterstützung bei Rauchentwöhnung benutzt, quasi „off-label“ verwandt. Am 28. April trug ich das letzte Pflaster und seitdem hatte ich keinen „Crash“ mehr. Es geht mir zurzeit überdurchschnittlich gut und nun bin ich gespannt wie lange diese Phase anhalten wird. Gestern habe ich sogar eine 20 km Wanderung gut weggesteckt, was vor 2 Monaten undenkbar gewesen wäre.

Diese „Therapie“ mag absurd klingen, hier aber ein Auszug aus einem Artikel im Tagesspiegel vom 26. Mai 2025:

Marco Leitzke ist Oberarzt für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Schmerztherapie und Palliativmedizin an der Helios Klinik Leisnig.

Bereits zu Beginn der Pandemie war Forschenden um Jean-Pierre Changeux vom Institut Pasteur in Paris ein verblüffendes Detail ins Auge gefallen: Das Spike-Protein von Sars-CoV-2 – jenes stachelige Oberflächenprotein, das dem Virus als Eintrittspforte in die menschlichen Zellen dient – weist strukturelle Ähnlichkeiten mit dem Nervengift der Kobra auf. Wie das Toxin der Schlange könnte das Spike-Protein in der Lage sein, so ihre Vermutung, die zellulären Andockstellen (Rezeptoren) des Nervenstoffs Acetylcholin zu besetzen.Blockiert das Virus einen Botenstoff? Hat Acetylcholin keinen Zugang mehr zu seinen Rezeptoren, kann er sich in den Zellen kein Gehör mehr verschaffen. In der Folge geraten etliche Signalwege aus dem Ruder. Denn Acetylcholin steuert in unserem Organismus unzählige Funktionen, darunter das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit, Lernprozesse, den Schlaf-Wach-Rhythmus, die Stimmung und Motivation, darüber hinaus aber auch die Muskelkontraktion, die Herzfrequenz, den Blutdruck, die Verdauung, die Blasenentleerung und etliches mehr.Acetylcholin ist ein Botenstoff, ohne den die Kommunikation zwischen Nervenzellen ausbleibt und viele verschiedene wesentliche Körperfunktionen gestört werden. Die enorme Bedeutung des Neurotransmitters zeigt sich auch daran, dass er im gesamten Organismus über eigene Bindungsstellen verfügt. Eine virale Blockade dieser Rezeptoren könnte entsprechend gravierende Konsequenzen haben, mutmaßten Changeux und sein Team. Sie hielten es für denkbar, dass Corona-Infektionen immer dann einen schweren Verlauf nehmen, wenn das Immunsystem nicht in der Lage ist, den Erreger von den Andockstellen des vielseitigen Botenstoffs fernzuhalten.Nikotin: Befreier der Acetylcholin-Rezeptoren? Als potenzielle Gegenmaßnahme brachten sie Nikotin ins Spiel – ein Molekül mit extrem hoher Bindungsaffinität zu Acetylcholin-Rezeptoren. Richtig eingesetzt, etwa über transdermale Pflaster oder Kaugummis, könnte Nikotin demzufolge das Virus vom Rezeptor verdrängen. Da es schnell wieder abgebaut wird, würde der Rezeptor bald wieder frei – und damit erneut zugänglich für Acetylcholin. Sei der Erreger zudem nicht mehr gebunden, würde ihn das Immunsystem rasch erkennen und vernichten, so ihre Hypothese.

Derzeit ziemlich fit in Indonesien unterwegs, mal sehen ob es diesmal nachhaltiger ist.

Die etwas anderen Friedhöfe

Eine Beerdigungszeremonie dauert 3 Tage. Am ersten Tag wird der Leichnam in einem Sarg aus dem Haus gebracht und unter einem Vordach hin zum Zeremonienplatz aufgestellt. Der zweite Tag ist dem Empfang der Gäste und den rituellen Opfern gewidmet und am dritten Tag findet die „eigentliche“ Beerdigung statt. Dafür gibt es Familiengrüfte, die in Felsen gehauen wurden. Um Platz zu sparen bleibt der Sarg, bzw. das Transportbehältnis, das oft einem Torajahaus nachempfunden ist, draussen. So haben mehr Familienmitglieder in der Gruft Platz.

Hier sind viele Gräber in einer Felswand. Reiche Menschen, die mindestens 24 Büffel bei der Zeremonie geopfert haben, dürfen lebensgroße Figuren der Verstorbenen oberhalb der Grüfte aufstellen. Die Transportsärge werden nur einmal benutzt und bleiben vor der Felswand stehen.

Hier die Felswand für weniger Begüterte

Alternativ wurden die Särge in einer natürlichen Höhle gestapelt, bzw. die der reicheren Menschen auf Balken höher gelagert. Särge und Inhalt haben sich im Laufe der Jahre zersetzt und nur die Knochen blieben übrig. So stapeln sich auf dem Höhlenboden die menschlichen Gebeine. Davon gibt es keine Fotos.

Kleine Kinder, die noch keine Zähne hatten, wurden in speziellen Bäumen beigesetzt. Diese Bäume sondern ein weißes Harz ab wenn die Grabkammer hineingeschlagen wird. Dieses wird mit der Muttermilch assoziert und so sollen die Kinder mit dem Baum weiterwachsen.

Das Leben nach dem Tode

Für die Toraja ist das Leben im Diesseits nur ein Übergang und allein das Sein danach von Bedeutung. Deshalb ist dieser Übergang im „Leben“ eines Menschen so besonders und wird entsprechend aufwendig gefeiert. Nach dem Tod werden die Verstorbenen einbalsamiert und oft monatelang im Haus aufbewahrt bis die Angehörigen die notwendigen Mittel für eine Beisetzung aufgebracht haben. Allein der Aufbau der temporären Pavillons aus Bambus mit soliden Dächern und Holzfußböden um den Zeremonienplatz herum zum Empfang der vielen Gäste dauert schon mal 2 Monate. Als Opfertiere dienen bei der Beerdigungszeremonie Wasserbüffel und Schweine, wobei die Anzahl der nacheinander auf dem Platz geschächteten Büffel ein Symbol für die Bedeutung des verstorbenen Menschens und seiner Familie ist. Wir hatten die Gelegenheit an einer überdurchschnittlich großen Zeremonie als Gäste teilnehmen zu können. Dies war ein sehr nachhaltiges und eindrückliches Erlebnis, von der Opferzeremonie werden wir hier keine Fotos zeigen.

Es wurden 7 Büffel geopfert und anschließend fachmännisch zerlegt, hier sieht es deshalb schon fast wie an einer Fleischtheke aus. Das Fleisch wird anschließend an die Gäste verteilt. Zusätzlich wurden geschätzt 30+ Schweine geschlachtet, die von Gästen mitgebracht wurden. Dies geschah aber nicht auf dem zentralen Platz. Bis auf das traditionelle Toraja Haus in der Mitte sind alle Gebäude nur temporär für diese Zeremonie errichtet worden.

Ein Zeremonienmeister war für den gesamten Ablauf der Veranstaltung verantwortlich, hier führt er Familienmitglieder in einen Pavillon in dem die besonders bedeutenden Gäste begrüßt werden. Diese haben in der Regel ein Schwein als Geschenk mitgebracht. Ein solches liegt im Vordergrund, verpackt für den Lebendtransport und mit dem Namen des Spenders versehen. Im Hintergrund weitere temporäre Pavillons für Gäste

Einzug der VIP-Gäste in den aufwändigsten Pavillon.

So werden die Geschenke angeliefert.

Uns hat der Umgang mit den Tieren sehr aufgewühlt und wir haben lange darüber diskutiert, auch ob und wenn ja wie wir über diese Zeremonie berichten. Es ist ein sehr wichtiger Bestandteil dieser Kultur und wir sind unterwegs um andere Kulturen kennenzulernen. Manche Bräuche erleben wir als sehr schön andere vielleicht als denkwürdig oder gar als herausfordernd. Aber es gibt sie nunmal. Das tradionelle Neujahrsessen bei den Toraja ist übrigens Hund. Wie uns unser Wirt begeistert erzählt hat kommt ein Kilo Chili pro Hund zum Einsatz – „a real hot dog“ wie er meinte. Wir werden mit Sicherheit an Neujahr nicht hier sein.

Nachtrag

Auf dem Büffelmarkt von Rantepao kostet ein Büffel ein durchschnittliches Jahresgehalt

In diesem Sommer werden über 1000 Büffel auf diesem Markt, ausschließlich für Beerdigungszeremonien, verkauft werden. Um diese große Nachfrage bedienen zu können werden alle diese Büffel von den Inseln Flores, Java und Sumatra geholt.

Tana Toraja

320 km nördlich von Makassar oder 10 Stunden Busfahrt entfernt liegt Rantepao im gebirgigen Hochland von Sulawesi. Diesmal begleiteten uns keine Palmölplantagen sondern wunderschöne lindgrüne Reisfelder bevor es auf sehr engen und kurvigen Strassen die dicht bewaldeten Berge hinaufging. Obwohl verwöhnt von den Strassen im Schwarzwald und den Alpen, hier wäre es der absolute Traum mit dem Motorrad unterwegs zu sein. Rantepao liegt umgeben von grünen Bergen in einem sehr fruchtbaren Tal mit vielen kleinen Dörfern der Toraja, deren Häuser sich nicht nur durch eine außergewöhnliche Dachform sondern auch durch sehr umfangreiche Verzierungen auszeichnen. Desweiteren wird hier eine extrem aufwendige Bestattungskultur gepflegt, dazu später mehr.

Wir haben uns nach Lempo auf 1300 Meter Höhe hochfahren lassen und sind dann 20 km hauptsächlich talwärts auf 700 Meter Höhe zurückgewandert. Was trotz Post-Covid gutgegangen ist, auch dazu später mehr.

Jetzt erst einmal ein paar Eindrücke von dieser Wanderung.

Hier oben scheint schon die Sonne während Rantepao im Tal noch etwas nebelverhangen ist.

Blick über die Reisterassen.

Ein typisches Toraja Haus.

Hier als kleines Dorf.

Büffel sind ein Zeichen für Wohlstand, dazu später mehr.

Die Häuser sind immer sehr aufwändig verziert.

Ursprünglich wurde nur Bambus für das Dach verwandt, was aber sehr aufwändig und viel teurer als Blech ist. Allerdings hält ein Bambusdach mehr als doppelt so lange.

ein Spielfeld darf im Dorf auch nicht fehlen.

Wir haben so viele sehr schöne Häuser fotografiert, die Bilder müssen wir ganz in Ruhe zu Hause sichten.

Spektakulär sind auch die Bambuswälder, Beate musste zweimal als Größenvergleich dienen.

Auf unserem Weg hätten wir im Wald Kaffeebohnen pflücken können, wir haben Vanille an den Büschen ranken gesehen und sehr farbenfroh diese gerade geernteten Kakaofrüchte. Es erscheint ein bisschen wie im Paradies.

Auch im Wald, ein großer Felsen mit einer Grabkammer. Zur Beerdigungskultur gibt es noch einen gesonderten Beitrag.

Tidak Rantasa – Keine Eile

so könnte man unsere Weiterreise nach Makassar auf Sulawesi auch beschreiben. Ein kurzer Flug von einer Stunde – da Beate sehr schnell seekrank wird war die Fähre keine Option – kann schon mal fast einen halben Tag in Anspruch nehmen. Statt wie geplant gegen 18 Uhr waren wir erst weit nach Mitternacht im Hotel. Nervig war, dass es keine Information zur Verspätung gab. Irgendwann wurden auf dem Flughafen von Banjarmasin alle Läden geschlossen und alle Anzeigetafeln ausgeschaltet, denn der letzte planmäßige Flug war ja schon lange weg, aber es gab Hoffnung: „There will be a flight tonight“. Endlich begann das Boarding, was aber zusätzlich ewig dauerte, denn jeder Fluggast bekam eine Compensation bar auf die Hand ausgezahlt – für uns etwas mehr als 50% des gezahlten Flugpreises. Dieses musste natürlich ordnungsgemäß dokumentiert werden. Zwischendurch ging dann auch noch das Geld aus und jemand musste erst Nachschub holen. So freundlich wie wir die Menschen bislang erlebt haben so freundlich und entspannt lief auch diese Prozedur ab.

Eine Erklärung für die Freundlichkeit? Sollte es vielleicht auch bei uns geben! Gefunden in Makassar.

Die Moschee Kubah 99 mit ihren 99 Kuppeln hat das Zeug zum Wahrzeichen.

Makassar ist Boomtown, neu und hoch wird gebaut und leider bleibt die alte Bausubstanz auf der Strecke.

Auch die Tempel bleiben von der modernen Bauweise nicht verschont. Hier die Version von 1898.

und ein paar Meter weiter, so wird heute gebaut:

Spieglein, Spieglein

Banjarmasin wird von zahlreichen Flußarmen und Kanälen durchzogen – die Stadt bezeichnet sich selbst als Stadt der tausend Flüsse, was natürlich etwas übertrieben ist. Sie bieten aber eine schöne Möglichkeit von einem Boot aus einmal ganz andere Stadtansichten zu fotografieren. Wenn dann die Wasseroberfläche im Morgenlicht auch noch spiegelglatt ist kann man es mit dem Fotografieren schon mal ein wenig übertreiben:

Schwimmender Markt von Lokbaitan

Inzwischen sind wir nach Banjarmasin weitergereist. Hier lohnt es sich einmal sehr früh aufzustehen und vor Sonnenaufgang ca. 1 Stunde mit einem Boot den Sungai Martapura flussaufwärts nach Lokbaitan zu fahren. Dort findet morgens bis ca. 7:30 Uhr ein ganz spezieller Markt auf dem Fluss statt. Fast ausschließlich Frauen sind dort mit ihren kleinen Booten unterwegs und bieten ihre Waren an. Zum Einkaufen muss man sich ebenfalls auf’s Wasser begeben. Statt vieler Worte hier ein paar Fotos vom Markttreiben:

Isen Mulang – Festival der Kulturen

Wir haben bis heute Abend noch keinen weiteren westlichen Touristen hier in Pangkala Raya gesehen und so ist auch nicht verwunderlich, dass wir immer wieder gefragt werden woher wir dieses Festival der Dayak überhaupt kennen. Zwei Frauen führten darüber sogar ein längeres Interview mit Beate. Heute, am Sonntag, war der große Karnevalsumzug mit jeder Menge lokaler und regionaler Politprominenz auf der Ehrentribüne und einer großen Anzahl an Teilnehmern aus vielen Provinzen Kalimantans. Bei gut dreißig Grad im Schatten dauerte der Umzug über vier Stunden, nur dass die Teilnehmer keinen Schatten hatten. Natürlich haben wir reichlich Fotos gemacht, die noch in Ruhe ausgewählt werden wollen, trotzdem hier schon einmal eine schnelle Auswahl.

Die Kostüme wurden alle mit sehr viel Liebe zum Detail und sehr aufwändig gestaltet. Die Atmosphäre war großartig und freundlich entspannt am Straßenrand. Obwohl es sehr voll war gab es kein Gedrängel, wie wir es aus Deutschland kennen. Es war ein ganz toller aber auch recht anstrengender Tag. Gestern Abend bei der Eröffnungsveranstaltung im Thua Pahoe Stadion hat es wie aus Eimern geschüttet. Uns haben die Tänzer*innen in ihren wunderschönen Kostümen so leid getan, nasser konnte man wirklich nicht werden. Aber die Menschen hier sind solch ein Wetter offensichtlich gewohnt und nehmen darauf wenig Rücksicht.

Bei der Eröffnung des Festivals hat es heftig geregnet, am nächsten Morgen war wieder schönstes Wetter.

Wir fahren, fahren, fahren

aber nicht auf der Autobahn. Ganz gegen unsere Vorsätze haben wir es uns gegeben, 467 km Landstraße in gut 12 Stunden von Pangkalan Bun nach Palanka Raya, hauptsächlich durch viele kleine Orte und Palmölplantagen. Der Bus war luxuriös und ziemlich neu aber auch auf die lokale Körpergröße ausgelegt.

Dies war unser schöner neuer Reisebus

Nur mal so ein direkter Vergleich der Körpergrößen. Dies ist auch eine Erinnerung an unsere Reise durch Myanmar, die Menschen dort wollten auch gerne ein Foto von sich zusammen mit uns.

Zur Erholung machten wir einen kleinen ersten Spaziergang durch Palangka Raya. Und wieder gab es eine der für Beate so typischen Begegnungen:

Suchbild, wo ist Beate?

Zur Erklärung – Beate mit einem ihrer Lieblingsmotive.

Und dies war ihre Perspektive.

Dutch Monkeys

nennen die Einheimischen hier eine Affenart, die es nur auf Borneo gibt. Worin die Assoziation mit den früheren Kolonialherren genau begründet ist konnten wir nicht herausfinden – sondern bekamen nur ein Schmunzeln. Die deutsche Bezeichnung ist Nasenaffen, sie ist von der markanten Nase des Alphamänchens abgeleitet. Hier gilt je Nase desto Chef. Diese Affen leben in größeren Gruppen zusammen und sind oft in der Nähe von Flüssen zu finden, so auch am Sungai Sekonyer. Besonders auffällig sind ihre akrobatischen Sprünge wenn sie von einem Baum zum nächsten wechseln.

Er ist hier der Chef der Gruppe

und da muss man schon mal eine Ansage machen.

Vielleicht möchte er ja auch mal Chef werden?

Diese Rabauken jagten sich durch’s Geäst und machten dabei erste Sprungübungen.

So sieht es dann aus wenn sie groß sind.

Wenn es allerdings um rasend schnelle und akrobatische Fortbewegung durch die Baumwipfel geht sind die Gibbons wohl kaum zu schlagen – und deshalb auch wahnsinnig schwer zu fotographieren. Es macht auch viel mehr Spaß ihnen einfach staunend zuzusehen als zu versuchen ihnen durch den Kamerasucher zu folgen. Dafür waren wir sowieso beide viel zu langsam. Manchmal braucht aber auch ein Gibbon eine kurze Verschnaufpause:

Glück gehabt, so kamen wir doch noch zu einem Foto.