Die Sonne geht über dem Bogalay River auf als wir den ersten Becher Kaffee auf der Veranda des Thaung Chaung Camps des Naturschutzgebietes Meinmahla Kyun in völliger Ruhe genießen. Fernab jeglicher Zivilisation in diesen Mangrovensümpfen scheint uns das lärmende Yangon Lichtjahre entfernt. Dabei sind wir dort erst vorgestern Morgen in aller Frühe mit dem Expressboot nach Bogalay aufgebrochen, das uns 6 Stunden lang eine wunderschöne Sightseeingtour durch das Irrawaddydelta bot, die zuerst durch den Twante-Kanal und danach durch verschiedene Mündungsarme des Irrawaddy ging. Beate hatte sich einen schönen Platz auf dem Vorschiff gesucht, wo es nach Sonnenaufgang auch schnell angenehm warm wurde. Ungemütlich wurde es dort nur einmal als das Boot wegen eines Maschinenproblems ungebremst in die Mangroven am Flussufer trieb und sie sich in einem Mangrovenbusch wiederfand. Das Motorenproblem schien aber bekannt zu sein, denn nach einer knappen halben Stunde lief der Diesel wieder und die Fahrt konnte fortgesetzt werden.
Das Irrawaddydelta ist erst seit kurzem für Touristen zugänglich und so ist es in Bogalay nicht so einfach sich zurechtzufinden wenn man kein Burmesisch spricht um sich durchfragen zu können. Nach einigen Irrwegen fanden wir dann aber doch eine Herberge und zur Naturschutzbehörde ließen wir uns mit einer Trishaw chauffieren, deren Fahrer von unserem Wirt instruiert worden war. Diese Behörde hätten wir sonst bestimmt nicht gefunden. Zum Glück sprach deren Chef recht gut Englisch und so konnten wir uns zügig darauf verständigen, dass wir am nächsten Morgen ins Camp auf Meinmahla Kyun aufbrechen und dort eine Nachtexkursion in die Mangrovensümpfe unternehmen wollen. Die notwendigen Formalitäten könnten noch schnell vor der Abfahrt am Morgen erledigt werden, denn unsere dafür notwendigen Pässe lagen noch im Gästehaus für die Anmeldung bei den lokalen Behörden.
Ganz so schnell und einfach ging es dann doch nicht weil diverse Formulare mit 4 Durchschlägen auf einer alten Schreibmaschine ausgefüllt sein wollten. Dazu kamen eine Reihe von Pass- und Visumkopien für die ein Angestellter augenscheinlich mit einem Moped zu einem Copyshop geschickt wurde. Was folgte war eine recht komplizierte Berechnung des „Reisepreises“ der sich aus einer Reihe von Komponenten zusammensetzte. Da war zuerst der Charterpreis für das Boot zur Insel, den für die Fahrt benötigten Diesel mussten wir extra kaufen. Hinzu kamen das Honorar für den Führer, die Gebühr für zusätzliche nächtliche Tour in die Mangroven und der Preis für die Übernachtung im Camp. Ferner wurde jedes Essen einzeln berechnet. Weil diese ganze Berechnung so aufwendig war gab es dafür eine extra Bearbeitungsgebühr. Obendrauf kam dann noch weitere Gebühren für die benötigten Fotokopien und für die Erstellung unseres Antrages auf Genehmigung die Insel besuchen zu dürfen. Dies klingt kompliziert, dafür war es aber äußerst transparent. Als Pauschaltouristen fühlten wir uns hier wahrlich nicht.
Mit einem kleinen Longtail-Boot ging es dann für weitere 3 Stunden den Bogalay-River hinunter zum Camp auf der Ostseite der Meinmahla Kyun. Matrazen, Moskitonetze, Verpflegung, alles hatten wir an Bord, das Camp wird offensichtlich nicht so häufig besucht. Nach unser Ankunft bekamen wir erst einmal ein Mittagessen serviert, dabei durften wir gleich die strikte Trennung zwischen Gästen und „Personal“ erfahren. Dies gefiel uns überhaupt nicht, wir fühlten uns wie in George Orwells „Tage in Burma“ , konnten aber nicht erreichen, dass wir alle gemeinsam essen. Am Nachmittag unternahmen wir einen kleinen Spaziergang über die Insel und besuchten ein Kloster mit zwei Mönchen. Egal wie abgelegen man in Myanmar unterwegs ist irgendwann trifft man unweigerlich auf ein Kloster oder eine Pagode und so war es selbstverständlich auch hier. So ganz sicher fühlten wir uns dennoch nicht, das Foto von dem 6 Meter langen Krokodil, das hier vor einiger Zeit erlegt wurde, nachdem es einen Mönch verfrühstückt hatte, spukte in unseren Köpfen umher. Erst gestern hatte man es uns ganz stolz im Büro der Naturschutzbehörde gezeigt. Zum Sonnenuntergang ging es dann aber wirklich auf Krokodilsuche. Mit dem Boot fuhren wir auf immer kleiner werdenden Flußarmen immer tiefer in den Mangrovenschungel. Die Randbedingungen waren heute optimal, kurz nach Sonnenuntergang war Niedrigwasser, so dass die Schlickbänke auf denen sich ev. Krokodile zeigen sollten völlig frei lagen und der Vollmond sollte für die notwendige Beleuchtung sorgen. Die Stimmung, die diese Landschaft im letzten Sonnenlicht verbreitete, war wunderschön. Wir hätten stundenlang so durch diesen Dschungel gleiten können, doch dann sahen wir ein recht großes Krokodil auf einer Schlickbank liegen. Der Bootsführer wendete sofort um uns näher heranzubringen, aber die Fluchtdistanz dieser Tiere scheint aber recht groß zu sein und so rutschte das Tier mit atemberaubender Geschwindigkeit bäuchlings auf dem Schlick ins Wasser. Jetzt waren wieder die Krokodile unser Thema. Angestrahlt von den starken Taschenlampen die unser Führer und der Bootsführer dabei hatten reflektieren die Augen der Reptilien wie Katzenaugen das Licht und verrieten somit ihre Position. Aber wir konnten nicht noch einmal so dicht an ein großes Tier herankommen. Plötzlich griff Win, unser Führer, beherzt ins Wasser und holte ein kleines „Babykrokodil“ an Bord damit wir es uns genauer ansehen konnten. Junge Tiere wirken irgendwie immer süss und dieses hatte nun überhaupt nichts mit dem Reptil gemein, das wir gestern auf dem Foto bestaunt haben – in ein paar Jahren sieht die Sache dann schon wieder ganz anders aus.
Zurück im Camp genießen wir die himmlische Ruhe hier draußen und ärgern uns ein wenig darüber, dass wir nicht gleich ein paar mehrTage gebucht haben. Aber wir wollen ja nocn weiter südlich ins Delta und vielleicht auch noch zur Turtle-Island draußen vor der Küste. Wie gut, dass wir noch keine Ahnung hatten was uns bei der Rückkehr in Bogalay erwarten sollte.

Ein schöner Platz auf der Fähre nach Bogalay,

bis das Schiff in den Mangroven landet.

Andere halten da besser Kurs, wie dieses schöne Frachtboot

Auch dieses Boot ist gut beladen unterwegs.

Oft ist im Delta aber noch Muskelkraft gefragt.

Mit diesem Longtail ging’s weiter bis in die Mangroven zu den Krokodilen,

zuerst immer dem Sonnenuntergang entgegen,

und dann hatten wir mal wieder großes Glück, wie schon so oft auf dieser Reise.

Mondaufgang über den Mangroven

und ein kleines Krokodil an Bord.

Und Tschüß!

Beate und Win, unser Führer, auf dem Vorschiff

Das Camp im ersten Morgenlicht.