Feuerbestattung in einer Vollmondnacht

Die intensivsten Eindrücke lassen sich nicht planen, sie passieren einfach wenn man das Glück hat zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und/oder den richtigen Menschen zu treffen. Diesmal trafen wir zur Mittagszeit in einem Cafe Feinhild, die hier zur Zeit an ihrer Dissertation über traditionelle Musik in Myanmar arbeitet und uns davon erzählte, dass am Abend die Verbrennungzeremonie für einen verstorbenen und äußerst angesehenen und sehr alten Mönch stattfinden wird. Dies wird außerhalb Daweis sein, weshalb es die Möglichkeit gibt mit einem Kleinbus mitzufahren. Falls wir Interesse hätten könnte sie uns ev. noch Plätze in diesem Bus besorgen, der um 18 Uhr abfährt. Natürlich hatten wir Interesse.

Was wir in dieser Nacht erleben durften hat uns ersteinmal für einige Zeit die Sprache verschlagen. Ca. 20 km nördlich von Dawei war ein riesiges Festivalgelände – man verzeihe diesen pietätlosen aber aus westlicher Sicht zur Beschreibung passenden Begriff – inmitten von Reisfeldern angelegt worden. Mönche regelten den Anreiseverkehr und wiesen Parkplätze zu. Das erste was wir sahen waren die vielen hell erleuchteten Marktstände mit all dem profanen Zeugs, das irgendwie nichts mit dem Ereignis zu tun hat. Im Zentrum es Gelände stand ein mehrstöckiges, offenes und tempelartiges Gebäude in dem der Leichnam des Mönchs verbrannt werden soll. Flankiert wurde dieses Gebäude auf den Ecken von pagodenartigen kleineren Gebäuden. All dies bis über die hier typischen Stufendächer über und über mit bunten LED-Lichterketten illuminiert. Auf der Nordseite war in einiger Entfernung eine Bühne aufgebaut, deren Ausgestaltung auch eher an einen Tempel erinnert. Auch hier hatten die Beleuchtungstechniker alles was technisch möglich ist umgesetzt. Die Darbietung, von der wir leider nichts verstanden haben, die aber offensichtlich mit dem Leben dieses Mönches zu tun hatte, lief bereits als wir eintrafen und dauerte noch mehrere Stunden an. Das ganze Gelände war war mehrere Fußballfelder groß und von zigtausend Menschen bevölkert, die keinen traurigen Eindruck machten sondern es herrschte eher eine Art Volksfeststimmung. Es war möglich die Plattform auf der die Verbrennung stattfinden würde zu besuchen. An der Treppe hinauf zur Verbrennungsplattform bekam jeder Besucher ein kleines Bündel Hölzer überreicht. Wir waren äußerst unerfahren mit der Verbrennung von verstorbenen Mönchen, aber die Freundlichkeit und Unbeschwertheit der Menschen, selbst bei derart besonderen spirituellen Anlässen, ließ uns dieses Handycap vergessen. In der Mitte der Plattform hing an Stahlseilen eine große stählerne Wanne, in die die Holzbündel zu werfen waren. Ganz offensichtlich war dieses das benötigte Feuerholz und jeder konnte so seinen Beitrag zur Verbrennung leisten. Neben dieser Wanne stand ein Glasssarg, in dem augenscheinlich der Leichnam lag. Die Menschen erwiesen ihm ein letztes Mal die Ehre indem sie davor niederknieten und sich dreimal verneigten. Es war einerseits eine sehr intensive und dichte Atmosphäre, die andererseits auch wieder etwas Entspanntes dadurch hatte, dass man sich dort oben gegenseitig fotografierte und mich auch dazu ermunterte Fotos von diesem Ereignis zu machen. Verwirrend für uns war, dass auf der Bühne ebenfalls ein Glasssarg stand, der ebenfalls einen Leichman enthielt. Anfangs hielten wir diesen Sarg für eine Bühnendekoration, bis dieser später ganz feierlich mit einer Art Seilbahn von der Bühne hinauf auf die Verbrennungsplattform befördert wurde während um die Plattform herum ein Feuerwerk abgebrannt wurde. Oben angekommen wurde dieser Sarg von Mönchen in einer Prozession um den Verbrennungsplatz herumgetragen. Die Frage in welchem Sarg der „wirkliche“ Verstorbene lag konnten wir nicht klären. Zwei große Heißluftballons in Elefantenform, die Spalier standen als der Sarg zur Plattform hinauffuhr, hoben ab als das Feuer in der Stahlwanne entzündet wurde und entschwebten in den klaren Vollmondhimmel. Als die Flammen dann am höchsten loderten stiegen ganz viele kleine Heißluftballon auf und folgten den Elefanten in Richtung Mond … ein wunderschönes Bild, das an Symbolik nicht zu übertreffen ist.

Danke, dass wir an dieser ergreifenden Zeremonie teilnehmen durften.

Im Zentrum des Geschehens steht dieses Gebäude, in dem der Leichnam verbrannt wird.

Blick von der Verbrennungsplattform in Richtung Bühne.

Im Zentrum der Plattform hängt diese Stahlwanne, dahinter steht ein Glassarg mit “dem” Leichnam.

Verwirrt hat uns dieser zweite Glassarg, der feierlich von der Bühne zur Verbrennungsplattform gebracht wurde. In welchem der “wirkliche” Mönch lag konnten wir nicht klären.

Heißluftballons in Elefantenform standen erst Spalier

und erhoben sich dann in den klaren Vollmondhimmel.

Dazu wurde ein Feuerwerk abgebrannt.

In einer Prozession trugen Mönche den Leichnam zum Verbrennungsplatz

und entzündeten das Feuer.

Als Schlußakkord stiegen unzählige kleine Heißluftballons in den Himmel.

Anmerkung: Die Größe und Ausgestaltung einer solchen Zeremonie hängt von der Bedeutung und dem Alter des verstorbenen Mönches ab. Was wir erleben durften war der Abschluß einer einmonatigen Zeremonie, die in dieser Form nur sehr wenigen verstorbenen Mönchen zuteil wird.

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