Der Inle-See steht ganz oben auf der Liste der Sehenswürdigkeiten von Myanmar und das ganz zurecht. So haben wir diese Gegend zum einem auf einer ausgedehnten Radtour entlang des Ostufers sowie auf einer noch wesentlich ausgedehnteren Bootstour auf dem See erkundet. Viele der Dörfer aus Stelzenhäusern im seichten Wasser in Ufernähe sind nur per Boot erreichbar. Um unabhängig von Wasserstandschwankungen zu sein haben deren Bewohner ihre Gemüsegärten auf Flößen um die Dörfer herum angelegt. Auf diese Weise gibt es hier eine einige Quadratkilometer große schwimmende Gemüseanbaufläche, die ebenfalls nur von Booten aus bewirtschaftet werden kann. Es ist schon ein sehr spezieller Eindruck wenn Wellen vom See die Tomatenstauden leicht hinundher wiegen. Eine weitere Besonderheit ist die Paddeltechnik, die nur hier auf diesem See zu finden ist. (Auch wenn in der Literatur von Einbeinruderern geschrieben wird hat diese Technik nichts mit Rudern zu tun) Die Paddler stehen auf einem Bein auf dem Heck des Bootes, das andere Bein ist um das Paddel geschlungen, dessen oberes Ende am Schlüsselbein abgestützt wird, und mit einer „geschickten“ Beinbewegung wird gepaddelt. Der Vorteil dieser Technik ist, dass man beide Hände frei hat um z.B. ein Netz einzuholen. Auf einem Bein auf dem Heck eines schlanken kibbelligen Bootes zu stehen wäre für mich schon die Ultraanforderung, jetzt noch dem anderen Bein zu paddeln ist schon absolut jenseits des Vorstellbaren, beides gleichzeitig aber nur als Mittel um dann noch ein Netz aus dem Wasser zu ziehen und die Fische abzusammeln … wenn man zuschaut sieht es „kinderleicht“ aus denn die Fischer machen dabei keinen angestrengten oder konzentrierten Eindruck sondern unterhalten sich dabei noch fröhlich mit dem Nebenmann. Auf unserer Bootstour hatten wir gleich doppeltes Glück durch ein Mißgeschick unseres Bootsmannes – uns ging unterwegs der Sprit aus. Auch wenn der große Einzylinder-Diesel mit seinem recht sonoren Sound nicht extrem genervt hat kam die plötzliche Ruhe sehr gelegen. Unser Bootsmann mußte sein Schiff – bei einer Länge von gut 16 Metern darf man es schon so nennen – zum nächsten Ort paddeln um zu tanken. Dies gab uns die Gelegenheit die Paddeltechnik aus nächster Nähe zu studieren, das Paddel wird für die Vorwärtsbewegung nicht aus dem Wasser genommen sondern das Blatt wird 90 Grad gedreht im Wasser nach vorne geführt. Es gibt eine ähnliche Bewegung beim Kanupaddeln wenn man geräuschlos vorankommen möchte um z.B. Tiere nicht durch die Paddelgeräusche zu verscheuchen … nur hat man dabei beide Hände am Paddel. Die weitere Beobachtung, die durch die Ruhe möglich war, galt den klackernden Geräuschen von den vielen Webstühlen in all den Häusern. Während wir in aller Ruhe durch ein scheinbar menschenleeres Dorf gepaddelt wurden machte uns dieser spezielle Klang darauf aufmerksam wie emsig hier tatsächlich überall geschafft wurde. Als Souvenir vom Inle-See erstanden wir in einer Weberei u.a. einen Schal aus Lotosseide. Dieses ganz spezielle Material wird auch nur hier auf dem See verarbeitet und man zeigte uns u.a. wie mühsam die Gewinnung eines Fadens aus den Fasern in den Stengeln der Lotuspflanze ist. Der fertige Schal fühlt sich ganz toll an. Früher war dieses Material religiösen Zeremonien vorbehalten inzwischen wird bestimmt der größte Teil an Touristen verkauft. Wobei man sagen muss, dass wir nirgendwo an auffälligen Touri-Souvenirständen vorbeigekommen sind. Ob es diese gibt wissen wir nicht, da wir das Boot alleine gechartert hatten und nicht die Standardseerunde gefahren sind haben wir den einen einen oder anderen Touristenspot auch ausgelassen. Es war ein traumhaft schöner Tag bei schönstem Wetter auf dem See, den wir sehr gerne lange in Erinnerung behalten werden.

Morgenstimmung auf dem See

Mit einem Bein paddeln um beide Hände für’s Netz freizuhaben – diese Technik gibt es nur hier.

Zugang zu den Dörfern hat man nur mit dem Boot.

Gleich neben den Häusern beginnen die schwimmenden Gärten,

die sich insgesamt über viele Quadratkilometer erstrecken.

Ganz wenige Häuser sind über Stege zu erreichen,

In der Regel benötigt man ein Boot.

Mit dem Spiegelungen ergeben sich manchmal verwirrende Bilder.

Natürlich gibt es jede Mengen Pagoden und Stupas.


Diese Anlage stammt aus dem 14. Jahrhundert.

Abendstimmung auf dem See.