Ab durch die Berge

Unser nächstes Etappenziel Hsipaw liegt ebenfalls an der Burma Road. Diesmal nehmen wir den Zug, der für die 140 km von Pyin Oo Lwin gut 8 Stunden benötigt. Das Highlight dieser Fahrt ist der Gokteik-Viadukt, der bei seiner Fertigstellung 1901 der zweitgrößte der Welt war und auch heute noch mit einer Länge von 800 m und einer Höhe von 111 m in recht imposantes Bauwerk ist. Für Eisenbahnfans scheint es so eine Art Pilgerziel zu sein. Kurz vor dem Viadukt stieg eine große Gruppe westlicher Touristen in unseren Waggon zu um diesen aber gleich nach der Überquerung des Viaduktes wieder zu verlassen. Wobei, wahre Eisenbahnfans würden wohl wie wir auf die volle Distanz gehen und nicht wie diese Expresstouristen, die offensichtlich von einem touristischen Highlight zum nächsten eilen, nur kurz über die Brücke fahren. Das Bahnfahren in Myanmar als solches bereits ein spezielles Erlebnis ist haben wir ja schon früher einmal erwähnt.

Bevor wir mal wieder in der „Upper Class“ Platz nehmen durften hieß es warten.

Für die Schätzung (guess) der Ankunftszeit des Zuges gab es diese Tafel. Diese aktuelle Schätzung lag dann aber doch noch gut 2 Stunden daneben. Am Ende fuhr der Zug fast 5 Stunden später als geplant ab.

Mit dem Kauf der Tickets war der Abschluß einer Lebensversicherung verbunden. Sollte das Vertrauen in die alte Brücke doch nicht so groß sein? Nebenbei bemerkt, eine Station mit der Straßenbahn in Freiburg kostet genau soviel wie diese Bahnfahrt.

Im Schritttempo geht es über den Gokteik-Viadukt. Wohl weniger um den Eisenbahnpilgern den Genuß zu steigern sondern um die Belastung auf das Bauwerk zu minimieren.

Geschafft, der Blick zurück offenbart: die Brücke steht noch und die Lebensversicherung werden wir nicht in Anspruch nehmen müssen.

Hsipaw ist eine kleine unaufgeregte Stadt, die in einem schüsselförmigen Tal am Duthawady in den Shan-Bergen liegt. Rings um den Ort wird intensive Landwirtschaft betrieben und jetzt in der Trockenzeit werden die unzähligen Reisterassen für den Gemüseanbau genutzt. Die überschaubare Zahl an Touristen kommt wegen der Wandermöglichkeiten in der näheren Umgebung. Die geführten und sogenannten Trekkingtouren in die Berge starten alle von hier, wobei es derzeit durch die Unruhen weiter im Osten einige Beschränkungen für Touristen gibt. Für die Provinz Kokang wurde vor wenigen Tagen für drei Monate das Kriegsrecht verhängt weil dort heftige Kämpfe zwischen den Kokaung-Rebellen und dem Militär toben. Tausende Zivilisten sollen vor den Kämpfen entweder nach Osten über die Grenze nach China oder nach Süden zur Stadt Lashio geflohen sein. Auslöser war wohl ein Überfall der Rebellen auf dortige Militärposten, bei dem 70 Soldaten erschossen wurden. Diese Attacke kam aus heiterem Himmel nachdem es dort in den letzten Jahren ruhig gewesen ist, zuletzt war dort 2009 gekämpft worden. Was aber wirklich dort los ist werden wir von hier aus wohl nicht klären können auch weil sich unsere burmesischen Gesprächspartner bei diesem Thema grundsätzlich bedeckt halten. Es ist schon ein beklemmendes Gefühl relativ nah am Geschehen zu sein auch wenn wir hier von den Gefechten nichts mitbekommen denn Hsipaw liegt knapp 200 km südwestlich davon. Ein paar Auswirkungen gibt es dennoch, so wurde jegliches Feuerwerk zur Feier des chinesischen Neujahrs untersagt und dass das Bergdorf Nam Hsan zurzeit off-limits ist haben wir glücklicherweise erst nach unserer Rückkehr von dort erfahren. Eigentlich waren wir am Freitag Morgen mit unserer Dongtong Enduro aufgebrochen um uns den Markt in Man Hsan anzusehen, aber eine mehr als lückenhafte Karte, ein falscher Abbieger unterwegs und unsere schlechte burmesische Aussprache als wir ein paar Mal nach dem Weg gefragt haben – Nam Hsan klingt nun wirklich sehr ähnlich wie Man Hsan – ließen uns nicht nur eine wunderschöne Strecke durch die Berge mit vielen Teeplantagen erleben sondern auch Nam Hsan erreichen. Hierher wollten wir eigentlich später mit einem Pickup fahren und auch eine Nacht bleiben weil uns der Weg für eine Mopedtour zu weit erschien. Da haben wir mal wieder richtig Glück im Pech gehabt, denn offiziell wären wir dort nie hingekommen.

Wir sind froh über unsere kleine Enduro, eine chinesische Kopie der Yamaha 125DT, die wesentlich komfortabler zu fahren ist als die Winzhondas, die wir bisher mieten konnten.

Auf schönen Straßen geht es über 1000 Höhenmeter hinauf bevor wir die Teeplantagen entlang der Bergkämme

und am Ende auch Nam Hsan erreichen.

Eine Frau in Tracht in Nam Hsan

Die Art und Weise wie in Myanmar Strassen gebaut werden haben wir bereits vielerorts bestaunen können. Hier oben auf dieser Bergstraße werden die Schottersteine nicht nur einzeln von Hand eingebaut

sondern auch vorher von Hand mit dem Hammer zerkleinert. Es wirkte wie eine Sträflingsarbeit im Steinbruch auf uns.

Um mehr über Land und Leute zu erfahren haben wir eine halbtägige Wanderung durch die Umgebung von Hsipaw mit einer lokalen Führerin unternommen. Omar war uns dafür von Schweizer Reisenden empfohlen worden, die wir während der Wartezeit auf den Zug in Pyin Oo Lwin kennengelernt hatten. Omar ist hier aufgewachsen und somit bestens mit den Sitten und Bräuchen der Gegend vertraut, sie spricht 5 Sprachen darunter auch sehr gut Englisch und hat einen herzlichen Humor. Neben ihrem Studium (Chinesisch) hat sie vor 1,5 Jahren begonnen als Guide zu arbeiten. Wir haben die Stunden mit ihr sehr genossen.

Omar, ein zierliches Persönchen von 19 Jahren aber voller Elan und eine ausgezeichnete Fremdenführerin sowie eine typische Vertreterin vieler junger Menschen in Myanmar, die eine ungeheure Aufbruchstimmung verbreiten.

Die Gemüsefelder um Hsipaw

Morgens auf dem Markt.

Solche Kleinläden fahren über die Dörfer.

Ein Hutladen am Markt

Nonnen auf dem Almosengang

Blick vom Frühstückstisch auf der Dachterasse unseres Gästehauses

Unsere Informationen wann der Markt in Man Hsan abgehalten wird waren sehr unterschiedlich. Am plausibelsten schien uns die Variante mit dem Wandermarkt, der dort alle 5 Tage stattfindet, genau so einen Zyklus gibt es auch am Inle-See. Da uns aber niemand sagen konnte wann aktuell Markttag ist mieteten wir die Enduro ein weiteres Mal und machten uns auf den Weg. Eine Wahrscheinlichkeit von 20% den Markt zu erleben genügte uns. Doch auch im zweiten Anlauf hatten wir Pech, wir fanden diesmal zwar den Ort aber es war kein Markttag. Etwas mutiger geworden durch unsere unkomplizierte „off-limits“ Tour nach Nam Hsan fuhren wir einfach noch weiter nach Norden in die Berge nach Nam Tu. Hier war war dann aber doch Schluß mit lustig. Wir wurden im Ort angehalten und mußten mit auf’s Immigration Office wo wir unverzüglich dem Chef vorgeführt wurden. Während die Angestellten einen etwas aufgeregten Eindruck ob unseres Erscheinens hier oben machten war er eher von der ruhigen Art. Nachdem wir seine Fragen nach dem woher, wohin und warum offensichtlich plausibel beantwortet hatten erzählte er uns von den Sehenswürdigkeiten des Ortes, wobei ihm die alte Zinnmiene besonders am Herzen lag die bereits von den Engländern, Japanern und Chinesen betrieben worden ist. Nach ein paar Telefonaten bekamen wir die Erlaubnis bis 15 Uhr im Ort zu bleiben und bei unserer Abfahrt sollten wir uns wieder bei ihm abmelden. Ansonsten war seine Sorge, dass wir etwas Passendes zum Mittagessen finden würden. Wie üblich steuerten wir zuerst den Markt an, schnell war uns klar, dass wir hier die Attraktion waren. Das ging soweit, dass Autos neben uns hielten und das Fenster öffneten nur um uns zu grüßen. Das Interesse der Bevölkerung an uns Reisenden war hier noch größer als wir es im Süden erlebt haben. Hier scheinen wohl überhaupt keine Touristen mehr hinzukommen. Wie immer auf dieser Reise wenn etwas nicht geklappt hat passiert etwas völlig Unerwartetes. Unser Ortsbummel führte an einem Hochzeitsempfang vorbei und schwupps fanden wir uns unter den Gästen an der Speisetafel wieder. Unsere nicht ganz passende Kleidung konnten wir offensichtlich mit unserem Exotenbonus locker kompensieren. Somit konnten wir auch Vollzug bzgl. des Mittagessen melden als wir uns später beim Chef des Immigration Office abmeldeten, denn er fragte natürlich diesbezüglich besorgt nach.

Mit einem etwas wehmütigen Gefühl brachten wir die Dongtong zurück, denn dies war der letzte Ausflug in Myanmar. Morgen ist ein Reisetag der uns über Lashio und Tachileik wieder hinüber nach Thailand bringen soll.

Durch die Berge nach Norden, auch hier sind weite Flächen gerodet.

Denoch stehen wir immer wieder stauned vor riesigen Bäumen am Straßenrand wie diesem

Nicht nur der Umfang der Krone ist erheblich sondern auch der des Stammes.

Blick auf Nam Tu, gegenüber liegt die alte Zinnmine.

Das Brautpaar hat sich extra für uns noch einmal für dieses Foto in Positur gesetzt.

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