Bangkok stand nicht sehr weit oben auf unserer Wunschliste und wurde zum Notausgang als wir Myanmar verlassen mussten. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass wir uns bereits heute wieder aufmachen diese Stadt zu verlassen. Wir haben uns gefragt, wie viel Asien es hier wohl noch gibt, denn es kam uns sehr sehr westlich vor. Natürlich gibt es noch die „versteckten“ Ecken und wenn man durch die kleinen Gassen z.B. in Chinatown streift, dann findet man noch ein bißchen von dem alten Bangkok. Die Atmosphäre bei den klassischen Sehenswürdigkeiten ist jedenfalls völlig hinüber, oder aber wir hatten überall nur das Pech in lautstarke respektlose chinesische Reisegruppen geraten zu sein. Immerhin hatten wir Bangkok am ersten Tag – von Yangon kommend – als ruhige entspannte Stadt wahrgenommen obwohl wir fast 3 Stunden für die Strecke vom Fluhafen zum Gästehaus in der Innenstadt gebraucht haben.
Unser Hauptanliegen waren neue Visa für Myanmar gewesen, die wir innerhalb eines Tages bekommen haben. Dabei ist die Zeitangabe „ein Tag“ durchaus wörtlich zu verstehen, denn ab 8 Uhr morgens kann man sich in die lange Schlange der Antragsteller auf dem Bürgersteig vor der Botschaft einreihen und gelangt dann innerhalb der nächsten 3 Stunden an die jeweilgen Schalter zur Abgabe des Antrages. Am Nachmittag wiederholt sich ab halb 3 Uhr die gleiche Prozedur zur Abholung des Passes.
Die wenigen Tage hier waren prallvoll und somit gab es wieder keine Muße um diesen Blog auf Stand zu bringen. Jetzt suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen im Süden von Myanmar, das in den Reiseführern noch sehr lückenhaft abgehandelt wird, um dem Feiertagstrubel zu entgehen. Ausgangspunkt für diese Suche und unser nächstes Ziel ist die Stadt Mawlamyine, die wir morgen früh erreichen möchten.
Hinweis im Wat Pho – werden wir auch nicht, sondern heute verlassen wir Bangkok wieder in Richtung Myanmar.
Eine Stunde vor Öffnung der Visumausgabe vor der Botschaft von Myanmar.
Aus meiner Skulpturensammlung:
Vielerorts unterscheidet sich Bangkok nicht mehr von anderen großen Städten dieser Welt, Dank der „Globalisierung“ braucht man bald nicht mehr zu reisen.
Gerne wären wir länger im Irrawaddy Delta geblieben und danach noch weiter durch Myanmar gereist, doch der Chef der Immigration in Bogalay hat ganz schön am Rad 119 von 216 gedreht, als er mitbekommen hat, dass unsere Visa bereits abgelaufen sind. Wir sollten seine Stadt sofort verlassen und uns bei der Immigration in Yangon melden. Einzig die Tatsache, dass es an dem Tag keine Reisemöglichkeit mehr gab ließ ihn uns gnädig noch eine Übernachtung gewähren. Mit dem Boot um 6 Uhr verließen wir ziemlich traurig Bogalay, wo wir gerne noch ein paar Tage geblieben wären. Am Nachmittag klärte sich dann unser Missverständnis mit der 90-Tage Overstay-Regelung. Die gibt es wirklich, nur entgegen unseer Information aus Mandalay darf man damit nur in einem Ort bei Freunden bleiben. Eine Reise durch das Land ist nicht möglich weil uns kein Gästehaus oder Hotel mit abgelaufenem Visum beherbergen darf. Dass wir dennoch in Yangon ein Dach über dem Kopf haben liegt daran, dass wir bereits letze Woche hier im Okinawa Gästehaus gewohnt haben und sich deshalb niemand aktuell für unsere Pässe interessiert hat. Somit standen wir vor der Wahl noch weitere Tage hier in Yangon zu bleiben oder auszureisen – morgen früh haben wir einen Flug nach Bangkok, denn der Landweg ist uns jetzt versperrt. Dort werden wir in aller Ruhe die weitere Route planen.
So schnell wollten wir Yangon eigentlich nicht wiedersehen.
Die Sonne geht über dem Bogalay River auf als wir den ersten Becher Kaffee auf der Veranda des Thaung Chaung Camps des Naturschutzgebietes Meinmahla Kyun in völliger Ruhe genießen. Fernab jeglicher Zivilisation in diesen Mangrovensümpfen scheint uns das lärmende Yangon Lichtjahre entfernt. Dabei sind wir dort erst vorgestern Morgen in aller Frühe mit dem Expressboot nach Bogalay aufgebrochen, das uns 6 Stunden lang eine wunderschöne Sightseeingtour durch das Irrawaddydelta bot, die zuerst durch den Twante-Kanal und danach durch verschiedene Mündungsarme des Irrawaddy ging. Beate hatte sich einen schönen Platz auf dem Vorschiff gesucht, wo es nach Sonnenaufgang auch schnell angenehm warm wurde. Ungemütlich wurde es dort nur einmal als das Boot wegen eines Maschinenproblems ungebremst in die Mangroven am Flussufer trieb und sie sich in einem Mangrovenbusch wiederfand. Das Motorenproblem schien aber bekannt zu sein, denn nach einer knappen halben Stunde lief der Diesel wieder und die Fahrt konnte fortgesetzt werden.
Das Irrawaddydelta ist erst seit kurzem für Touristen zugänglich und so ist es in Bogalay nicht so einfach sich zurechtzufinden wenn man kein Burmesisch spricht um sich durchfragen zu können. Nach einigen Irrwegen fanden wir dann aber doch eine Herberge und zur Naturschutzbehörde ließen wir uns mit einer Trishaw chauffieren, deren Fahrer von unserem Wirt instruiert worden war. Diese Behörde hätten wir sonst bestimmt nicht gefunden. Zum Glück sprach deren Chef recht gut Englisch und so konnten wir uns zügig darauf verständigen, dass wir am nächsten Morgen ins Camp auf Meinmahla Kyun aufbrechen und dort eine Nachtexkursion in die Mangrovensümpfe unternehmen wollen. Die notwendigen Formalitäten könnten noch schnell vor der Abfahrt am Morgen erledigt werden, denn unsere dafür notwendigen Pässe lagen noch im Gästehaus für die Anmeldung bei den lokalen Behörden.
Ganz so schnell und einfach ging es dann doch nicht weil diverse Formulare mit 4 Durchschlägen auf einer alten Schreibmaschine ausgefüllt sein wollten. Dazu kamen eine Reihe von Pass- und Visumkopien für die ein Angestellter augenscheinlich mit einem Moped zu einem Copyshop geschickt wurde. Was folgte war eine recht komplizierte Berechnung des „Reisepreises“ der sich aus einer Reihe von Komponenten zusammensetzte. Da war zuerst der Charterpreis für das Boot zur Insel, den für die Fahrt benötigten Diesel mussten wir extra kaufen. Hinzu kamen das Honorar für den Führer, die Gebühr für zusätzliche nächtliche Tour in die Mangroven und der Preis für die Übernachtung im Camp. Ferner wurde jedes Essen einzeln berechnet. Weil diese ganze Berechnung so aufwendig war gab es dafür eine extra Bearbeitungsgebühr. Obendrauf kam dann noch weitere Gebühren für die benötigten Fotokopien und für die Erstellung unseres Antrages auf Genehmigung die Insel besuchen zu dürfen. Dies klingt kompliziert, dafür war es aber äußerst transparent. Als Pauschaltouristen fühlten wir uns hier wahrlich nicht.
Mit einem kleinen Longtail-Boot ging es dann für weitere 3 Stunden den Bogalay-River hinunter zum Camp auf der Ostseite der Meinmahla Kyun. Matrazen, Moskitonetze, Verpflegung, alles hatten wir an Bord, das Camp wird offensichtlich nicht so häufig besucht. Nach unser Ankunft bekamen wir erst einmal ein Mittagessen serviert, dabei durften wir gleich die strikte Trennung zwischen Gästen und „Personal“ erfahren. Dies gefiel uns überhaupt nicht, wir fühlten uns wie in George Orwells „Tage in Burma“ , konnten aber nicht erreichen, dass wir alle gemeinsam essen. Am Nachmittag unternahmen wir einen kleinen Spaziergang über die Insel und besuchten ein Kloster mit zwei Mönchen. Egal wie abgelegen man in Myanmar unterwegs ist irgendwann trifft man unweigerlich auf ein Kloster oder eine Pagode und so war es selbstverständlich auch hier. So ganz sicher fühlten wir uns dennoch nicht, das Foto von dem 6 Meter langen Krokodil, das hier vor einiger Zeit erlegt wurde, nachdem es einen Mönch verfrühstückt hatte, spukte in unseren Köpfen umher. Erst gestern hatte man es uns ganz stolz im Büro der Naturschutzbehörde gezeigt. Zum Sonnenuntergang ging es dann aber wirklich auf Krokodilsuche. Mit dem Boot fuhren wir auf immer kleiner werdenden Flußarmen immer tiefer in den Mangrovenschungel. Die Randbedingungen waren heute optimal, kurz nach Sonnenuntergang war Niedrigwasser, so dass die Schlickbänke auf denen sich ev. Krokodile zeigen sollten völlig frei lagen und der Vollmond sollte für die notwendige Beleuchtung sorgen. Die Stimmung, die diese Landschaft im letzten Sonnenlicht verbreitete, war wunderschön. Wir hätten stundenlang so durch diesen Dschungel gleiten können, doch dann sahen wir ein recht großes Krokodil auf einer Schlickbank liegen. Der Bootsführer wendete sofort um uns näher heranzubringen, aber die Fluchtdistanz dieser Tiere scheint aber recht groß zu sein und so rutschte das Tier mit atemberaubender Geschwindigkeit bäuchlings auf dem Schlick ins Wasser. Jetzt waren wieder die Krokodile unser Thema. Angestrahlt von den starken Taschenlampen die unser Führer und der Bootsführer dabei hatten reflektieren die Augen der Reptilien wie Katzenaugen das Licht und verrieten somit ihre Position. Aber wir konnten nicht noch einmal so dicht an ein großes Tier herankommen. Plötzlich griff Win, unser Führer, beherzt ins Wasser und holte ein kleines „Babykrokodil“ an Bord damit wir es uns genauer ansehen konnten. Junge Tiere wirken irgendwie immer süss und dieses hatte nun überhaupt nichts mit dem Reptil gemein, das wir gestern auf dem Foto bestaunt haben – in ein paar Jahren sieht die Sache dann schon wieder ganz anders aus.
Zurück im Camp genießen wir die himmlische Ruhe hier draußen und ärgern uns ein wenig darüber, dass wir nicht gleich ein paar mehrTage gebucht haben. Aber wir wollen ja nocn weiter südlich ins Delta und vielleicht auch noch zur Turtle-Island draußen vor der Küste. Wie gut, dass wir noch keine Ahnung hatten was uns bei der Rückkehr in Bogalay erwarten sollte.
Ein schöner Platz auf der Fähre nach Bogalay,
bis das Schiff in den Mangroven landet.
Andere halten da besser Kurs, wie dieses schöne Frachtboot
Auch dieses Boot ist gut beladen unterwegs.
Oft ist im Delta aber noch Muskelkraft gefragt.
Mit diesem Longtail ging’s weiter bis in die Mangroven zu den Krokodilen,
zuerst immer dem Sonnenuntergang entgegen,
und dann hatten wir mal wieder großes Glück, wie schon so oft auf dieser Reise.
Yangun ist anstrengend – deshalb ging es mit dem Blog auch nicht weiter – und nun wollen wieder raus aus Lärm und Verkehr. Zu Nikolaus läßt die deutsche Botschaft hier die Toten Hosen auftreten, aber wir machen uns vorher aus dem Staub. Morgen früh um 5 Uhr werden wir mit einem Boot in Richtung Bogalay im Irrawaddy Delta ablegen. Von dort soll es dann mit dem nächsten Boot weiter in das Naturschutzgebiet Meinmahla Kyun gehen, das im Mündungsgebiet liegt. In den dortigen Mangrovenwäldern leben noch Krokodile, die man vom Kanu aus beobachten kann. Ev. schaffen wir es auch noch weiter südlich zur Turtle Island wo zurzeit die jungen Schildkröten schlüpfen, die Zeit um Vollmond soll besonders gut für Beobachtungen sein. Somit werden wir jetzt einige Zeit ohne Zugang zu irgendwelchen Kommunikationsmitteln sein.
Ist gerade überall in Yangon plakatiert – die deutsche Botschaft präsentiert die Toten Hosen.
Vor zwei Jahren waren wir bereits schon einmal hier, so springt ein Unterschied sofort ins Auge. Hatten wir damals den Verkehr als recht aggressiv erlebt scheint er ruhiger geworden zu sein, sicherlich auch auch weil er sehr viel dichter geworden ist und die Autos viel Zeit in Staus zubringen. So benötigten wir dann noch einmal 1,5 Stunden mit dem Taxi vom Busbahnhof in die Innenstadt zu unserem Gästehaus. Der zweite auffällige Unterschied ist, dass sich der Fuhrpark extrem verjüngt hat. Hier ist die Öffnung des Landes ganz deutlich spürbar. Motorisierte Zweiräder sind in Yangon (immer noch) nicht erlaubt, die in anderen Städten des Landes den Großteil des Individualverkehrs übernehmen und viel platzsparender sind als die Autos. Gebaut wird überall und um die alte Innenstadt herum sieht Yangon mittlerweile wie jede andere „moderne“ Großstadt aus. Nur in der Altstadt hat sich wenig verändert, die vielen Jugendstilfassaden werden immer noch nicht restauriert – vielleicht auch weil die Bausubstanz dahinter so marode ist, dass sich die Renovierung nur für Liebhaber lohnt und die Stadt dringlichere Probleme zu lösen hat. Für die Stadt wäre es sicherlich ein großer Gewinn diesen Stadtteil zu erhalten, fraglich ist nur ob es sich die Menschen, die hier leben, es sich dann noch leisten könnten. Damit wären dann auch die vielen kleinen Betriebe und Geschäfte fort, die den Reiz und das Flair ausmachen.
Renoviert wird gerade die Schwedagon Pagode, die zur Erneuerung der Goldverkleidung komplett eingerüstet ist. Auch wenn sich das Gerüst harmonisch anschmiegt so nimmt es dorch eine Menge von der Schönheit der Pagode. Was ein Glück, das wir sie vor 2 Jahren in vollem Glanz sehen konnten. Der Stimmung in der Pagode tat es keinen Abbruch. Schon vor Sonnenaufgang hatten wir uns auf den Weg gemacht um die Morgenstimmung dort zu erleben und blieben, von einer Mittagspause in einem nahen Park abgesehen, bis weit nach Sonnenuntergang, denn der Abend ist dort besonders stimmungsvoll.
Das kleine Okinawa Guest House, in dem wir logierten, neben dem Neubau einer Bank im Zentrum nahe der Sule Pagode.
Schöne alte Häuser in der Altstadt, die dieser sehr viel Atmosphäre geben.
„Briefkästen“ in der Altstadt, eine Klammer oder Tüte hängt vom Balkon an einem Seil bis zum Bürgersteig herab. Oben ist eine Klingel angebracht und „wenn der Postmann zweimal klingelt“ zieht man seine Post herauf.
Die Schwedagon sah merkwürdig aus als wir uns ihr vor Sonnenaufgang näherten,
der Grund war das Gerüst, das sie komplett umgab.
Der morgendliche Kehraus ist eine sehr ehrenvolle Aufgabe.
Erinnerungsfotos sind auch bei Mönchen beliebt.
Spirituelle Abendstimmung auf der Schwedagon.
Straßenszene in Yangon, die Green City Freiburg könnte sich hier mal Anregungen zum innerstädtischen Lastenverkehr holen.
Ein Teil des Nahverkehrs über den Yangon River wird mit diesen hübschen kleinen Booten abgewickelt.
Die neue Autobahn zwischen Yangon und Mandalay hatte Kipling natürlich nicht gemeint. Zudem waren wir in der Gegenrichtung unterwegs und unser Gefährt war obendrein wie von einem anderen Stern, was diesem Tag einen sehr surrealen Anstrich verlieh. Die Austattung des nagelneuen MAN Reisebuses schien aus der Businessclass eines Flugzeuges zu stammen, mit nur drei breiten Ledersessel pro Reihe mit alen Verstellmöglichkeiten, viel Beinfreiheit (es gab nur 9 Reihen) und privatem Bildschirm für das Infotainment passte er nicht in die Welt des Busreisens wie wir es bisher erlebt haben. Das Statussymbol schlechthin ist eine leistungsfähige Klimaanlage, um deren Kapazität auch wirkungsvoll demonstrieren zu können erhält jeder Passagier eine große dicke Decke. In Vliespulli und Decke gehüllt rauschten wir dann in 8 Stunden über eine fast leere Autobahn die knapp 700 km nach Yangon, während draußen das wirkliche Leben bei über 35°C hinter den dunkel getönten Scheiben vorbeizog. Vielleicht wäre eine Woche Zeit angemessen gewesen für diese Strecke. Leider ist es unterwegs sehr schwierig eine Unterkunft zu bekommen weil hier keine Touristen unterwegs sind und es deshalb auch keine Gästehäuser mit der Lizenz Ausländer zu beherbergen gibt. Alle Ausländer machen gleich einen großen Sprung von Yangon in die touristischen Highlights Inle See, Mandalay oder Bagan, bzw. in die Gegenrichtung wie wir heute auch. Vieleicht ist es in ein paar Jahren möglich diese Strecke in einem gemächlicherem Tempo zurückzulegen. Auf dieser Autobahn gab es so gut wie keinen Verkehr, die meisten Fahrzeuge waren Reisebusse und wir haben nicht einen einzigen LKW gesehen. Die Waren werden also ganz anders als bei uns transportiert.
Dieses Raumschiff von MAN beamte uns quer durch’s Land nach Yangon.
Heute geht es per Bus auf der neuen Autobahn von Mandalay hinunter nach Yangon. Während der ca. neunstündigen Fahrt werde ich hoffentlich dazu kommen etwas über die letzen Stationen unserer Reise zu schreiben sowie die Fotos zu sichten. In Yangon ist es vielleicht auch einfacher ins Internet zu kommen als in Mandalay oder gar in Sagaing.
Nichts ist unmöglich, unser Bus heute wird allerdings etwas bequemer sein.
Heute entfliehen wir der Großstadt Mandalay und ruhen uns ein wenig auf der anderen Seite des Irrawaddy in Sagaing aus. Dann wird es vielleicht auch etwas mit einem Beitrag über Mandalay und den noch fehlenden Fotos. Unser Visum können wir problemlos 90 Tage überziehen und müssen bei der Ausreise dann für jeden zusätzlichn Tag 3 $ bezahlen – so die offizielle Auskunft auf der Immigration in Mandalay. Somit werden wir jetzt ganz gemütlich bis in den Südzipfel weiterreisen, denn es ist wunderschön hier und die Menschen sind alle wirklich so etwas von nett und hilfsbereit, dass es einfach nur Spaß macht hier unterwegs zu sein.
Die Stadt der Unsterblichkeit Amarapura liegt etwas südlich von Mandalay, sie war für ca. 100 Jahre bis 1857 Hauptstadt gewesen. Von der einstigen Königsresidenz ist kaum noch etwas zu sehen, da der Palast aus Teakholz mit nach Mandalay umgezogen wurde. Das touristisch wohl bedeutenste Bauwerk ist die U Bein Brücke, sie ist mit 1,2 km Länge die längste Teakholzbrücke der Welt. Unser Reiseführer konnte sich nicht so recht entscheiden ob der Besuch zu Sonnenaufgang oder -untergang am schönsten ist, also brachen wir um 5 Uhr morgens auf um uns selbst ein Bild zu machen. Am Morgen war es es ausgesprochen ruhig dort, ein paar Fotografen brachten ihe Kameras auf Stativen in Stellung, nicht um die Brücke sondern daneben den Sonnenaufgang über dem Taungthaman-See, den sie überquert, zu fotografieren. Die große Zahl an Restaurants und Souvenirläden, die langsam aus dem Schlaf erwachten, ließ aber bereits erahnen welch Trubel hier noch herrschen wird. Mit ihrer Ost-West Richtung ist diese Brücke eigentlich weder für den Sonnenaufgang noch für deren Untergang das ultimative Fotoobjekt aber ganz offensichtlich haben alle Tourenanbieter den Sonnenuntergang hier als krönenden Abschluß des Tages im Programm. Das ist auch die Stunde der vielen Ruderboote, mit denen die Leute vom Busparkplatz auf sie „Sonnenseite“ der Brücke gebracht werden. Wir wollten schon gerne etwas vor Sonnenuntergang dorthin um noch ein paar Fotos der Brücke bei schönem Licht zu machen, was uns einige Überzeugungsarbeit gekostet hat. Die Bootsleute waren so sehr darauf geeicht bei Sonnenuntergang und nicht bereits eine dreiviertel Stunde vorher zu fahren. Wir wollten auf unseren Fotos aber gerne nur die Brücke und nicht noch 50 Boote mit Touristen (wie wir) dazwischen.
Es gibt Orte auf der Welt deren Namen so schön klingen, dass sich automatisch romantische Vorstellungen damit verbinden. Mandalay gehört zweifelsohne zu diesen Städten. So war es mal wieder an der Zeit Phantasie und Realität gegeneinander abzugleichen. Um es vorwegzunehmen, Beate und ich sind dabei zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Sicherlich hatte Mandalay in meiner Wahrnehmung denkbar ungünstige Startbedingungen, nach den Tagen der Ruhe auf dem Schiff ist der „quirlige“ Strassenlärm der 1,8 Millionen Metropole nervtötend. Wenn der erste Spaziergang unglücklicherweise an einem Freitagnachmittag durch einen muslimischen Stadtteil führt, in dem sämtliche Geschäfte geschlossen sind, wirkt alles obendrein öde. Das Schachbrettmuster der Strassen mit seinen Massen an trivialer Zweckbetonarchitektur ist wahrlich keine Freude für’s Auge. Aber mit etwas Geduld und Ausdauer (bei 35°+x) lassen sich noch Spuren des alten Mandalay finden mit zum Teil auch schön renovierten alten Häusern oder alten Handwerksbetrieben wie den Goldschlägern. Auch der Markt gehört zu den interessanten Orten mit seinem riesigen Angebot und kompletten Verkehrschaos. Dieser Markt gehörte zu Beates Lieblingsplätzen, den sie fast jeden Morgen bereits vor Sonnenaufgang aufsuchte. Sie genoß die entspannte und freundlich Atmosphäre und freute sich nicht nur daran, dass sie alles probieren durften sondern auch darüber, dass sie von vielen Marktfrauen immer wiedererkannt wurde. Letzteres natürlich auch weil sie immer zusammen viel Spaß an den Fotos hatten, die Beate von ihnen und ihren Marktständen gemacht hat. Ferner haben wir hier Corinne wiedergetroffen, ohne Verabredung fanden wir uns zufällig im gleichen Gästehaus ein, das sehr schön an einer kleinen Verbindungsgasse zwischen Tempel und Markt liegt und auf den romantischen Namen AD-1 hört. In dieser Gasse reihten sich viele Geschäfte mit Mönchs- und Tempelbedarf aneinander. Zusammen mit Corinne haben wir die ersten Sights der Stadt besichtigt. Der Sonnenaufgang auf dem Mandalay Hill litt doch arg unter dem Staub und dem Dunst in der Luft der Stadt, wobei ersterer zudem tagsüber zu einem permanenten Hustenreiz führt. Das größte Buch der Welt kann man gleich nebenan bestaunen, das paßt wirklich in kein Billyregal sondern erfordert eher ein paar Hektar freie Fläche. Auf dem Gelände des alten Königspalastes residiert die Armee mit einer großen Kaserne, nur die alten Palastgebäude wurden als 1:1 Modell wieder aufgebaut. Zu erreichen sind die ansonsten leeren Gebäude (mit Ausnahme eines klitzekleinen Museums) über einen Korridor durch die Kaserne, was vor dem Hintergrund der letzten Jahre ein eher beklemmendes Gefühl erzeugt. Ein großes Highlight für Beate war, dass Corinne ihr den Roman „Der Glaspalast“ von Amitav Gosh überlassen hat, der hier spielt und den sie nicht mehr rechtzeitig vor unserer Abreise bekommen konnte. Ein berühmtes Pilgerziel in Myanmar ist die Mahamuni Pagode in der die „Gläubigen“ Blattgold auf eine Buddhafigur kleben. Inzwischen sollen durch diese Form der Karmaverbesserung über 12 Tonnen Gold zusammengekommen sein, die die Figur sehr unförmig gemacht haben. Ganz unbuddhistisch, denn Gautama Siddharta hat diesen Unterschied nie gemacht, haben Frauen keinen Zutritt und somit auch keine Chance ihr Karma zu pimpen. Wir wollten nur unsere Visa pimpen und verlängern weil absehbar war, dass uns die 28 Tage diesmal nicht reichen würden. Mit unserem Anliegen schafften wir es immerhin bis zum Chef der Ausländerbehörde in Mandalay, der uns äußerst freundlich – wie wir es hier überall erlebt haben – versicherte, dass ein Overstay von bis 90 Tagen kein Problem ist. Bei der Ausreise müßten wir dann pro Tag 3 Dollar entrichten. Eine Verlängerung eines Touristenvisums ist nicht möglich. Ok, die 90 Tage sollten einstweilen reichen.
Auf dem Markt
Mandalay Hill mit dem Wassergraben um das Palast-/Kasernengelände
Buddhas Lehre in Marmor gehauhen.
Jede der 729 Marmortafeln wird in einer eigenen kleinen Pagode aufbewahrt.
Bei den Goldschlägern, die in mühevoller Handarbeit Blattgold für spirituelle Anlässe herstellen.
Viele Steinmetzbetriebe haben sich auf Marmorbildnisse von Buddhas spezialisiert.
Ohne jeden Staubschutz wird hier den ganzen Tag geschafft.
Und die Buddhas sind z.T. beachtlich groß.
Später sehen sie dann so aus, auf dem Mahamuni Buddha lassten schon über 12 Tonnen Gold.
Erinnert mehr an die katholische Kirche … aber es geht um den Mahamuni-Buddha.