Nam Ou Teil 4

Wir hatten einen tollen Plan. Wenn man beide Etappen, die unterhalb und die oberhalb des Staudamms an einem Tag bewältigen möchte kommt man zwangsĺäufig in die Dunkelheit und sieht nichts mehr von der Landschaft vor dem Ziel in Hatsa. Wir sind ja schlau und nehmen uns 2 Tage Zeit und können somit auch den Teil nördlich von Samphanh früh am Tag befahren. Wir brauchen nur jemanden, der uns um die Baustelle des Damms fährt. Da war es wieder – unser Kommunikationsproblem. Als wir endlich eine Transportmöglichkeit hatten gab es das nächste Mißverständnis, wir wollten gleich los, unser Fahrer hatte aber vorher noch jede Menge anderer Dinge zu erledigen. Kostbare Tageslichtzeit verann … Wir ahnten zu dieser Zeit noch nicht, dass es keinen Grund zu Eile gab, da auf der anderen Seite der Baustelle sowieso kein Boot für die Weiterfahrt gewesen wäre. Als ein anderes Songtheo neben uns hielt und der Fahrer seinen Dienst anbot schien dies ein Geschenk des Himmels. Was folgte war der ärgste Höllenritt, den ich je in einem solchen Fahrzeug erlebt habe. Die winzigen 12 Zoll Hinterräder fanden jedes noch so kleine Schlagloch auf der wirklich üblen Baustellenstraße zum Staudamm. Die Baustelle selbst läßt bereits erahnen wie groß der Stausee werden wird. Den größten Teil der Fahrt heute werden wir auf dem Boden des zukünftigen Stausees zurücklegen. Wir fühlen uns ein wenig wie auf einer Beerdigung. Nur das Boot für diese Abschiedstour ist noch nicht da. Sollte unser Plan doch nicht so genial gewesen sein? Nach einer weiteren Stunde des Wartens endlich Motorenlärm, das Boot aus Hatsa legt an einer Sandbank an. Endlich geht es los, freudig kaufen wir unsere Tickets, verstauen wir unser Gepäck und setzen uns erwartungsfroh ins Boot. Tja, der Bootsführer wartet noch die Ankunft weiterer Passagiere vom Boot aus Muang Khoua ab. Nach weiteren zweieinhalb Stunden geht es endlich los und passend zu meiner Stimmung hat sich Himmel zugezogen und es regnet – Beerdigungsstimmung.

Zum Glück reißt der Himmel weiter nördlich wieder auf und mit der Sonne kommt auch die gute Laune wieder zurück. Das Flusstal wird immer enger und einige der Stromschnellen erfordern einiges an Mut und Können um dieses lange Boot dort so sauber durchzumanövrieren. Unser Bootsführer macht über die gesammte Strecke einen sehr konzentrierten Eindruck, ich bin von seinem Können sehr beeindruckt. Immer wieder fahren wir an Dörfern vorbei, die im Stausee untergehen werden. Die Ursprünglichkeit dieses Flusses, zu der auch die vielen Stromschnellen gehören, wird für immer verloren sein, denn dieser Damm ist nur einer von sieben auf den 450 km Länge des Flusses. Am Ende bleibt nur noch eine Art Treppensee, der das ganze Leben hier verändert wird. Nur werden die Laoten nur sehr geringen Profit aus dem produziertem Strom haben, denn die Chinesen werden ihnen diese Staudammkaskade nicht schenken. Wir schätzen uns sehr glücklich, dass wir diesen Fluss noch einmal befahren konnten bevor er endgültig Geschichte ist. Bevor wir Hatsa erreichen wir es nicht nur dunkel – was sehr schade ist und was wir ja durch eine frühe Abfahrt hatten vermeiden wollen – sondern es zog noch ein Gewitter auf. Dennoch hatten wir großes Glück und erreichten den Bus nach Phongsaly gerade noch rechtzeitig bevor es aus allen Kübeln zu schütten begann. Die nun folgende Geschichte wird im Fundus der Reiseanekdoten landen: Der Bus hatte gerade den Ort verlassen als er stoppte und der Beifahrer uns eröffnete, dass dies nicht der offizielle Bus nach Phongsaly sei, dieser sei bereits vor einiger Zeit gefahren. Er hätte diesen Bus für 350.000 Kip gechartert und möchte diese Summe nun von den acht Passagieren erstattet bekommen, was er uns als Alternative – mit Blick auf den Regen draußen – empfehlen kann wisse er nicht. Was war dies jetzt, Kidnapping, Epressung oder ein chinesisches Geschäftsmodel? Beruhigend war, dass es sowohl Laoten als auch Touristen betraf. Nach Verhandlungen konnten wir uns auf 30.000 Kip pro Person einigen … immer noch gut das Doppelte des üblichen Preises aber mit umgerechnet 3 € für uns durchaus erschwinglich. Während es draußen heftig weiter regnete schraubte sich der Bus die gut 800 Höhenmeter auf übler Piste hinauf nach Phongsaly. Ziemlich müde und voller Eindrücke vom Nam Ou haben wir es im dritten Anlauf endlich geschafft die höchste Stadt von Laos (auf 1400 Metern) in den Bergen nahe der chinesischen Grenze zu erreichen.

Die Baustelle eines der Nam Ou Staudämme.

Nam Ou Teil 3

Häufig kommen Dinge anders als geplant. Wir wollten erst am nächsten Tag mit dem Boot weiter in Richtung Norden. In Muang Khoua trafen wir auf den Bootsmann, der uns von Muang Ngoi hierher gefahren hatte und eigentlich schon gestern weiter gen Norden wollte. Offensichtlich hatte er nicht genug Passagiere zusammenbekommen und sprach uns deshalb an ob wir nicht heute mitfahren möchten. Es war bereits Mittagszeit und damit war klar, dass wir das Anschlussboot hinter der Staudammbaustelle auf halben Weg nach Hatsa nicht mehr erreichen würden, aber es sollte wohl möglich sein in Samphanh, kurz vor der Baustelle, eine Unterkunft zu finden. So machten wir uns bei schönstem Wetter auf zu nächsten Etappe auf dem Nam Ou, diesmal als einzige Touristen auf dem Boot. Das Tal des Nam Ou wird langsam enger und die Stromschnellen schon etwas heftiger als auf den ersten beiden Etappen. Wir haben diese weiteren 40 Stromkilometer sehr genossen. Rechtzeitig vor Sonnenuntergang kamen wir in Samphanh an um noch einen ausgiebigen Spaziergang durch den Ort bei schönem Licht machen zu können. Die Suche nach einer Unterkunft gestaltete sich noch etwas schwieriger als in Muang Mai und zu einem Abendessen kamen wir, wohl auch durch ein blödes Mißverständnis, nicht mehr. Wir müssen noch ganz ordentlich an unseren Sprachkenntnissen arbeiten um mehr zu erreichen als nur freundlich angelacht zu werden.

Muang Mai

„An Markttagen kommen weitere Gruppen dazu und sorgen für ein buntes Völkergemisch. Touristisch ist Muang Mai noch weitgehend unerschlossen“. Viel mehr gibt der Loose Reiseführer nicht her und genau deshalb wollen wir uns dort näher umsehen. Die Busse nach Vietnam halten z.T. auch in Muang Khoua und Muang Mai, einen solchen erwischen wir nach fast 2 Stunden Wartezeit an der vermeintlichen Haltestelle. Die Wartezeit wird uns ein wenig von hilfsbereiten Laoten verkürzt, die uns Tipps für die Preisverhandlung mit dem Busfahrer geben. Dann geht es Kurve an Kurve ca. 800 Höhenmeter hinauf durch die Berge und ungefähr genauso viele Meter wieder hinunter bevor wir an der Busstation von Muang Mai ankommen. Diese liegt, typisch für Laos, fast 2 km vor dem Ort und bietet somit für gewöhnlich dem örtlichen Tuk-Tuk-Gewerbe eine Einnahmequelle. Hier gibt es aber keine Tuk-Tuks, also marschieren wir den Rest des Weges zu Fuß. So kommen wir auch in den Genuß von fröhlichem Vogelgezwitscher aus dem Wald, für uns eine Seltenheit hier, denn die Wälder scheinen restlos leergejagt zu sein. Auch gestern auf dem Nam Ou war uns mal wieder aufgefallen, dass es so gut wie keine Vögel am Fluss gibt. Auf dem Markt in Muang Ngoi war uns eine Frau entgegen gekommen, die eine große Eule (fast so groß wie ein Uhu) offensichtlich nach Hause trug. Die Laoten essen so ziemlich alles aus der Tierwelt … Eule habe ich in Europa noch nirgends auf einer Speisekarte gesehen.

Das der Ort touristisch nicht erschlossen ist stimmt, so war es nicht ganz einfach eine Unterkunft zu finden, ein Restaurant gibt es auch nicht, die Menschen erlebten wir als sehr reserviert und Englisch schien niemand zu sprechen. Somit war der Ort für uns das perfekte Übungsfeld für die kommenden Tage im Norden. Am nächsten Morgen ging es nach einem Marktbesuch wieder per Bus zurück über die Berge nach Muang Khoua. Ebensolche Berge von Gepäck mussten zuvor verstaut werden und die folgenden Kurven waren für so manchen Magen eine zu große Herausforderung. Die entsprechenden Sammeltüten für das retournierte Frühstück wurden immer wieder von dem fürsorglichen Busbegleiter verteilt. Als weitere Herausforderung zu den ständig wechselnden Querbeschleunigungen des Busses gesellte sich nun noch ein sehr spezielles Aroma hinzu, so kennen wir Busfahren in Laos.

Einkaufen auf dem Markt in Muang Mai.

Frühstück in einer Suppenküche am Strassenrand.

Nam Ou Teil 2

Gut 70 Flusskilometer liegen heute vor uns, die gegen die Strömung bewältigt werden wollen. Kurz oberhalb von Muang Ngoi hat sich der Nam Ou recht spektakulär seinen Weg durch einen Riegel von Karstbergen gebahnt. Vor zwei Jahren haben wir diese Durchfahrt schon einmal von Norden kommend bei strahlend blauem Himmel erlebt. Jetzt in der Gegenrichtung mit noch vielen Nebelschleiern zwischen Bergen wirkt die Szenerie nicht weniger einnehmend. Danach wird das Tal etwas weiter und die Fahrt geht stundenlang hauptsächlich durch Urwald. Hin und wieder sind die gerodeten Berghänge mit den Anbauflächen für Bergreis zu sehen. Ab und zu gibt es ein Dorf, dies ist häufig nur durch Fischerboote an einer Sandbank, badende Kinder oder Wasserbüffel im oder am Wasser zu erkennen. Diese Etappe endet in Muang Khoua, wo wir wieder in dem netten Gästehaus jenseits der Hängebrücke über den Nam Phak unterkommen. Hier verabschieden wir uns von Corinne, die zum Trekking aufbrechen möchte während wir einen Abstecher nach Osten in Richtung vietnamesische Grenze machen werden. Mal sehen, vielleicht treffen wir uns in Myanmar wieder.

Recht spektakulär windet sich der Nam Ou durch die Karstberge.

Über diese Brücke geht’s zum Gästehaus.

Raketen zum Geburtstag

Zu meinem Geburtstag haben sich die Mönche im Vat etwas Schönes einfallen lassen, sie veranstalteten ein Raketenfestival bei dem die umliegenden Dörfer in einem Wettkampf gegeneinander antraten. Die Regeln dieses Wettkampfes haben wir zwar nicht verstanden aber es kam offensichtlich darauf an, dass die Raketen möglichst lange, weit oder hoch fliegen. Wie bei den Profis klappte nicht jeder Start, manche Rakete explodierte noch auf der Startrampe, was bei der Eigentümermanschaft zu langen Gesichtern und bei den „Gegnern“ zu ausgelassener Freude führte. Jede Manschaft hatte zuvor zuvor einen Einsatz in einer Art mit Geldscheinen bestücktem Baum geleistet. Die Siegermannschaft bekam am Ende den kompletten Einsatz und das Dorf die Ehre.

Bei Einbruch der Dunkelheit wurde vor dem Tempel viele Lichter auf einem großen Boot entzündet, so wie wir es bereits in Luang Prabang erlebt haben. Dann wurde ein großes „light boat“ hinunter zum Fluss getragen und der Strömung übergeben. Viele Familien setzten dazu ihre eigenen kleinen Schiffchen mit Kerzen ins Wasser. Beate hat zu diesem Anlass extra ein Schiffchen von der Wirtin des Ming-Ming Restaurants geschenkt bekommen. Irgendwie hatte Beate es mal wieder geschafft, dass diese sie ganz offensichtlich ins Herz geschlossen hatte.

Das Schöne bei dieser Form zu Reisen ist, dass wir immer wieder interessante Menschen kennenlernen. So endete der Tag mit einem gemeinsamen Essen mit Corinne aus Luzern, die sich für ein Jahr von ihrem Job als Lehrerin frei genommen hat, und mit Lara aus Hamburg, die für einige Zeit als Voluntärin hier in der Krankenstation der Bambusschule als Krankenschwester arbeitet um danach noch weiter durch Südostasien zu reisen. So saßen wir zusammen auf der Terasse des Restaurants oberhalb des Nam Ou und sahen beim Essen die Lichterschiffchen vorbeitreiben. Dies war ein schöner Ausklang nicht nur eines schönen Tages sondern eines schönen Aufenthaltes in Muang Ngoi, denn morgen soll es weiter auf dem Nam Ou gen Norden gehen.

Die Raketen wurden von einer Startrampe aus Bambus abgefeuert, welches andere Baumaterial würde sich auch besser dafür eignen.

Nicht jeder Raketenstart verlief wie gewünscht.

Auch buddhistische Mönche bauen Raketen.

Und hatten ihren Spaß an den Raketen.

Morgens im Ort beim Dag Bat

Und ganz weltlich – “Unser Bier kommt”

Touristen haben es leichter an eine Speise zu kommen.

In Muang Ngoi bleibt man leicht hängen

Unser Boot hatte noch nicht am Ponton in Muang Ngoi angelegt, da wurde Beate bereits von unserer Wirtin Vanh wiedererkannt. Dabei wußte diese überhaupt nichts davon, daß Beate kommen würde. Während ich mich beim Ausladen um unser Gepäck gekümmert habe hatten Beate und Vanh bereits alle Familienneuigkeiten ausgetauscht. Ich staune wieder einmal welch nachhaltigen Eindruck Beate hier vor einem Jahr hinterlassen haben muss. Natürlich bekommen wir den größten Bungalow direkt am Fluss zugewiesen, hier läßt es sich trefflich aushalten. Auch ist die Entwicklung hier nicht stehengeblieben, der kleine Ort in den Bergen ist an das große weltweite Netz angeschlossen und überall stehen Satellitenschüsseln für den Fernsehempfang. Gleichzeitig wird der Reis auf den Feldern noch wie vor hunderten von Jahren von Hand geschnitten und gedroschen, größer könnte der Kontrast kaum sein.

Heute haben wir noch ein Luxusproblem zu lösen, wir sind zu einer Geburtstagsfeier eingeladen und müssen noch ein angemessenes Geschenk finden, das auch den Geflogenheiten hier entspricht. Die Gastgeber können wir wohl schlecht um Rat bitten. Ferner haben wir heute erfahren, dass morgen viele Mönchen erwartet werden da es am 16. und 17. Oktober ein großes Fest geben wird. Also haben wir unsere Weiterreise ersteinmal verschoben, da wir uns dieses Ereignis gerne ansehen möchten. So langsam entwickelt sich diese Reise zur reinsten Partytour, wobei wir es sehr genießen keine geplante Reiseroute abarbeiten zu müssen sondern wir uns spontan immer wieder neu entscheiden können.

So logieren wir zur Zeit, unser Bungalow ist ganz rechts am Bildrand zu sehen … mit Terrasse zum Fluss und Sonnenuntergang.

Es kann Fluch und/oder Segen sein wenn ein kleiner Ort seinen Eintrag im “Lonely Planet”bekommt. Dieser Hinweis findet sich an einigen Stellen im Ort.

Auch diese Gegend litt während des “Vietnamkrieges” unter den Flächenbombardements mit Streubomben durch die Amerikaner.

Wir sind immer wieder beeindruckt von der Stabilität der Bambuskonstruktionen, was hier vielleicht etwas gewagt aussieht ist superstabil.

Der Reifegrad ist sehr unterschiedlich auf den Reisterrassen zwischen den Bergen. Während die ersten bereits geerntet werden steht in anderen noch Wasser und die Pflanzen sind saftig grün.

Hier wird der Reis noch wie vor hunderten von Jahren von Hand gedroschen, telefoniert wird dabei mit dem Smartphone.

Durch die hohe Luftfeuchtigkeit ist es sehr diesig, was aber auch seinen Reiz haben kann.

Der Blick von unserer Terrasse auf die gegenüberliegenden Berge.

Morgenstimmung auf dem Weg zu den Reisfelder.

Für diesen Ausblick auf den Ort muss man eine einstündige und sehr schweißtreibende Kletterei durch den “Urwald” auf sich nehmen:

Zum Glück liegt der ganze Weg im Schatten des Waldes.

Ein hinderlicher Staudamm

Auf unserem Weg nach Norden ist die chinesische Staudammbaustelle am Unterlauf des Nam Ou ein ärgerliches Hindernis. So können wir nicht bereits in Luang Prabang ein Boot besteigen sondern müssen ersteinmal mit einem Kleinbus die Baustelle bis zum nächsten größeren Ort am Nam Ou umfahren. Nach 4 Stunden war Nong Kiao erreicht, wo wir uns in einem Bungalow am Fluss einquartierten. Die Wirtin erkannte Beate sofort wieder und begrüßte sie überschwenglich. So war sie auch schon am Morgen in Luang Prabang verabschiedet worden, man könnte meinen sie wurde bei ihrer letzten Reise durch Laos überall zu einem Familienmitglied. Diese Erfahrung hat sie sehr berührt. Jetzt warten wir auf die Abfahrt des Bootes, das uns in das kleine Örtchen Muang Ngoi bringen soll. Dieser Ort liegt wunderschön zwischen Karstbergen am Nam Ou und ist auch nur über diesen zu erreichen. Internetverbindung werden wir dort nicht haben. Auch wissen wir noch nicht wann wir weiter nach Muang Khoua reisen wollen, bzw. können, da die Boote weiter nach Norden sehr unregelmäßig verkehren. Somit wird der nächste Eintrag etwas auf sich warten lassen.

Blick auf den Ort von unserer Terrasse aus.

Beate bei ihrer Lieblingsbeschäftigung dem Porträtieren von Kindern, die ihrerseits immer viel Spaß dabei haben.

Hier geht’s nach Norden auf dem Nam Ou.

Feuer, Drachen, Licht und Wasser

Der Abend war fantastisch und eigentlich unbeschreiblich, etwa so wie Weihnachten, Sylvester und Fasnet zusammen. Die Boote der Prozession waren wunderschöne Kunstwerke, niemand bei uns würde auf die Idee kommen sie einfach einen Fluss hinuntertreiben zu lassen, nein sie würden einen Platz im Museum bekommen. Deutlicher kann man die Idee des Loslassens und der Vergänglichkeit im Buddhismus wohl nicht leben. Hunderte von kleinen Heißluftballons, geheizt von einem kleinen offenen Feuer, wurden überall in der Stadt gestartet. Die kleinen Feuer schwebten wie große orangene Sterne am Himmel um den Vollmond herum. Dazu wurden tausende von kleinen Schiffchen mit Kerzen auf den Mekong gesetzt, die zügig den großen Strom hinuntertrieben. Dazwischen dann immer wieder eins der großen Boote, die nach ihrer Segnung ebenfalls dem Mekong übergeben wurden. Beate hat auch im Gedanken an ihren Kater Joschi ein kleines Boot mit Kerze in den Mekong gesetzt.

Am Samstag werden wir früh am Morgen gen Norden aufbrechen, unser Ziel ist der Ort Phongsali im Nordosten. Die Reise mit Tuk Tuk, Bus und Boot wird einige Tagen dauern.

Ein alter Bekannter, der dreiköpfige Drachen, den wir schon als Drahtgerüst gesehen haben.

Die Boote beeindrucken nicht nur durch ihre Größe sondern auch durch die liebevolle und tolle handwerkliche Ausführung.

Einfach nur schön und so vergänglich.

Nicht nur große Boote sondern auch viele kleine Lampions nahmen an dem Umzug teil.

Viele Heißluftballons über dem Vat.

Ein großer Drache auf dem Mekong.

Boun Ok Phansa

Da dieses Fest mehrere Tage dauert ist es sehr schwer gewesen verläßliche Informationen darüber was wann wo stattfindet zu bekommen. Je mehr Leute wir gefragt haben um so verwirrender waren die Informationen. Im Touristoffice haben sie sich gleich um 10 Tage vertan. Mein vorsichtiger Einwand, dass doch bereits diese Woche Vollmond sei, hat dabei zusätzlich für einige Verwirrung gesorgt. Egal, jetzt ist es “amtlich” , heute Abend findet als Höhepunkt die Prozession der “fire boats” statt, bei der am Ende die Boote auf den Mekong gesetzt werden.

Vorgestern gab es bereits am Westufer ein Bootsrennen, das wir uns von einem gecharterten Ausflugsboot aus angesehen haben. Beate kannte noch vom letzten Jahr einen Bootsführer, dessen Dienste wir dafür in Anspruch genommen haben. Es kennen sie überhaupt noch sehr viele Laoten von ihrem längeren Aufenthalt hier im letzten Jahr. Die meisten Touristen kommen nur einmal kurz nach Luang Prabang um sich die UNESCO-Stätten anzusehen, so scheinen sich die Menschen hier über die (wenigen?) Stammgäste besonders zu freuen. Mit dem Boot sind wir parallel zu den Rennbooten gefahren, leider habe ich noch keine Möglichkeit gefunden die Videodateien in ein Format zu bringen um sie hier zu zeigen.

Es war ein großes Volksfest, dessen Atmosphäre uns sehr an die Stimmung bei der Tour de France erinnert hat.

Ein weiteres Highlight sind die über und über mit Lampions geschmückten Vats. Besonders Abends herrscht dort eine faszinierende Stimmung. Dadurch, dass es in Luang Pranpang keinerlei Straßenbeleuchtung gibt kommt das Licht der Lampions besonders gut zur Geltung. Wenn dann die Mönche dazu noch ihre Mantras in den Tempeln rezitieren kann man sich nur noch staunend und genießend dazu setzen und die Atmosphäre aufsaugen.

Auch dieser Tag begann mit dem morgendlichen Allmosengang der Mönche:

Zurück auf L(a)os

Seit dem 1. Oktober 2014 sind wir wieder unterwegs und setzen die Reise dort fort wo wir uns im letzten Jahr getrennt haben – in Luang Prabang. Zum Oktober Vollmond findet hier das Fest Boun Ok Phansa zum Ende der Regen- und Fastenzeit der Mönche statt, dies möchten wir gerne miterleben. Die Vorbereitungen laufen in allen Klöstern auf Hochtouren, es werden Boote in allen Größen aus aus filigranen Bambusgestellen gebaut, die mit buntem Papier bespannt werden um sie von Innen wie riesige Laternen zu beleuchten. Diese Boote sollen in einer Prozession durch die Stadt getragen werden um sie dann dem Mekong zu übergeben. Leider gibt es im Moment technische Probleme mit der Übertragung von Fotos auf das Tablet – ich hätte das Update auf die neuere Version des Android-Betriebssystem besser nicht durchgeführt. Ich hoffe ich finde dafür einen praktikablen Weg. Im Moment braucht es die ganze Nacht und eine ganze Akkuladung um ein paar Bilder von der Speicherkarte über einen externen USB-Kartenleser aufs Tablett zu kopieren. Aber das ist ein unerhebliches Problem. Wir sind sehr froh jetzt in der ruhigen Atmosphäre hier sein zu können um den ganzen Stress der letzten Wochen und Monate abzubauen.

Endlich wieder am Mekong. Hier der Blick auf Luang Prabang vom Westufer aus.

Es ist das Ende der Regenzeit, den einen und anderen Schauer werden wir noch abbekommen. Dafür herrschen tagsüber sommerliche 33 Grad.

Überall sieht man Mönche als Bootsbauer.

Nur schwer zu erkennen, die drei Drachenköpfe am Bug noch als Drahtstruktur.Nachtrag, zwei Tage später kann man die Köpfe besser erkennen:

Hier sieht man bereits die vielen Kerzen im Rumpf.

So sieht z.B. ein fertiger Drachenkopf eines Bootes aus.

Wir trennen uns

In Luang Prabang treffen wir ein weiteres Mal auf den Mekong und haben erstmal ein paar organisatorische Dinge zu erledigen, wie z.B. unseren Leihwagen wieder abzugeben. Klingt einfach, war es aber nicht, da man uns in Vietiane keine genaue Adresse geben konnte sondern nur die Information “an der Strasse vom Flughafen ins Zentrum” sowie eine E-Mail Adresse, als ob wir den Wagen als Attachment retournieren könnten.

Der nächste Punkt war die Verlängerung von Beates Visum für Laos, gibt es dies am Flughafen innerhalb von 5 Minuten so dauert es hier auf dem Amt 2 Tage. Beate wird noch ein paar Tage in Luang Prabang bleiben und dann alleine weiter durch den Norden von Laos reisen, während mein Urlaub zu Ende ist und ich nachher über Bangkok zurück nach Hause fliege.

Wenigstens ist die Sonne zum Abschied wieder durch die Wolken gekommen und hat uns noch einen schönen letzten gemeinsamen Abend beschert.

Plan B

haben wir bemühen müssen weil uns das Wetter die Bergtour gründlich vermasselt hat. Dauerregen, Nebel und dichte Wolken haben uns über Tage jede Sicht auf die Berge genommen So haben wir Phonsavan angesteuert um die Ebene der Tonkrüge zu besuchen. Diese deutsche Bezeichnung ist eigentlich Unfug, handelt es sich doch um zum Teil meterhohe Steinkrüge, die aus verschiedenen Sandsteinen gehauen wurden. In Phonsavan besuchten wir zuvor des Informationszentrum der MAG (s.a. www.maginternational.org) , die in Laos daran arbeitet die vielen Blindgänger der amerikanischen Bombardierung im Vietnamkrieg zu beseitigen. Völlig völkerrechtswidrig und ohne jede Kriegserklärung haben die Amerikaner über Laos mehr Bomben abgeworfen als im gesamten 2. Weltkrieg insgesamt eingesetzt wurden. Für diese riskante und ehrenwürdige Arbeit wurde die Organisation für den Friedensnobelpreis nominiert, bekommen hat ihn aber der Präsident des Landes, das weltweit alles und jeden in Schutt und Asche bombt, dafür, dass er rhetorisch geschickt die Hoffnung schürte diese “Politik” zu ändern.

Als wir am Morgen durch diese archäologisch bedeutsame Anlage gewandert sind war es ein sehr beklemmendes Gefühl dieses zwischen all den Bombentrichter auf von der MAG markierten Wegen zu tun. Die Landschaft ist derart mit Blindgängern, insbesondere von Streubomben, verseucht, dass nicht die gefährlichen Bereiche sondern die ungefährlichen markiert sind.

Frühstück zwischen entschärften Blindgängern in Phonsavan

Auf von MAG gesichertem Weg durch die Ebene

Mit dem Auto wollen wir Nebenstrecken durch die Berge fahren

Diese Werkstatt ist einem lieben Arbeitskollegen und Ducatifahrer gewidmet:

Back on the Road again

Der Trommelturm vis-a-vis vor unserem Fenster im Wat erinnert uns um 5 Uhr daran, dass es Karmapunkte nicht für´s Nachtschwärmen sondern für Almosengaben an die Mönche bereits vor Sonnenaufgang gibt. Heute wollen in Richtung Luang Prabang aufbrechen, die knapp 400 km lassen sich per Bus in gut 10 Stünden bewältigen. Da es sich um die landschaftlich schönste Strecke handelt, die Laos zu bieten hat, wäre diese Art zu reisen für mich die Höchststrafe. Um Letztere abzuwenden haben wir ein Allrad Pick-up gemietet und planen 4 Tage dafür ein. Es geht dabei über mehrere Pässe durch die Berge, die nicht dicht besiedelt sind. Da wir keine Idee haben wann wir wo unterwegs unterkommen werden kann es ein paar Tage dauern bis wir uns wieder melden.

Boun That Luang

Es ist 5 Uhr morgens und noch stockfinster. Vor unserem Guest House kommen bereits Mönche auf ihrem Almosengang vorbei während Laoten mit Ihren Gaben vor ihren Häusern auf Bambusmatten bei Kerzenlicht auf sie warten – ganz normaler Alltag und noch nicht zu einer Touristenattraktion wie in Luang Prabang verkommen. Ansonsten sind die Straßen hier menschenleer. Wir sind auf dem Weg zum That Luang, dort ist heute der Höhepunkt des Festes, aber niemand hatte uns sagen können wann dort die Feierlichkeit am Morgen beginnt. Dies mag wohl daran liegen, dass es scheinbar keinen offiziellen Beginn gibt. Als wir kurz nach 5 Uhr dort eintreffen haben bereits mehrere tausend Mönche mit ihrem Almosenschalen Aufstellung genommen und über die nächsten 3 Stunden treffen zigtausend Laoten mit Ihren Gaben ein. Die meisten lassen sich auf mitgebrachten Bambusmatten zwischen den aufgereiten Mönchen nieder und warten auf den Beginn der Zeremonie, an deren Ende sie die Almosenschalen der Mönche wieder und wieder füllen. Es ist sehr beeindruckend diese Menschenmenge zu sehen und ein welch einer Ruhe sie sich organisiert und alles abläuft. Bei uns würden tausend Ordner wie aufgescheuchte Hühner dazwischen umherrennen und jedem sagen in welchem Block er sich niederlassen kann und wo welche Wege freibleiben müssen…

Wir sind einfach nur fasziniert von der Atmosphäre und ich scheitere kläglich mit meinem Versuch etwas davon in Fotos festzuhalten, dennoch hier ein paar Eindrücke:

Heute Abend gibt es den Abschluß mit Lichterprozession und Feuerwerk – da werden wir wieder dabei sein.

Uns erwartet eine bunte Mischung aus Picknick im Park, Jahrmarkt, Wochenmarkt und Verbrauchermesse. Wir waren gewarnt, dass es laut sein wird, aber so laut … die Sinnesorgane der Laoten scheinen in einem anderen Dynamikbereich zu arbeiten als unsere. So wie ihre Geschmacksorgane Chilischärfen verarbeiten können, die uns nur noch die Tränen in die Augen treiben, scheinen ihre Ohren noch etwas hören zu können wenn unsere Trommelfellen die Schalldruckwahrnehmung bereits an den Brustkorb abgegeben haben. Viele der Messestände gleichen kleinen Konzertbühnen und da dürfen die imposanten Boxentürme auch schon mal die Hälfte der Präsentationsfläche einnehmen. Wichtig scheinen die paar Dezibel mehr als am Nachbarstand zu sein um die Aufmerksamkeit zu wecken. Wir können dies weder differenzieren noch können wir die Richtung ausmachen aus der die “Töne” kommen sondern fühlen uns völlig von einem “Lärmnebel” umhüllt. Dennoch möchten wir dieses Erlebnis nicht missen, auch wenn wir zugeben müssen, dass wir früher als geplant den Rückweg antraten. So haben wir das Feuerwerk nur aus einiger Entfernung erlebt.

Vang Vieng

ist berühmt für seine wunderschöne Lage in den Karstbergen und berüchtigt wegen der Backpacker Partyszene. Letztere interessiert uns nicht weiter und im Südwesten gibt es jenseits des Flußes ruhig gelegene Bungalows in denen wir uns einquartieren. Dort erfahren wir auch, dass es inzwischen etwas ruhiger geworden ist, nach 23 Toten in 2011 und 27 Toten in 2012 durch Alkohol, Drogen und “sportlicher Aktivität” unter deren Einfluß wurde etwas “aufgeräumt” . Als erstes waren dazu die Polizisten ausgetauscht worden, da diese wohl mehr an ihrer Umsatzbeteiligung interessiert waren als an der Durchsetzung des strikten Drogenverbotes. Auffällig im Ort sind eine ganze Reihe von Geschäften die geschlossen und deren Räumlichkeiten zu vermieten sind, sowie abgebrochene Erweiterungen von Hotels und Guesthouses. Vielleicht zieht die Karawane weiter und sucht sich ein neues Partyzentrum oder es handelt sich nur um eine kurze Pause – dies scheint auch hier niemand so recht zu wissen. Im Nachhinein war es jedenfalls kein Fehler, dass wir diesen Ort im letzten Jahr ausgelassen haben.

Über diese, auch für Fußgänger, mautpflichtige Brücke kommt man ans Westufer

in ruhige Bungalowanlagen fernab von jedem Trubel. Neue, unser Guest House Wirt, hat vor fünf Jahren seinen Job als Motorradkurier in Paris aufgegeben und ist nach Laos ausgewandert. Niemand in seiner Umgebung könnte diesen Schritt verstehen, aber er ist sehr zufrieden mit dieser Entscheidung und seinem “neuen” Leben.

Die Landschaft ist wunderschön und durch jetzt trockene Flußbecken kann man weit zwischen die Berge vordringen. Es sind nur Vögel und Insekten zu hören und da man hier völlig allein ist kommt ein richtiges Urwaldgefühl auf.

Leben wie Gott in Laos

Ob wohl jemand einen Restauranttester in dieser Gegend benötigt? Ich würde mich umgehend für diesen Job bewerben! Breate hatte bereits am ersten Morgen intuitiv die beste Boulangerie der Stadt gefunden deren Croissants und Kaffee erheblich besser sind als alles was in Freiburg zu bekommen ist. Mittags und abends bieten unzählige Restaurants feinste Speisen an, so dass es richtig schwer fällt zu entscheiden in welcher Reihenfolge wir diese besuchen möchten. Dazwischen bleibt ausreichend Zeit um in aller Ruhe durch die diversen Klosteranlagen zu bummeln.

Am kommenden Wochenende findet das größte religiöse Festival der Stadt, Boun That Luang, statt. Dieses wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen und so haben wir jetzt doch einen Plan für die nächsten Tage gemacht. Gleich werden wir mit dem Bus in die Karstberge nördlich von Vientiane fahren und dort bis Freitag die spektakuläre Natur genießen, bevor wir dann nochmals zum Festival nach Vietiane kommen werden.

Wieder einmal verabschiedet sich der Mekong von uns mit einem wunderschönen stimmungsvollen Abend.

Nach Sonnenuntergang wird die Uferpromenade zur “Fitness-Meile” , Jogger, Walker und diverse Aerobic-Gruppen von Low- bis High-Impact worken hier out während wir weniger schweißtreibend dem Ganzen zusehen – uns schmeckt das Beerlao hinterher aber bestimmt genauso gut.

Die Sportbegeisterung ist übrigens grenzenlos, der Fahrer dieses Tuk-Tuk ist begeisterter Fan von Manchester United, kennt aber auch alle aktuellen Mannschaften in der deutschen Bundesliga.

Zurück in Laos

Oh Shit, unsere Fotos sind im aufgegebenen Gepäck und jetzt brauchen wir sie für die Visaanträge auf dem Flughafen von Vientiane. Ans Gepäck kommen wir erst nachdem wir offiziell eingereist sind … dieses kleine bürokratische Problem wird sekundenschnell gegen einen US-Dollar gelöst und unsere Anträge werden auch ohne Foto sofort in ein Visum umgewandelt. Ruckzuck haben wir unser Gepäck im Taxi und wenige Minuten später sitzen wir beim ersten Beerlao in einem Straßenrestaurant und angenehmen Temperaturen von unter 30 Grad. Jetzt merken wir erst wie extrem laut es überall in Phnom Penh war und genießen diese Ruhe. Pläne für die nächsten beiden Wochen haben wir noch nicht sondern bummeln ersteinmal durch Vientiane. Die Stadt hat sich seit meinem letzten Besuch 1998 gewaltig entwickelt und ist an vielen Orten fast nicht wieder zu erkennen, so gilt es sie neu zu entdecken.

Berg der Entscheidung – Wat Phnom

Berg ist vielleicht für den ca. 27m hohen Hügel etwas übertrieben, aber der Hügel trägt das namengebende Heiligtum dieser Stadt. Gibt es einen geeigneteren Ort um wichtige Entscheidungen zu fällen?

Natürlich nicht, und so sagten wir der Südküste Kambodschas ab und entschieden uns für unsere alte Liebe Laos. Samstag Abend werden wir im Anschluß an die Feierlichkeiten zum 60sten Tag der Unabhängigkeit nach Vientiane fliegen. Der heutige Tag war aber ersteinmal dem Königspalast und der Silberpagode gewidmet.

S21

meint hier keinen noch zu bauenden Bahnhof sondern ein spezielles Gefängnis der Roten Khmer. Doch dazu später, ersteinmal empfängt uns Phnom Penh mit Dauerregen. Der Königspalast ist nicht zugänglich, da die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag laufen, der sich zum 60sten Mal jährt. Prima, wenn Bon Om Tuk schon ausfällt erleben wir eine andere Festivität. Der heftige Regen treibt uns erstmal in den großen Zentralmarkt, wo wir glücklicherweise Beates Schuhproblem optimal lösen können.

Den Nachmittag verbringen wir im ehemaligen Sicherheitsoffice S21, das jetzt das Tuol Sleng Genozid Museum beherbergt. Hier wurden viele tausend Menschen brutalst gequält, gefoltert und ermordet. Details erspare ich, sonst müßte diese Seite als FSK18 gekennzeichnet werden. Was mich bestürzt hat, ist der Zustand dieses Museums und der Ausstellungstafeln. Offensichtlich gibt es für dieses Museum keine Mittel, obwohl es an die 20% der Bevölkerung erinnern soll, die unter den Roten Khmer auf barbarische Weise zu Tode kamen – irgendwie mußte ich ein paarmal an die Schlächtervideos während der Busfahrt neulich denken. Nun sitzen ja viele der damals Verantwortlichen heute wieder in hohen Ämtern und diese Menschen können nicht wirklich ein Interesse an dieser Gedenkstätte haben. Es gibt nicht einmal einen Busparkplatz in der Nähe des Museums – naja, die chinesischen Touristengruppen werden hier eh nicht auflaufen. Die heutigen Bilder haben mich nachts noch stundenlang verfolgt, bis ich endlich einschlafen konnte .

In der Sackgasse

Der Express-Minibus, der uns in 3 Stunden nach Sen Monorom bringen sollte, hielt unterwegs laufend an um weitere Fahrgäste oder auch nur Waren ein- oder auszuladen. Der Fahrer organisierte dies während der Fahrt wie ein Broker, in dem er fast pausenlos mit einem seiner beiden Handys telefonierte. So wurden fast 6 Stunden Fahrt daraus und ich staunte über die Akkukapazität seiner Telefone. Für Kurzweil sorgten derweil diverse chinesische Massaker-DVD, deren Unterhaltungswert bestand aus einer sinnlosen Aneinanderreihung von übelsten Methoden Menschen zu schlachten.

Für „Übergepäck“ findet sich immer eine Möglichkeit es zu verstauen.

In Sen Monorom saßen wir dann gefühlt in einer Sackgasse: Beate hatte Probleme mit ihrem rechten Fuß, bzw. dem passenden Schuhwerk um Wandern gehen zu können (es ist eine Folge ihres Schlaganfalls, dass sie zeitweilig sehr viel Halt im Schuh benötigt). Auf dem Weg nach Norden in Richtung Ban Lung gab es keine Transportmöglichkeit – weiter ging es also nur auf dem gleichen Weg auf dem wir gekommen waren. So beschlossen wir nach zwei Tagen den Rückweg nach Phnom Penh anzutreten. Ein VIP-Direkt-Minibus versprach diesen Transport zügig bis 12 Uhr zu erledigen. Er schaffte die Zeitvorgabe und es gab keine Massaker-Filme dafür glich die letzte Stunde der Fahrt mehr einem Rodeoritt. Ohne Rücksicht auf Schlaglöcher und Bodenwellen bretterte er dahin, dass ich kurz davor war, zur Schonung meines Rückens, den Rest des Weges zu Fuß zu gehen.

Eindrücke aus Sen Monorom: