Berg ist vielleicht für den ca. 27m hohen Hügel etwas übertrieben, aber der Hügel trägt das namengebende Heiligtum dieser Stadt. Gibt es einen geeigneteren Ort um wichtige Entscheidungen zu fällen?
Natürlich nicht, und so sagten wir der Südküste Kambodschas ab und entschieden uns für unsere alte Liebe Laos. Samstag Abend werden wir im Anschluß an die Feierlichkeiten zum 60sten Tag der Unabhängigkeit nach Vientiane fliegen. Der heutige Tag war aber ersteinmal dem Königspalast und der Silberpagode gewidmet.
meint hier keinen noch zu bauenden Bahnhof sondern ein spezielles Gefängnis der Roten Khmer. Doch dazu später, ersteinmal empfängt uns Phnom Penh mit Dauerregen. Der Königspalast ist nicht zugänglich, da die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag laufen, der sich zum 60sten Mal jährt. Prima, wenn Bon Om Tuk schon ausfällt erleben wir eine andere Festivität. Der heftige Regen treibt uns erstmal in den großen Zentralmarkt, wo wir glücklicherweise Beates Schuhproblem optimal lösen können.
Den Nachmittag verbringen wir im ehemaligen Sicherheitsoffice S21, das jetzt das Tuol Sleng Genozid Museum beherbergt. Hier wurden viele tausend Menschen brutalst gequält, gefoltert und ermordet. Details erspare ich, sonst müßte diese Seite als FSK18 gekennzeichnet werden. Was mich bestürzt hat, ist der Zustand dieses Museums und der Ausstellungstafeln. Offensichtlich gibt es für dieses Museum keine Mittel, obwohl es an die 20% der Bevölkerung erinnern soll, die unter den Roten Khmer auf barbarische Weise zu Tode kamen – irgendwie mußte ich ein paarmal an die Schlächtervideos während der Busfahrt neulich denken. Nun sitzen ja viele der damals Verantwortlichen heute wieder in hohen Ämtern und diese Menschen können nicht wirklich ein Interesse an dieser Gedenkstätte haben. Es gibt nicht einmal einen Busparkplatz in der Nähe des Museums – naja, die chinesischen Touristengruppen werden hier eh nicht auflaufen. Die heutigen Bilder haben mich nachts noch stundenlang verfolgt, bis ich endlich einschlafen konnte .
Der Express-Minibus, der uns in 3 Stunden nach Sen Monorom bringen sollte, hielt unterwegs laufend an um weitere Fahrgäste oder auch nur Waren ein- oder auszuladen. Der Fahrer organisierte dies während der Fahrt wie ein Broker, in dem er fast pausenlos mit einem seiner beiden Handys telefonierte. So wurden fast 6 Stunden Fahrt daraus und ich staunte über die Akkukapazität seiner Telefone. Für Kurzweil sorgten derweil diverse chinesische Massaker-DVD, deren Unterhaltungswert bestand aus einer sinnlosen Aneinanderreihung von übelsten Methoden Menschen zu schlachten.
Für „Übergepäck“ findet sich immer eine Möglichkeit es zu verstauen.
In Sen Monorom saßen wir dann gefühlt in einer Sackgasse: Beate hatte Probleme mit ihrem rechten Fuß, bzw. dem passenden Schuhwerk um Wandern gehen zu können (es ist eine Folge ihres Schlaganfalls, dass sie zeitweilig sehr viel Halt im Schuh benötigt). Auf dem Weg nach Norden in Richtung Ban Lung gab es keine Transportmöglichkeit – weiter ging es also nur auf dem gleichen Weg auf dem wir gekommen waren. So beschlossen wir nach zwei Tagen den Rückweg nach Phnom Penh anzutreten. Ein VIP-Direkt-Minibus versprach diesen Transport zügig bis 12 Uhr zu erledigen. Er schaffte die Zeitvorgabe und es gab keine Massaker-Filme dafür glich die letzte Stunde der Fahrt mehr einem Rodeoritt. Ohne Rücksicht auf Schlaglöcher und Bodenwellen bretterte er dahin, dass ich kurz davor war, zur Schonung meines Rückens, den Rest des Weges zu Fuß zu gehen.
Inzwischen sind wir in Sen Monorom in der Provinz Mondulkiri angekommen. Hier wollen wir mal sehen ob es noch etwas Urwald gibt, denn die Fahrt hierher war in diesem Punkt eher erschreckend: erst jede Menge Kautschukplantagen dann bis zum Horizont alles gerodet. Hier um Sen Monorom herum gibt es keinen Wald mehr sondern viel Gras auf den Hügeln und ein paar Kiefernplantagen. Wie letztere und warum hierher gekommen sind konnten wir noch nicht in Erfahrung bringen. Internetzugang ist hier im “Outback” Kambodschas nicht immer gegeben, deshalb kann es etwas längern dauern bis wir wieder aktuelle Informationen posten (können).
Bevor es soweit ist gilt es wieder einmal zu akzeptieren, dass Busfahren und Fotografieren unvereinbar sind. Zwischen Tonle Sap und Mekong sind die höheren Bereiche nicht mehr überflutet und überall sind Menschen dabei die Reisfelder zu bestellen. Ich sehe Fotomotive ohne Ende und bin gefangen in diesem Bus. Ich mochte noch nie mit dem Bus fahren und jetzt ist diese Unlust nicht mehr zu steigern. Als kleine Reiseanekdote ist noch berichten, dass unserem Paramount Angkor Express Bus so ca. 30 km vor dem Ziel in der Pampa der Sprit ausging. Ob die schwäbische Mentalität des Fahrers beim Tanken oder ein technischer Defekt die Ursache war blieb unklar. Wir taten es unseren kambodschanischen Reisegefährten gleich und warteten einfach ab. Irgendwann war Diesel herbeigeschaft und wir erreichten unser Ziel – endlich wieder am Mekong. Und so sah dann der Blick beim ersten Kaffee am Morgen aus:
Wir queren hier in Kompong Cham von West nach Ost die “Hauptroute” der Packpacker von Phnom Penh nach Norden in Richtung Laos, so wundern wir uns auch nicht wirklich über Tafeln wie diese:
Von diesem Tag in Kompong Cham gibt es wesentlich mehr zu sagen … von dem ausgedehnten Bummeln über die beiden Märkte am Morgen bis hin zu der Hochzeitsfeier in der High Society von Phnom Penh, in die wir an einem Hotel am Abend geraten sind. So aufgebrezelte Menschen auf einem roten Teppich habe ich vorher noch nie gesehen, also habe ich mich hinter den Hoffotografen gestellt und mitgeknippst. Da es sicherlich eine private Feier war, stelle ich keine Fotos davon ins Internet.
Bon Om Tuk, das große Wasserfestival, wurde von der Regierung für dieses Jahr mit der Begründung abgesagt, dass die Überflutungen die Menschen so arg getroffen haben und die Energie auf entsprechende Hilfen verwandt werden soll. Die Opposition sieht es nach den vermeintlichem Wahlbetrug im Sommer eher so, dass die Regierung Angst vor Protestveranstaltungen hat wenn 2 Millionen Kambodschaner zum Festival in die Hauptstadt strömen. Objektiv waren die Überschwemmungen wohl nicht heftiger als in Jahren in denen es stattgefunden hat. Im letzten Jahr fiel es aus weil kurz zuvor König Sihanouk gestorben war und 2011 war es abgesagt worden weil es im Jahr 2010 bei einer Panik auf einer Brücke über 300 Tote gegeben hatte. Welche Version zur diesjährigen Absage stimmt können wir nicht beurteilen, es ist auf jeden Fall sehr schade. So gibt jetzt für uns keinen Grund bereits Mitte November in Phnom Penh zu sein. Es lockt die östliche Provinz Mondulkiri mit ihrem Namen und ihrer gebirgigen Lage an der Grenze zu Vietnam. Auf dem Weg dorthin werden in Kompong Cham an unserem Lieblingsfluß Mekong stoppen, ganz getreu dem Motto:
Im Hafen entdeckten wir ein Boot, das offensichtlich als Fähre zwischen Kompong Chhnang und Kompong Beng dient, aber wo liegt dieser Ort? Auf keiner Karte können wir ihn finden und so bleibt uns nur die Möglichkeit das Boot zu besteigen und selber herauszufinden wohin es wohl fährt. Wie so oft ist es nicht unbedingt das Ziel sondern der Weg, der das Reisen so schön macht – so war es auch diesmal wieder. Jetzt am Ende der Regenzeit hat der Wasserstand im Tonle Sap sein Maximum erreicht, so ging die Fahrt ging quer über ein riesiges überflutetes Gebiet, manchmal im Slalom um die aus dem Wasser ragenden Baumkronen. Was wie eine dramatische Überschwemmungskatastrophe wirkt ist hier die normale jahreszeitliche Schwankung des Wasserstandes. Es war eine wunderschöne Fahrt und wer jetzt gerne wissen möchte wo Kompong Beng liegt sollte sie unbedingt selber wiederholen.
Kompong Chhnang liegt an der RN5 von Battambang nach Phom Penh, was es sehr leicht macht den Ort per Bus zu erreichen. Für uns interressanter ist aber, dass er am Tonle Sap liegt. Hier möchten wir gerne die schwimmenden Dörfer besuchen, die vorwiegend von Vietnamesen bewohnt werden. Zuvor geht es aber über 200 km durch eine Landschaft, die mit saftig grünen Reisfeldern und immer wieder dazwischen grasenden Wasserbüffeln einen sehr friedlichen Eindruck macht. Auf halber Strecke begleiten uns im Süden im Dunst des Horizontes die Ausläufer der Kardamomberge, allein des Names wegen verspüren wir den Wunsch dorthin abzubiegen, steigen dann aber doch nicht in Pursat aus dem Bus. Kompong Chhnang gefällt uns auf Anhieb, Sokha’s Guesthouse finden wir erstmal nicht weil es jetzt Chanthea Borint Hotel heißt, aber immer noch ein sehr lauschiges Plätzchen ist. Zum erstenmal kamen nachts die einzigen Geräusche von Grillen und Geckos und um die Idylle für uns perfekt zu machen gibt es keine Strassenbeleuchtung, nirgendwo Schilder die mit der Botschaft “Free WiFi” Touristen anlocken wollen und keine Karte im Restaurant nebenan, stattdessen wird man in die Küche gebeten um dort seine Wahl zu treffen. Heute haben wir uns durch ein schwimmendes Dorf rudern lassen und sind einfach nur fasziniert von dieser Welt. Bei allen Erschwernissen, die diese Lebensweise mit sich bringt, sind so viele der Hausboote äußerst liebevoll ausgestattet. Wir werden noch einen weiteren Tag bleiben um uns genauer umzusehen.
Mit einem sehr komfortablen Bus eines koreanischen Herstellers haben wir die Nordwestspitze des Tonle Sap umrundet um nach Battambang zu gelangen. Korea ist hier ähnlich präsent wie China nur weniger wohlgelitten bei den Kambodschanern, wie uns Wah erzählt hatte. Wah hatte uns in den letzten Tagen nicht nur mit seinem Tuk-Tuk überall hingefahren sondern auch viel über seinen Alltag und den der Kambodschaner hier erzählt. Bereits auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt waren uns die vielen koreanischen Restaurants aufgefallen, aber die Koreaner haben in Seam Reap vielmehr die komplette Infrastruktur für ihre Touristen aufgebaut, inklusive Hotels, Restaurants, Geschäfte und lokalem Transport. Während für die Kambodschaner allenfalls mies bezahlte Aushilfsjobs bleiben findet die Wertschöpfung dank der Globalisierung in Korea statt.
Waren wir für unser Gefühl schon manchmal mit dem Tuk-Tuk viel zu schnell unterwegs gewesen, so rasten wir mit dem Bus förmlich durch die Szenerie. Wie gerne wäre ich jetzt mit dem Fahrrad unterwegs … zumindest bis zum nächsten Überholmanöver unseres Busses, dem dabei eine Handbreit Abstand zu den Mopeds völlig ausreicht. Entlang der RN6 und der RN5 reiht sich Ortschaft an Ortschaft, aber dennoch kann der Blick zwischendurch über scheinbar endlose saftig-grüne Reisfelder sowie Wasserflächen schweifen und sich immer wieder im Dunst des Horizontes verlieren. Battambang ist ein unaufgeregter Ort, in den sich nicht sehr viele Touristen verirren. Einst lag er an der Bahnstrecke von Phom Penh nach Bangkok, jetzt ist der Bahnhof verwaist und Züge fahren hier schon lange nicht mehr. Etwas weiter südlich wurden die alten Gleise von der Bambusbahn (Norry) genutzt, mit der wir sehr gerne weiter in Richtung Pursat gefahren wären. Heute wird diese Bahn aber nur noch als Touristenattraktion auf ein paar Kilometern betrieben und so verzichten wir darauf.
Der verwaiste Bahnhof von Battambang mit einem einzigen Waggon, bzw. dem was vom ihm nach 83 Jahren noch übrig ist. Er war 1930 in Köln gebaut worden.
Überall in der Innenstadt finden sich noch schöne Fassaden aus der Kolonialzeit,
während die Neubauten, ähnlich wie bei uns, in Beton hochgezogen werden.
Es gibt nichts was sich nicht mit Hilfe von Mopeds transportieren lässt.
Heute haben wir unseren persönlichen Tuk-Tuk-km/pro Tag Rekord aufgestellt, was hauptsächlich daran lag, dass der Tempel Banteay Srei gut 30 km nordöstlich von Seam Reap liegt. Es ist eine kleine sehr schön gelegene Anlage, deren Steinmetzarbeiten uns einfach nur sprachlos staunen ließen. Unfaßbar wie jemand derart filigrane Figuren aus dem Stein herausarbeiten konnte und dann sind alle Gebäude davon überzogen, dies ist einfach nur phantastisch. Den Schlußakkord setzte für uns heute das Labyrinth des Preah Khan, eine riesige, verwunschene und offensichtlich wenig besuchte Anlage, die viel Raum zu träumen ließ.
Von den Eindrücken, die 3 Tage Angkor hinterlassen haben, völlig erschlagen werden wir uns morgen zu einer entspannten Landpartie durch die frisch-grünen Reisfelder nach Battambang aufmachen. Natürlich werden wir mit diesem kurzen Stop-over Angkor nicht gerecht, aber egal wie lange wir auch blieben es wäre nie lange genug um Angkor wirklich zu erfassen.