Es gibt Orte auf der Welt deren Namen so schön klingen, dass sich automatisch romantische Vorstellungen damit verbinden. Mandalay gehört zweifelsohne zu diesen Städten. So war es mal wieder an der Zeit Phantasie und Realität gegeneinander abzugleichen. Um es vorwegzunehmen, Beate und ich sind dabei zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Sicherlich hatte Mandalay in meiner Wahrnehmung denkbar ungünstige Startbedingungen, nach den Tagen der Ruhe auf dem Schiff ist der „quirlige“ Strassenlärm der 1,8 Millionen Metropole nervtötend. Wenn der erste Spaziergang unglücklicherweise an einem Freitagnachmittag durch einen muslimischen Stadtteil führt, in dem sämtliche Geschäfte geschlossen sind, wirkt alles obendrein öde. Das Schachbrettmuster der Strassen mit seinen Massen an trivialer Zweckbetonarchitektur ist wahrlich keine Freude für’s Auge. Aber mit etwas Geduld und Ausdauer (bei 35°+x) lassen sich noch Spuren des alten Mandalay finden mit zum Teil auch schön renovierten alten Häusern oder alten Handwerksbetrieben wie den Goldschlägern. Auch der Markt gehört zu den interessanten Orten mit seinem riesigen Angebot und kompletten Verkehrschaos. Dieser Markt gehörte zu Beates Lieblingsplätzen, den sie fast jeden Morgen bereits vor Sonnenaufgang aufsuchte. Sie genoß die entspannte und freundlich Atmosphäre und freute sich nicht nur daran, dass sie alles probieren durften sondern auch darüber, dass sie von vielen Marktfrauen immer wiedererkannt wurde. Letzteres natürlich auch weil sie immer zusammen viel Spaß an den Fotos hatten, die Beate von ihnen und ihren Marktständen gemacht hat. Ferner haben wir hier Corinne wiedergetroffen, ohne Verabredung fanden wir uns zufällig im gleichen Gästehaus ein, das sehr schön an einer kleinen Verbindungsgasse zwischen Tempel und Markt liegt und auf den romantischen Namen AD-1 hört. In dieser Gasse reihten sich viele Geschäfte mit Mönchs- und Tempelbedarf aneinander. Zusammen mit Corinne haben wir die ersten Sights der Stadt besichtigt. Der Sonnenaufgang auf dem Mandalay Hill litt doch arg unter dem Staub und dem Dunst in der Luft der Stadt, wobei ersterer zudem tagsüber zu einem permanenten Hustenreiz führt. Das größte Buch der Welt kann man gleich nebenan bestaunen, das paßt wirklich in kein Billyregal sondern erfordert eher ein paar Hektar freie Fläche. Auf dem Gelände des alten Königspalastes residiert die Armee mit einer großen Kaserne, nur die alten Palastgebäude wurden als 1:1 Modell wieder aufgebaut. Zu erreichen sind die ansonsten leeren Gebäude (mit Ausnahme eines klitzekleinen Museums) über einen Korridor durch die Kaserne, was vor dem Hintergrund der letzten Jahre ein eher beklemmendes Gefühl erzeugt. Ein großes Highlight für Beate war, dass Corinne ihr den Roman „Der Glaspalast“ von Amitav Gosh überlassen hat, der hier spielt und den sie nicht mehr rechtzeitig vor unserer Abreise bekommen konnte. Ein berühmtes Pilgerziel in Myanmar ist die Mahamuni Pagode in der die „Gläubigen“ Blattgold auf eine Buddhafigur kleben. Inzwischen sollen durch diese Form der Karmaverbesserung über 12 Tonnen Gold zusammengekommen sein, die die Figur sehr unförmig gemacht haben. Ganz unbuddhistisch, denn Gautama Siddharta hat diesen Unterschied nie gemacht, haben Frauen keinen Zutritt und somit auch keine Chance ihr Karma zu pimpen. Wir wollten nur unsere Visa pimpen und verlängern weil absehbar war, dass uns die 28 Tage diesmal nicht reichen würden. Mit unserem Anliegen schafften wir es immerhin bis zum Chef der Ausländerbehörde in Mandalay, der uns äußerst freundlich – wie wir es hier überall erlebt haben – versicherte, dass ein Overstay von bis 90 Tagen kein Problem ist. Bei der Ausreise müßten wir dann pro Tag 3 Dollar entrichten. Eine Verlängerung eines Touristenvisums ist nicht möglich. Ok, die 90 Tage sollten einstweilen reichen.

Auf dem Markt





Mandalay Hill mit dem Wassergraben um das Palast-/Kasernengelände

Buddhas Lehre in Marmor gehauhen.

Jede der 729 Marmortafeln wird in einer eigenen kleinen Pagode aufbewahrt.

Bei den Goldschlägern, die in mühevoller Handarbeit Blattgold für spirituelle Anlässe herstellen.

Viele Steinmetzbetriebe haben sich auf Marmorbildnisse von Buddhas spezialisiert.

Ohne jeden Staubschutz wird hier den ganzen Tag geschafft.

Und die Buddhas sind z.T. beachtlich groß.

Später sehen sie dann so aus, auf dem Mahamuni Buddha lassten schon über 12 Tonnen Gold.

Erinnert mehr an die katholische Kirche … aber es geht um den Mahamuni-Buddha.