Wir hatten einen tollen Plan. Wenn man beide Etappen, die unterhalb und die oberhalb des Staudamms an einem Tag bewältigen möchte kommt man zwangsĺäufig in die Dunkelheit und sieht nichts mehr von der Landschaft vor dem Ziel in Hatsa. Wir sind ja schlau und nehmen uns 2 Tage Zeit und können somit auch den Teil nördlich von Samphanh früh am Tag befahren. Wir brauchen nur jemanden, der uns um die Baustelle des Damms fährt. Da war es wieder – unser Kommunikationsproblem. Als wir endlich eine Transportmöglichkeit hatten gab es das nächste Mißverständnis, wir wollten gleich los, unser Fahrer hatte aber vorher noch jede Menge anderer Dinge zu erledigen. Kostbare Tageslichtzeit verann … Wir ahnten zu dieser Zeit noch nicht, dass es keinen Grund zu Eile gab, da auf der anderen Seite der Baustelle sowieso kein Boot für die Weiterfahrt gewesen wäre. Als ein anderes Songtheo neben uns hielt und der Fahrer seinen Dienst anbot schien dies ein Geschenk des Himmels. Was folgte war der ärgste Höllenritt, den ich je in einem solchen Fahrzeug erlebt habe. Die winzigen 12 Zoll Hinterräder fanden jedes noch so kleine Schlagloch auf der wirklich üblen Baustellenstraße zum Staudamm. Die Baustelle selbst läßt bereits erahnen wie groß der Stausee werden wird. Den größten Teil der Fahrt heute werden wir auf dem Boden des zukünftigen Stausees zurücklegen. Wir fühlen uns ein wenig wie auf einer Beerdigung. Nur das Boot für diese Abschiedstour ist noch nicht da. Sollte unser Plan doch nicht so genial gewesen sein? Nach einer weiteren Stunde des Wartens endlich Motorenlärm, das Boot aus Hatsa legt an einer Sandbank an. Endlich geht es los, freudig kaufen wir unsere Tickets, verstauen wir unser Gepäck und setzen uns erwartungsfroh ins Boot. Tja, der Bootsführer wartet noch die Ankunft weiterer Passagiere vom Boot aus Muang Khoua ab. Nach weiteren zweieinhalb Stunden geht es endlich los und passend zu meiner Stimmung hat sich Himmel zugezogen und es regnet – Beerdigungsstimmung.
Zum Glück reißt der Himmel weiter nördlich wieder auf und mit der Sonne kommt auch die gute Laune wieder zurück. Das Flusstal wird immer enger und einige der Stromschnellen erfordern einiges an Mut und Können um dieses lange Boot dort so sauber durchzumanövrieren. Unser Bootsführer macht über die gesammte Strecke einen sehr konzentrierten Eindruck, ich bin von seinem Können sehr beeindruckt. Immer wieder fahren wir an Dörfern vorbei, die im Stausee untergehen werden. Die Ursprünglichkeit dieses Flusses, zu der auch die vielen Stromschnellen gehören, wird für immer verloren sein, denn dieser Damm ist nur einer von sieben auf den 450 km Länge des Flusses. Am Ende bleibt nur noch eine Art Treppensee, der das ganze Leben hier verändert wird. Nur werden die Laoten nur sehr geringen Profit aus dem produziertem Strom haben, denn die Chinesen werden ihnen diese Staudammkaskade nicht schenken. Wir schätzen uns sehr glücklich, dass wir diesen Fluss noch einmal befahren konnten bevor er endgültig Geschichte ist. Bevor wir Hatsa erreichen wir es nicht nur dunkel – was sehr schade ist und was wir ja durch eine frühe Abfahrt hatten vermeiden wollen – sondern es zog noch ein Gewitter auf. Dennoch hatten wir großes Glück und erreichten den Bus nach Phongsaly gerade noch rechtzeitig bevor es aus allen Kübeln zu schütten begann. Die nun folgende Geschichte wird im Fundus der Reiseanekdoten landen: Der Bus hatte gerade den Ort verlassen als er stoppte und der Beifahrer uns eröffnete, dass dies nicht der offizielle Bus nach Phongsaly sei, dieser sei bereits vor einiger Zeit gefahren. Er hätte diesen Bus für 350.000 Kip gechartert und möchte diese Summe nun von den acht Passagieren erstattet bekommen, was er uns als Alternative – mit Blick auf den Regen draußen – empfehlen kann wisse er nicht. Was war dies jetzt, Kidnapping, Epressung oder ein chinesisches Geschäftsmodel? Beruhigend war, dass es sowohl Laoten als auch Touristen betraf. Nach Verhandlungen konnten wir uns auf 30.000 Kip pro Person einigen … immer noch gut das Doppelte des üblichen Preises aber mit umgerechnet 3 € für uns durchaus erschwinglich. Während es draußen heftig weiter regnete schraubte sich der Bus die gut 800 Höhenmeter auf übler Piste hinauf nach Phongsaly. Ziemlich müde und voller Eindrücke vom Nam Ou haben wir es im dritten Anlauf endlich geschafft die höchste Stadt von Laos (auf 1400 Metern) in den Bergen nahe der chinesischen Grenze zu erreichen.


Die Baustelle eines der Nam Ou Staudämme.




