Boun That Luang

Es ist 5 Uhr morgens und noch stockfinster. Vor unserem Guest House kommen bereits Mönche auf ihrem Almosengang vorbei während Laoten mit Ihren Gaben vor ihren Häusern auf Bambusmatten bei Kerzenlicht auf sie warten – ganz normaler Alltag und noch nicht zu einer Touristenattraktion wie in Luang Prabang verkommen. Ansonsten sind die Straßen hier menschenleer. Wir sind auf dem Weg zum That Luang, dort ist heute der Höhepunkt des Festes, aber niemand hatte uns sagen können wann dort die Feierlichkeit am Morgen beginnt. Dies mag wohl daran liegen, dass es scheinbar keinen offiziellen Beginn gibt. Als wir kurz nach 5 Uhr dort eintreffen haben bereits mehrere tausend Mönche mit ihrem Almosenschalen Aufstellung genommen und über die nächsten 3 Stunden treffen zigtausend Laoten mit Ihren Gaben ein. Die meisten lassen sich auf mitgebrachten Bambusmatten zwischen den aufgereiten Mönchen nieder und warten auf den Beginn der Zeremonie, an deren Ende sie die Almosenschalen der Mönche wieder und wieder füllen. Es ist sehr beeindruckend diese Menschenmenge zu sehen und ein welch einer Ruhe sie sich organisiert und alles abläuft. Bei uns würden tausend Ordner wie aufgescheuchte Hühner dazwischen umherrennen und jedem sagen in welchem Block er sich niederlassen kann und wo welche Wege freibleiben müssen…

Wir sind einfach nur fasziniert von der Atmosphäre und ich scheitere kläglich mit meinem Versuch etwas davon in Fotos festzuhalten, dennoch hier ein paar Eindrücke:

Heute Abend gibt es den Abschluß mit Lichterprozession und Feuerwerk – da werden wir wieder dabei sein.

Uns erwartet eine bunte Mischung aus Picknick im Park, Jahrmarkt, Wochenmarkt und Verbrauchermesse. Wir waren gewarnt, dass es laut sein wird, aber so laut … die Sinnesorgane der Laoten scheinen in einem anderen Dynamikbereich zu arbeiten als unsere. So wie ihre Geschmacksorgane Chilischärfen verarbeiten können, die uns nur noch die Tränen in die Augen treiben, scheinen ihre Ohren noch etwas hören zu können wenn unsere Trommelfellen die Schalldruckwahrnehmung bereits an den Brustkorb abgegeben haben. Viele der Messestände gleichen kleinen Konzertbühnen und da dürfen die imposanten Boxentürme auch schon mal die Hälfte der Präsentationsfläche einnehmen. Wichtig scheinen die paar Dezibel mehr als am Nachbarstand zu sein um die Aufmerksamkeit zu wecken. Wir können dies weder differenzieren noch können wir die Richtung ausmachen aus der die “Töne” kommen sondern fühlen uns völlig von einem “Lärmnebel” umhüllt. Dennoch möchten wir dieses Erlebnis nicht missen, auch wenn wir zugeben müssen, dass wir früher als geplant den Rückweg antraten. So haben wir das Feuerwerk nur aus einiger Entfernung erlebt.

Vang Vieng

ist berühmt für seine wunderschöne Lage in den Karstbergen und berüchtigt wegen der Backpacker Partyszene. Letztere interessiert uns nicht weiter und im Südwesten gibt es jenseits des Flußes ruhig gelegene Bungalows in denen wir uns einquartieren. Dort erfahren wir auch, dass es inzwischen etwas ruhiger geworden ist, nach 23 Toten in 2011 und 27 Toten in 2012 durch Alkohol, Drogen und “sportlicher Aktivität” unter deren Einfluß wurde etwas “aufgeräumt” . Als erstes waren dazu die Polizisten ausgetauscht worden, da diese wohl mehr an ihrer Umsatzbeteiligung interessiert waren als an der Durchsetzung des strikten Drogenverbotes. Auffällig im Ort sind eine ganze Reihe von Geschäften die geschlossen und deren Räumlichkeiten zu vermieten sind, sowie abgebrochene Erweiterungen von Hotels und Guesthouses. Vielleicht zieht die Karawane weiter und sucht sich ein neues Partyzentrum oder es handelt sich nur um eine kurze Pause – dies scheint auch hier niemand so recht zu wissen. Im Nachhinein war es jedenfalls kein Fehler, dass wir diesen Ort im letzten Jahr ausgelassen haben.

Über diese, auch für Fußgänger, mautpflichtige Brücke kommt man ans Westufer

in ruhige Bungalowanlagen fernab von jedem Trubel. Neue, unser Guest House Wirt, hat vor fünf Jahren seinen Job als Motorradkurier in Paris aufgegeben und ist nach Laos ausgewandert. Niemand in seiner Umgebung könnte diesen Schritt verstehen, aber er ist sehr zufrieden mit dieser Entscheidung und seinem “neuen” Leben.

Die Landschaft ist wunderschön und durch jetzt trockene Flußbecken kann man weit zwischen die Berge vordringen. Es sind nur Vögel und Insekten zu hören und da man hier völlig allein ist kommt ein richtiges Urwaldgefühl auf.

Leben wie Gott in Laos

Ob wohl jemand einen Restauranttester in dieser Gegend benötigt? Ich würde mich umgehend für diesen Job bewerben! Breate hatte bereits am ersten Morgen intuitiv die beste Boulangerie der Stadt gefunden deren Croissants und Kaffee erheblich besser sind als alles was in Freiburg zu bekommen ist. Mittags und abends bieten unzählige Restaurants feinste Speisen an, so dass es richtig schwer fällt zu entscheiden in welcher Reihenfolge wir diese besuchen möchten. Dazwischen bleibt ausreichend Zeit um in aller Ruhe durch die diversen Klosteranlagen zu bummeln.

Am kommenden Wochenende findet das größte religiöse Festival der Stadt, Boun That Luang, statt. Dieses wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen und so haben wir jetzt doch einen Plan für die nächsten Tage gemacht. Gleich werden wir mit dem Bus in die Karstberge nördlich von Vientiane fahren und dort bis Freitag die spektakuläre Natur genießen, bevor wir dann nochmals zum Festival nach Vietiane kommen werden.

Wieder einmal verabschiedet sich der Mekong von uns mit einem wunderschönen stimmungsvollen Abend.

Nach Sonnenuntergang wird die Uferpromenade zur “Fitness-Meile” , Jogger, Walker und diverse Aerobic-Gruppen von Low- bis High-Impact worken hier out während wir weniger schweißtreibend dem Ganzen zusehen – uns schmeckt das Beerlao hinterher aber bestimmt genauso gut.

Die Sportbegeisterung ist übrigens grenzenlos, der Fahrer dieses Tuk-Tuk ist begeisterter Fan von Manchester United, kennt aber auch alle aktuellen Mannschaften in der deutschen Bundesliga.

Zurück in Laos

Oh Shit, unsere Fotos sind im aufgegebenen Gepäck und jetzt brauchen wir sie für die Visaanträge auf dem Flughafen von Vientiane. Ans Gepäck kommen wir erst nachdem wir offiziell eingereist sind … dieses kleine bürokratische Problem wird sekundenschnell gegen einen US-Dollar gelöst und unsere Anträge werden auch ohne Foto sofort in ein Visum umgewandelt. Ruckzuck haben wir unser Gepäck im Taxi und wenige Minuten später sitzen wir beim ersten Beerlao in einem Straßenrestaurant und angenehmen Temperaturen von unter 30 Grad. Jetzt merken wir erst wie extrem laut es überall in Phnom Penh war und genießen diese Ruhe. Pläne für die nächsten beiden Wochen haben wir noch nicht sondern bummeln ersteinmal durch Vientiane. Die Stadt hat sich seit meinem letzten Besuch 1998 gewaltig entwickelt und ist an vielen Orten fast nicht wieder zu erkennen, so gilt es sie neu zu entdecken.

Berg der Entscheidung – Wat Phnom

Berg ist vielleicht für den ca. 27m hohen Hügel etwas übertrieben, aber der Hügel trägt das namengebende Heiligtum dieser Stadt. Gibt es einen geeigneteren Ort um wichtige Entscheidungen zu fällen?

Natürlich nicht, und so sagten wir der Südküste Kambodschas ab und entschieden uns für unsere alte Liebe Laos. Samstag Abend werden wir im Anschluß an die Feierlichkeiten zum 60sten Tag der Unabhängigkeit nach Vientiane fliegen. Der heutige Tag war aber ersteinmal dem Königspalast und der Silberpagode gewidmet.

S21

meint hier keinen noch zu bauenden Bahnhof sondern ein spezielles Gefängnis der Roten Khmer. Doch dazu später, ersteinmal empfängt uns Phnom Penh mit Dauerregen. Der Königspalast ist nicht zugänglich, da die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag laufen, der sich zum 60sten Mal jährt. Prima, wenn Bon Om Tuk schon ausfällt erleben wir eine andere Festivität. Der heftige Regen treibt uns erstmal in den großen Zentralmarkt, wo wir glücklicherweise Beates Schuhproblem optimal lösen können.

Den Nachmittag verbringen wir im ehemaligen Sicherheitsoffice S21, das jetzt das Tuol Sleng Genozid Museum beherbergt. Hier wurden viele tausend Menschen brutalst gequält, gefoltert und ermordet. Details erspare ich, sonst müßte diese Seite als FSK18 gekennzeichnet werden. Was mich bestürzt hat, ist der Zustand dieses Museums und der Ausstellungstafeln. Offensichtlich gibt es für dieses Museum keine Mittel, obwohl es an die 20% der Bevölkerung erinnern soll, die unter den Roten Khmer auf barbarische Weise zu Tode kamen – irgendwie mußte ich ein paarmal an die Schlächtervideos während der Busfahrt neulich denken. Nun sitzen ja viele der damals Verantwortlichen heute wieder in hohen Ämtern und diese Menschen können nicht wirklich ein Interesse an dieser Gedenkstätte haben. Es gibt nicht einmal einen Busparkplatz in der Nähe des Museums – naja, die chinesischen Touristengruppen werden hier eh nicht auflaufen. Die heutigen Bilder haben mich nachts noch stundenlang verfolgt, bis ich endlich einschlafen konnte .

In der Sackgasse

Der Express-Minibus, der uns in 3 Stunden nach Sen Monorom bringen sollte, hielt unterwegs laufend an um weitere Fahrgäste oder auch nur Waren ein- oder auszuladen. Der Fahrer organisierte dies während der Fahrt wie ein Broker, in dem er fast pausenlos mit einem seiner beiden Handys telefonierte. So wurden fast 6 Stunden Fahrt daraus und ich staunte über die Akkukapazität seiner Telefone. Für Kurzweil sorgten derweil diverse chinesische Massaker-DVD, deren Unterhaltungswert bestand aus einer sinnlosen Aneinanderreihung von übelsten Methoden Menschen zu schlachten.

Für „Übergepäck“ findet sich immer eine Möglichkeit es zu verstauen.

In Sen Monorom saßen wir dann gefühlt in einer Sackgasse: Beate hatte Probleme mit ihrem rechten Fuß, bzw. dem passenden Schuhwerk um Wandern gehen zu können (es ist eine Folge ihres Schlaganfalls, dass sie zeitweilig sehr viel Halt im Schuh benötigt). Auf dem Weg nach Norden in Richtung Ban Lung gab es keine Transportmöglichkeit – weiter ging es also nur auf dem gleichen Weg auf dem wir gekommen waren. So beschlossen wir nach zwei Tagen den Rückweg nach Phnom Penh anzutreten. Ein VIP-Direkt-Minibus versprach diesen Transport zügig bis 12 Uhr zu erledigen. Er schaffte die Zeitvorgabe und es gab keine Massaker-Filme dafür glich die letzte Stunde der Fahrt mehr einem Rodeoritt. Ohne Rücksicht auf Schlaglöcher und Bodenwellen bretterte er dahin, dass ich kurz davor war, zur Schonung meines Rückens, den Rest des Weges zu Fuß zu gehen.

Eindrücke aus Sen Monorom:

quasi offline

Inzwischen sind wir in Sen Monorom in der Provinz Mondulkiri angekommen. Hier wollen wir mal sehen ob es noch etwas Urwald gibt, denn die Fahrt hierher war in diesem Punkt eher erschreckend: erst jede Menge Kautschukplantagen dann bis zum Horizont alles gerodet. Hier um Sen Monorom herum gibt es keinen Wald mehr sondern viel Gras auf den Hügeln und ein paar Kiefernplantagen. Wie letztere und warum hierher gekommen sind konnten wir noch nicht in Erfahrung bringen. Internetzugang ist hier im “Outback” Kambodschas nicht immer gegeben, deshalb kann es etwas längern dauern bis wir wieder aktuelle Informationen posten (können).

Frühstück am Mekong

Bevor es soweit ist gilt es wieder einmal zu akzeptieren, dass Busfahren und Fotografieren unvereinbar sind. Zwischen Tonle Sap und Mekong sind die höheren Bereiche nicht mehr überflutet und überall sind Menschen dabei die Reisfelder zu bestellen. Ich sehe Fotomotive ohne Ende und bin gefangen in diesem Bus. Ich mochte noch nie mit dem Bus fahren und jetzt ist diese Unlust nicht mehr zu steigern. Als kleine Reiseanekdote ist noch berichten, dass unserem Paramount Angkor Express Bus so ca. 30 km vor dem Ziel in der Pampa der Sprit ausging. Ob die schwäbische Mentalität des Fahrers beim Tanken oder ein technischer Defekt die Ursache war blieb unklar. Wir taten es unseren kambodschanischen Reisegefährten gleich und warteten einfach ab. Irgendwann war Diesel herbeigeschaft und wir erreichten unser Ziel – endlich wieder am Mekong. Und so sah dann der Blick beim ersten Kaffee am Morgen aus:

Wir queren hier in Kompong Cham von West nach Ost die “Hauptroute” der Packpacker von Phnom Penh nach Norden in Richtung Laos, so wundern wir uns auch nicht wirklich über Tafeln wie diese:

Von diesem Tag in Kompong Cham gibt es wesentlich mehr zu sagen … von dem ausgedehnten Bummeln über die beiden Märkte am Morgen bis hin zu der Hochzeitsfeier in der High Society von Phnom Penh, in die wir an einem Hotel am Abend geraten sind. So aufgebrezelte Menschen auf einem roten Teppich habe ich vorher noch nie gesehen, also habe ich mich hinter den Hoffotografen gestellt und mitgeknippst. Da es sicherlich eine private Feier war, stelle ich keine Fotos davon ins Internet.

Bon Om Tuk fällt wieder aus

Bon Om Tuk, das große Wasserfestival, wurde von der Regierung für dieses Jahr mit der Begründung abgesagt, dass die Überflutungen die Menschen so arg getroffen haben und die Energie auf entsprechende Hilfen verwandt werden soll. Die Opposition sieht es nach den vermeintlichem Wahlbetrug im Sommer eher so, dass die Regierung Angst vor Protestveranstaltungen hat wenn 2 Millionen Kambodschaner zum Festival in die Hauptstadt strömen. Objektiv waren die Überschwemmungen wohl nicht heftiger als in Jahren in denen es stattgefunden hat. Im letzten Jahr fiel es aus weil kurz zuvor König Sihanouk gestorben war und 2011 war es abgesagt worden weil es im Jahr 2010 bei einer Panik auf einer Brücke über 300 Tote gegeben hatte. Welche Version zur diesjährigen Absage stimmt können wir nicht beurteilen, es ist auf jeden Fall sehr schade. So gibt jetzt für uns keinen Grund bereits Mitte November in Phnom Penh zu sein. Es lockt die östliche Provinz Mondulkiri mit ihrem Namen und ihrer gebirgigen Lage an der Grenze zu Vietnam. Auf dem Weg dorthin werden in Kompong Cham an unserem Lieblingsfluß Mekong stoppen, ganz getreu dem Motto: