Ra-Tha-Sway-Pwe

Es ist der fünfte Vollmond auf dieser Reise und wieder erleben wir etwas ganz Spezielles. Das Ra-Tha-Sway-Pwe (Tug-of War Festival) dauert 3 Tage und endet in der Vollmondnacht. Es ist ein uraltes aber kein religiöses Fest im Rakhine-Staat, über dessen Ursprung es verschiedene Geschichten gibt. Diesen gemein ist, dass die Lösung eines Konfliktes durch Seilziehen zwischen den Parteien entschieden wird. Aktuell treten verschiedene Mannschaften gegeneinander an, die einen Wagen in der Mitte des Festplatzes gegen die andere Mannschaft auf ihre Seite ziehen müssen. Das ganze findet unter lautem Trommelwirbel und den Anfeuerungsrufen der Zuschauer statt. Wobei letztere auch unterstützend mit eingreifen. Auf jeder Seite des Wagens sind zwei dicke Seile von mindestens 30 Meter Länge angebracht und in dem ganzen Trubel ist es nicht auszumachen wieviele Menschen tatsächlich mitziehen, aber es ist wohl schwerlich möglich noch irgendwo eine Hand an die Seile zu bekommen. Die Wettkämpfe finden nur bei Dunkelheit statt und nach dem letzten Wettkampf wird der Wagen, der mit einem Baum geschmückt ist verbrannt. Den wenigen ausländischen Besuchern wurden Plätze auf der VIP-Tribüne zugewiesen und sie bekamen ein Blatt mit Hintergrundinformationen zu dem Fest in englischer Sprache überreicht. Wie überall in Myanmar sind die Menschen nicht nur sehr freundlich und hilfsbereit sondern auch sehr am Wohlergehen der Besucher interessiert. Die Bedeutung dieses Festes kann man auch an den vielen Fernsehkameras und den Satellitenschüsseln erkennen, die offensichtlich für Liveübertragungen genutzt werden. Die wenigen Touristen sind dabei auch immer wieder ein beliebtes Motiv für Kameras, in wie viele Wohnzimmer wir es wohl an den letzten beiden Abenden geschafft haben. Tagsüber fahren immer wieder Tuk-Tuks oder Kleinlaster der Mannschaften durch den Ort, ausgerüstet mit Stromgenerator und riesigen Boxentürmen und umgeben von fröhlichen Menschen, die zu der Musik tanzen. Es ist ein bißchen Love-Parade Stimmung, wobei der Schalldruck immer im 3-stelligen Dezibelbereich liegen muß (er darf auch gerne jenseits der Schmerzgrenze sein).

Aufmerksam wurde die Weltöffentlichkeit zuletzt 2012 auf den Rakhine-Staat als es hier zu progromartigen Übergriffen von „Buddhisten“ gegen die muslimischen Rohingya kam. Die Informationen und Meinungen, die wir hierzu diesem Thema bekommen konnten sind spärlich, scheinbar fühlen sich einige nachträglich durch den „muslimischen“ Terror des IS gerechtfertigt, der hier recht genau beobachtet wird. Die Moschee in Sittwe ist auch für uns „off-limits“ und wird rund um die Uhr von der Polizei bewacht, was uns ein beklemmendes Gefühl macht. Es haben sich aber auch nicht alle an den Auschreitungen beteiligt und so hatten Rohingya u.a. Zuflucht in budhhistischen Klöstern gefunden. Wir haben versucht mehr Informationen zu den Spannungen zwischen Muslimen und Buddhisten zu bekommen, aber je mehr Leute wir dazu befragt haben um so verwirrender wurde die Angelegenheit für uns. Einen Teilaspekt fanden wir hingegen einleuchtend, die Regierung hat kein Interesse daran das Problem zu lösen, da es eine gute Rechtfertigung für die Stationierung von Militär ist und weil eine zerstrittene Bevölkerung keine gemeinsame Opposition bilden kann. Während die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi im Westen kritisiert wurde weil sie sich nicht zu den Übergriffen geäußert hat ist sie hier oben nicht wohl gelitten weil sie keine Position für die Buddhisten ergriffen hat. Aber wie zuverlässig oder gar statistisch relevant die Meinungsäußerungen uns gegenüber sind können wir nicht beurteilen. Bestimmt sind die Menschen hier eher vorsichtig mit Stellungnahmen weil sie nicht abschätzen können was sich daraus entwickeln kann, und IM soll es überall in Myanmar geben.

Um diesen Bambusbusch wird gezogen

Die Grenze zwischen Wettkämpfer und Zuschauer ist manchmal nicht so ganz offensichtlich

und so sehen Sieger aus.

Es herrscht Partystimmung im ganzen Ort.

Morgens auf dem Weg zum Markt

Große Fische werden kunstvoll aufgeschnitten und in der Sonne getrocknet,

Auf dem Markt hängen sie dann platzsparender.

Selbstverständlich gibt es auch hier große Pagoden,

Ein Blick ins Innere.

Im Straßenverkehr dominieren zum Teil noch die Rikschas.

Eine Besonderheit von Sittwe ist sicherlich die große Kolonie Flughunde mitten in der Stadt.

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