Vielleicht muss man (etwas) verrückt sein um ein paar Tage nachdem man herauskomplimentiert wurde mit neuem Visum wieder an der Immigration auf dem Flughafen in Yangon zu stehen. Die Einreiseformalitäten waren ruckzuck erledigt und schon wenig später ließen wir uns im Taxi zum nördlichen Busbahnhof von Yangon bringen. Weder hatten wir Bustickets für den Nachtbus nach Mawlamyine noch hatten wir dort eine Unterkunft reservieren können. Dieser Busbahnhof ist nicht nur riesig sondern auch sehr unübersichtlich. Da diverse Unternehmen von hier fahren und diese zum Teil die gleichen Strecken bedienen ist es eine Kunst sich hier zurechtzufinden. Unser Taxifahrer klapperte mit uns mehrere Unternehmen ab bis wir die gewünschten Fahrkarten erstehen konnten. So wie wir es bisher immer wieder und überall erlebt haben sind die Menschen in Myanmar extrem hilfsbereit und freundlich. Wir kennen nur ein Gegenbeispiel in Form eines preußischen Bürokraten in Bogalay, der aber fällt in unserer Statistik überhaupt nicht ins Gewicht.
Die anschließende Busfahrt war in keiner Weise besonders, nur war sie zu kurz, denn um 3 Uhr morgens fanden wir uns auf dem Busbahnhof von Mawlamyine wieder. Wie gerne hätten wir noch 2-3 Stunden im Bus geschlafen oder gedöst. Trotzdem fanden wir zu dieser Unzeit noch eine Herberge, und wie wir es bereits von anderen Reisenden gehört hatten wurde uns diese erste Teilnacht nicht berechnet.
Die Gipfel von Hügeln und Bergen scheinen in Myanmar nur eine einzige Funktion zu haben, sie sind Standort für eine Pagode oder wenigstens für einen Stupa. So wundert es auch nicht, dass die Hügelreihe, die mitten durch den Ort läuft von einer Reihe von Pagoden gekrönt wird. Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick über den Ort, den Fluß Than Lwin und die Insel Bilu Kyun im Westen. Natürlich sind gerade zu Sonnenuntergang viele Menschen hier oben.
An zwei Tagen haben wir uns ein kleines Motorrad gemietet um uns etwas in der näheren Umgebung umzusehen. Nördlich von Mawlamyine liegt die Drei-Felsen-Pagode (Nwa La Bo Paya), bei der die drei Felsen wohl auf natürliche Weise übereinander gestapelt wurden. Von der Statik soll dieses Türmchen viel spektakulärer als der „Golden Rock“ sein, der wohl von einem Pilgerort zu einem riesigen Rummelplatz gewandelt wurde. Wir waren nicht dort und wollen auch nicht hin weil jeder Touristenbus dort vorbei kommt. Bei der Drei-Felsen-Pagode handelt es sich (noch) um einen lokalen Pilgerort, dessen Zufahrt nur auf der Ladefläche eines größeren LKW möglich ist. Der Laster fährt erst los wenn ausreichend Passagiere an Bord sind. Wir waren wieder einmal die einzigen Langnasen und damit für so manchen Pilger die größere Attraktion als die Pagode. Auf jeden Fall hatten die Burmesen einen riesen Spaß als der Laster schaukelnd die zum Teil recht heftigen Steigungen hinauf kroch. Diese Pilgertour wirkte nicht wie eine ernste Angelegenheit. Was den Buddhisten ganz offensichtlich fehlt ist dieses verkrampfte, zwanghafte gottgefällige Getue der monotheistischen Religionen. Eigenverantwortlichkeit scheint den Menschen besser zu bekommen als der verzweifelte Versuch es immer einem Erlöser/Gott recht machen zu müssen.
Ein kleiner Fauxpas passierte uns auf dem weiteren Weg durchs Land, bei dem Versuch ein Kasernengelände zu umfahren erwischten wir offensichtlich eine ungesicherte Hintertür und fanden uns mitten auf eben diesem Gelände wieder. Dies war für die Soldaten wohl noch unangenehmer als für uns, jedenfalls entwickelten sie einigen Aktionismus und einer redete wie ein Wasserfall auf uns ein, obwohl er merken mußte, dass wir kein Wort verstanden. Nach einigem Hinundher konnten wir und darauf verständigen, dass wir uns auf dem uns bekannten Weg wieder verdrücken und keiner etwas gesehen hat.
Einen emotionalen Höhepunkt dieser Reise erlebten wir am späteren Nachmittag als wir uns steil aus der Ebene aufragende Kalkfelsen an der Strecke nach Hpa-an ansahen. Der Feldweg, den wir zu den Felsen gefahren waren, schien auf einem naheliegenden Reisfeld zu enden. Als wir umdrehen wollten zeigte ein zufällig vorbeikommender Bauer immer wieder den Weg weiter um den Felsen herum. Ging es dort doch weiter? Der Weg war bald nicht mehr als solcher zu erkennen aber ein Trampelpfad ging über Steine um den Felsen herum und in eine Art Talschluss hinein. Hier grasten ein paar Ziegen, dann sahen wir Kinder und als wir näher kamen auch jede Menge Affen. Erst als wir am Talschluss ankamen erkannten wir oben im Felsen auf halber Höhe ein kleines Haus und daneben eine Buddhastatue. Hier standen zwei Mönche und deuteten uns zu kommen, was wir anfangs nicht richtig verstanden sondern gegenteilig interpretierten. Was wir dann atmosphärisch erlebten läßt sich nicht beschreiben. Die beiden Mönche gaben uns zu trinken breiteten einen leeren Reissack zu Füßen des Buddhas vor dem Stuhl eines Mönches auf damit wir uns dort hinsetzen konnten. Dann wurden die Affen gefüttert. Von überall aus den Felsen kamen sie auf den kleinen Platz vor dem Buddha und ließen sich nicht durch unsere Anwesendheit stören. In der Zwischenzeit hatten sich alle Kinder zu Füßen des Mönches hingesetzt und bestaunten uns. Leider kam kein Gespräch zu stande weil unsere 3 Worte Burmesisch und die 2 Worte Englisch auf Seiten der Mönche keine ausreichende Basis bildeten. Dazu stelle man sich jetzt noch das schöne warme Sonnenlicht des Spätnachmittages und eine spektakuläre Felskulisse der Karstberge vor. Auf ein kaum wahrnehmbares Zeichen verschwanden alle Kinder in dem kleinen Gebäude begannen mit einem Sprechgesang, wie wir ihn von den buddhistischen Mönchen schon so oft gehört haben. Dann machten sie sich offensichtlich fertig um nach Hause zu gehen, dies empfanden wir auch als Signal uns zu verabschieden.
Buddhastatuen gibt es in Myanmar wie Sand am Meer, große und kleine, aufwendige und schlichte, sowie gigantische. Ein paar Kilometer südlich von Mawlamyine findet man den größten liegenden Buddha der Welt (Zinathukha Yan Chanda), der von Kopf bis Fuß 180 m mißt und in seinem Inneren 182 Räume auf 8 Stockwerken beherbergt. Wir fanden, daß wir schon viel schönere Buddhas gesehen haben und daß Größe allein auch nichts hermacht. Direkt gegenüber wurde bereits das nächste Monumentalwerk in Angriff genommen. Dabei ist der erste Buddha nach über 20 Jahren Bauzeit immer noch nicht fertig.

Nonnen auf dem Almosengang

Auf der Hügelkette in Mawlamyine stehen eine Reihe von Pagode.

die auch als Spielplatz taugen

und gerne zum Sonnenuntergang aufgesucht werden.

Handwerklich eine Spitzenleistung, dieser ca. 4 m hohe Buddha in Mawlamyine ist komplett aus Bambus geflochten.

Die Drei-Felsen-Pagode steht nördlich von Mawlamyine

in den Bergen

und kann nur per LKW erreicht werden (mein erstes und bisher einziges Selfie)

Dieses kleine Kloster fanden wir in den Berge östlich von Mawlamyine

Neben den beiden Mönchen lebt hier eine große Herde Affen.

Die spirituelle Atmosphäre hat uns völlig in ihre Bann gezogen.

Zeit um Abschied zu nehmen.

Der größte liegende Buddha der Welt ist 180 m lang.

Den Weg dorthin weisen 500 überlebensgroße Mönchsstatuen.